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Anabolika-Doping auch in BRD-Leichtathletik

25. März 2017

31 Top-Leichtathleten der alten Bundesrepublik geben gegenüber einem Wissenschaftler der Universität Hamburg zu, anabole Steroide eingenommen zu haben. Die Studie zeigt: Die Quote der gedopten Sportler war hoch.

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Dose mit Tabletten des anabolen Steroids Danabol. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

"Die Daten belegen statistisch signifikant, dass mehr als 50 Prozent der Athleten anabole Steroide eingenommen haben", schreibt der Pharmazeut Simon Krivec in seiner noch unveröffentlichten Doktorarbeit an der Universität Hamburg, über die das WDR-Fernsehmagazin "Sport inside" berichtet. Krivec hatte 121 ehemalige männliche Topsportler des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) angeschrieben. Kriterium war, dass sie in der alten Bundesrepublik zu den besten Drei gehört hatten, bei Welt- oder Europameisterschaften, Olympischen Spielen oder Länderkämpfen gestartet waren. 61 der Angeschriebenen, denen Anonymität zugesichert wurde, meldeten sich zurück. Das Ergebnis: 31 Top-Leichtathleten gaben an, in ihrer aktiven Zeit - von Ende der 1960er Jahre bis in die späten 1980erJahre - Anabolika genommen zu haben. Und das in Dosierungen und über Zeiträume, wie sie auch im Staatsdoping der früheren DDR üblich waren.

Krankenkassen bezahlten Dopingmittel

Die Dosierungen hätten in fast allen Fällen weit über den Empfehlungen der Hersteller gelegen, berichtet "Sport Inside". Die bevorzugten Medikamente, Dianabol (auch bekannt unter dem Namen Danabol) und Stromba, seien häufig über Rezept bezogen worden. Bis auf wenige Ausnahmen seien die ausgestellten Rezepte von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt worden. In einem Fall seien alleine im Jahr 1974 Mengen rund 5000 Milligramm Dianabol konsumiert worden, was rund 1000 Tabletten entsprach. Die Anabolika-Einnahme habe sich über einen Zeiträume von bis zu zwölf Jahre erstreckt.

Anabolika stehen in der Leichtathletik seit 1970 auf der internationalen Verbotsliste. Die Studie zeigt, dass die leistungssteigernden Mittel auch danach weiter angewandt wurden. Ärzte, Apotheker, Trainer und weitere Personen aus dem Umfeld der Athleten waren zum Teil aktiv daran beteiligt.

In der Zwickmühle

Die Leichtathleten hätten sich damals in einer Zwickmühle befunden, sagte der frühere Diskuswerfer Klaus-Peter Hennig gegenüber "Sport Inside". Der mehrfache Deutsche Meister und Olympiateilnehmer 1968 und 1972, hatte der Veröffentlichung seines Namens zugestimmt. Es habe ihn persönlich sehr belastet, zu den verbotenen Mitteln gegriffen zu haben, sagte Hennig: "Auf der einen Seite will ich selber Leistung verbessern, hohe Leistung bringen, die Olympiateilnahme schaffen. Auf der anderen Seite weiß ich, dass das ohne unterstützende Mittel eigentlich nicht geht."

sn/AR (WDR Sport inside)