1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Frech und witzig: Wagen beim Rosenmontagszug

Rebecca Herber
4. März 2019

In Köln wütet Theresa May im Brexit-Wahn, in Mainz reitet Merkel auf der lahmen Koalition, und durch Düsseldorf rollt ein Toleranz-Wagen. Kein Thema ist vor den Wagenbauern der Rosenmontagszüge sicher.

https://p.dw.com/p/3EAtN
Deutschland Mainz Präsentation der Motivwagen des Rosenmontagszugs 2019
Bild: Imago/rheinmainfoto

An diesem Rosenmontag ist es wieder so weit - trotz Sturmwarnung. Dicht an dicht stehen die Närrinnen und Narren in den Karnevalshochburgen Köln, Mainz und Düsseldorf am Straßenrand, um die großen Motivwagen zu bestaunen. Alle Jahre wieder kreieren die Wagenbauer mit viel Fantasie und Geschick Figuren, die die beherrschenden Themen aus Stadt-, Bundes- und Weltpolitik satirisch auf die Spitze treiben. Die Mainzer und Kölner haben ihre Wagen schon vorab präsentiert, in Düsseldorf wurde das Geheimnis traditionell erst am Rosenmontag gelüftet - mit einer Ausnahme.

Toleranz wagen in Düsseldorf

Es handelt sich aber auch um einen ganz besonderen Motivwagen mit einer starken Botschaft: den "Toleranz-Wagen". Mit roten Pappnasen im Gesicht steht da ein Iman neben einem katholischen Priester, daneben ein Rabbiner und eine evangelische Pfarrerin - und alle gemeinsam sind sie jeck - also närrisch im Karneval. Auf dem Wagen fahren je sieben Vertreter der vier Religionsgemeinschaften mit, die unter anderem koschere Süßigkeiten in die Menge werfen. 

Toleranz-Wagen mit einem Muslim, einem katholischen Pfarrer, einem Juden und einer evangelischen Pfarrerin
Der Toleranz-Wagen, der beim Düsseldorfer Rosenmontagszug Premiere feiert Bild: report-D

Queen flüchtet in Mainz vor dem Brexit

Mainz wird seinem Ruf als politische Hochburg der Fastnacht, wie der Karneval in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz genannt wird, wieder mehr als gerecht - auch wenn der Mainzer Carneval Verein in diesem Jahr aus Kostengründen nur elf statt der üblichen 13 Motivwagen präsentieren kann. Diese nehmen die politischen Entwicklungen des letzten Jahres aber gekonnt spöttisch ins Visier: Merkel reitet auf dem beinahe totgerittenen Pferd der Koalition, die Queen rennt mit einem Asylantrag in der Hand vor dem Brexit weg, und die Weltkugel spuckt einen Berg von Plastikmüll aus.

Von Macron bis Trumps Tattoo: Karnevalswagen in Köln

"Uns Sproch es Heimat"

In Köln haben 30 Menschen in sieben Wagenbauteams vom 11. November bis Mitte Februar an den 26 Persiflage-Wagen gearbeitet, die sich an diesem Rosenmontag ihren Weg durch die Menschenmassen bahnen. Das Motto der aktuellen Karnevals-Session lautet "Uns Sproch es Heimat" (Unsere Sprache ist Heimat). Neben lokalpolitischen Themen findet man auch hier Anspielungen auf die Weltpolitik: Donald Trump schlägt mit einem Golfschläger internationale Abkommen wie das Pariser Klimaabkommen und den Iran-Deal weg, und die französischen Gelbwesten versuchen, den goldenen Emmanuel Macron von seinem Sockel zu stürzen.

Donald Trump mit Tattoo auf dem Gesäß
Trump präsentiert seinen Allerwertesten: "I love me" Bild: DW/R. Herber
Zugleiter Alexander Dieper zeigt zwei Entwürfe für die  Motivwage
Zugleiter Alexander Dieper mit Entwürfen für die MotivwagenBild: picture alliance/dpa/O. Berg

Mit einem Wagen nimmt sich der Kölner Karneval selbst auf die Schippe: Er zeigt ein Pferd, das es sich in einer Kutsche gemütlich gemacht hat, während zwei Gardisten es ziehen. Der Wagen spielt auf einen Vorfall im letzten Jahr an: Damals waren zwei Pferde mit einem Wagen durchgegangen, vier Menschen wurden verletzt. Das löste eine Diskussion über die Notwendigkeit von Pferden bei Großveranstaltungen wie dem Karneval aus. Um den Tierschutz zu gewährleisten, habe man sich mit einer Veterinärmedizinerin beraten. "Wir sind jetzt davon überzeugt, dass wir unter Wahrung des Tierschutzes die Pferde weiterhin mitnehmen können", sagt Zugleiter Alexander Dieper. Letztendlich traben die Tiere aber doch nicht in Köln durch die Straßen. Wegen des angekündigten Orkans verzichten die Kölner in diesem Jahr auf Pferde und Kutschen.

Vorfreude und Euphorie

Sicherheit sei auch im Allgemeinen ein sehr großes Thema für alle Karnevalsvereine, so Dieper. "Wir alle haben nur eines im Sinn: den Rosenmontagszug sicher und friedlich durch die Städte zu bringen. Wir tauschen uns regelmäßig aus und lernen voneinander."

Nach Abschluß der Vorbereitungen, freute der Zugleiter sich auf den Straßenkarneval: "Das Richtfest ist für mich der Start in die heiße Phase des Karnevals. Jetzt kann's losgehen. Ich bin voller Vorfreude und Euphorie."