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Bolt - The Fastest of all time

Joscha Weber Bonn 9577
Joscha Weber
20. August 2016

Er selbst sieht sich als "the Greatest of all time". Dieser Titel gebührt jedoch einem anderen Großen des Sports, meint Joscha Weber: Muhammad Ali. Der Boxlegende hat Bolt aber eine entscheidende Erkenntnis voraus.

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Rio Momente 17 08 Leichtathletik 200 m Männer Halbfinale (Copyright: Reuters/P. Noble)
Keiner ist schneller - und keiner wird es auf absehbare Zeit sein.Bild: Reuters/D. Ebenbichler

Weil manche Journalisten so langsam nicht mehr wissen, was sie Usain Bolt eigentlich noch fragen sollen, wird man kreativ. So wollte zum Beispiel ein amerikanischer Kollege von Bolt wissen, welchen Song ihm Reggae-Legende Bob Marley schreiben würde, wenn der denn noch unter den Lebenden weilen würde. Bolts Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "The Greatest of all time." Der gute Bob Marley hätte sicherlich seine Freude an seinem ewig gut gelaunten und überbordend selbstbewussten Landsmann gehabt.

Dieser Titel ist aber bekanntlich schon an einen anderen vergeben: Muhammad Ali. Die verstorbene Boxlegende ist einmalig in der Sportgeschichte. Keiner reicht an den charismatischen Selfmademan, der sich diesen Titel übrigens auch selbst verlieh, heran. "Eigenlob stinkt", sagt ein deutsches Sprichwort. Im Falle der beiden Sportgranden Bolt und Ali ist es schlicht Teil der Persönlichkeit und natürlich eine Vermarktungsstrategie. Schon Ali wusste, dass das Klappern zum Geschäft dazugehört. Publikum und Medien liebten seine Sprüche, seine theatralischen Auftritte, seine Hallo-Hier-Komme-Ich-Mentalität. Usain Bolt hat die Ali-Methode kopiert und gewissermaßen modern interpretiert. Auch er genießt und verlangt die Aufmerksamkeit, nur hat er eben inzwischen ein Medienteam um sich, das bereits kurz nach dem Lauf Bilder und Kommentare auf Instagram, Twitter und Co. postet. Der Ali 2.0.

Joscha Weber (Foto: DW)
DW-Sportredakteur Joscha Weber: "Muhammad Ali verpasste den richtigen Moment. Bolt tut gut daran, als Ungeschlagener zu gehen."

Der verpasste Moment

Aber Usain Bolt macht auch eine entscheidende Sache besser als das historische Vorbild: Er weiß wann Schluss ist. Bolt geht in dem Moment, in dem er (noch) der Beste ist. Er verlässt die große Bühne als Ungeschlagener. Das schaffte Ali nicht. "The Greatest" verpasste den Moment und verlor Anfang der 80er Jahre seine beiden letzten Kämpfe - bereits gezeichnet von der Parkinson-Krankheit. Bolt, der sicher noch eine Weile siegen könnte, tut gut daran, es nicht darauf ankommen zu lassen und sich solcherlei Selbstdemontagen im sportlichen Seniorenalter zu ersparen.

Denn seine Auftritte in Rio haben auch gezeigt, dass Bolt nicht mehr schneller, sondern langsam langsamer wird. Er gewinnt zwar immer noch überlegen, aber seine eigenen Rekorde sind schon ein kleines Stück außer Reichweite, auch wenn er fest daran geglaubt hatte, es sei möglich die 19,19-Sekunden-Marke auf seiner geliebten 200-Meter-Strecke zu brechen. Er konnte es nicht.

Muhammad Ali US-amerikanische Boxer (Copyright: picture-alliance/Mary Evans Picture Library)
Selbst-Marketing gehört zum Profisportlertum dazu. Ali und Bolt waren darin echte Meister.Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library

Seine Weltrekorde nimmt ihm so schnell niemand

Seine nun neun Goldmedaillen stehen jedoch für sich. Bolt hat einmalige genetische Voraussetzungen in die Wiege gelegt bekommen und wir alle müssen weiterhin davon ausgehen, dass dies sein einziges Erfolgsgeheimnis ist. Diese unterscheiden ihn vom Rest der Athleten und eins scheint sicher: Seine astronomischen Weltrekorde erreicht so schnell keiner nach ihm. Er ist eben "the Fastest of all time".

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