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Bleibt Hrubesch nur die Interimslösung bei den DFB-Frauen?

6. November 2023

Nach der Vertragsauflösung von Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gibt es nun Klarheit bei den DFB-Frauen. Doch wer übernimmt das Nationalteam? Ist Horst Hrubesch mehr als nur eine Notlösung?

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Portraitfoto von Bundestrainer Horst Hrubesch
Hat auch mit 72 Jahren noch Spaß am Fußball: DFB-Interimscoach Horst HrubeschBild: Ulrich Wagner/picture alliance

Mit der Vertragsauflösung von Martina Voss-Tecklenburg ist das Dauerthema beim DFB beendet. Der Deutsche Fußball-Bund hatte nach wochenlanger Hängepartie schließlich bekannt gegeben, dass der bis Sommer 2025 laufende Vertrag der Bundestrainerin mit sofortiger Wirkung aufgelöst wurde.

Für die Nationalspielerinnen bringt diese Nachricht endlich Klarheit. Linda Dallmann vom FC Bayern München betonte aber auch, dass für sie das Wohlergehen und die Genesung von Voss-Tecklenburg an erster Stelle stünden. Das ständige Hin und Her in dieser Angelegenheit hätte das Team belastet, räumte Dallmann ein.

Zwei Siege in zwei Spielen unter Hrubesch

Die Hängepartie um die im September krankgeschriebene und sich anschließen im Erholungsurlaub befindliche Voss-Tecklenburg hatte in den letzten Wochen für viel Unruhe im Umfeld der Nationalmannschaft gesorgt. Horst Hrubeschdagegen brachte etwas Ruhe und Beständigkeit. Unter seiner Regie als Interimscoach holten die Nationalfußballerinen in der Nations League Siege gegen Wales (5:1) und in Island (2:0).

Hrubesch selbst äußerte sich besonnen zur Situation. Für ihn stehe vor allem im Vordergrund, dass die Angelegenheit nun abgeschlossen ist. "Die Analyse ist ja nicht mein Bier gewesen", sagte Hrubesch mit Blick auf die Aufarbeitung des WM-Debakels von Australien. Auf die Frage, ob man den Begriff "Interim" beim Trainer nun streichen könne, sagte Hrubesch jetzt vielsagend: "Man kann alles streichen." 

Allerdings habe es noch keine Gespräch mit dem DFB über die Phase der Nations-League-Spiele hinaus gegeben, in denen es um die Olympia-Qualifikation für Paris 2024 geht, so Hrubesch.

DFB will sportlichen Neuanfang

Doch bevor in dieser Angelegenheit eine Entscheidung fällt, muss sich der DFB neu aufstellen. Präsident Bernd Neuendorf ist mit  Geschäftsführer Andreas Rettig zunächst auf der Suche nach einem neuen Sportdirektor oder einer Sportdirektorin für die Frauen-Nationalmannschaft. Nationaltorhüterin Almuth Schult wird hier als mögliche Option gehandelt.

Gemeinsam soll dann die Nachfolge von Voss-Tecklenburg geregelt werden. 2025 findet die Europameisterschaft in der Schweiz statt. Der Weg dorthin soll bestenfalls mit einer erfahrenen Trainerin oder einem erfahrenen Trainer absolviert werden, der dann wahrscheinlich nicht Hrubesch heißt. Denn der 72-Jährige strebt an, nach Olympia 2024 in Paris zum Hamburger SV zurückzukehren.

Lösung aus dem Ausland?

Stefan Kuntz wäre einer der Kandidaten für den vakanten Bundetrainer-Posten bei den DFB-Frauen. Er hat erfolgreiche Arbeit mit der U21 des DFB geleistet. Einiges mehr an Erfahrung bei den Frauen bringen Trainer aus der Frauen-Bundesliga mit, wie zum Beispiel Tommy Stroot (Wolfsburg) oder Ralf Kellermann, der einst erfolgreich als Trainer für die Frauen-Mannschaft des VfL Wolfsburg tätig war und seit 2017 dort Sportlicher Leiter ist.

Ex-Nationalstürmerin Inka Grings ist derzeit als Nationaltrainerin der Schweiz beschäftigt. Sie betreute das Team auch bei der WM 2023. Der Schwede Tony Gustavsson (Nationaltrainer Australien) und Sarina Wiegman (Nationaltrainerin England) sind ebenfalls interessante Optionen, wobei letztere finanziell anspruchsvoll sein könnte. Wiegman ist die erste Trainerin, die mit zwei verschiedenen Nationen Europameister wurde, trainiert aber seit 2021 erfolgreich England. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Niederländerin zum DFB wechselt, der noch einige Baustellen offen hat.

Englands Nationaltrainerin Sarina Wiegman breitet ihre Arme in Richtung der Nationalspielerin Jill Scott aus
Englands Nationaltrainerin Sarina Wiegman führte die Niederlande und England zum EM-TitelBild: Lindsey Parnaby/AFP/Getty Images

Für die DFB-Frauen steht aktuell noch die Olympia-Qualifikation auf dem Spiel. Das deutsche Team liegt in der Nations League immer noch drei Punkte hinter den ungeschlagenen Däninnen. Das entscheidende Duell gegen Dänemark am 1. Dezember wird darüber entscheiden, ob Deutschland sich für die Endrunde der Nations League qualifiziert. Diese beschert den beiden Finalistinnen das Ticket für die Olympischen Spiele 2024. Trainer Hrubesch hat bereits Interesse an einer Betreuung in Paris bekundet. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Szenario eintreten wird.