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"Rock am Ring": Festival mit Blitzeinschlag

Annabelle Steffes7. Juni 2015

Deutschlands größtes Musikfestival ist umgezogen: Statt am Nürburgring feierte "Rock am Ring" in dem kleinen Eifeldorf Mendig sein 30-jähriges Jubiläum. Und trotzte sogar einem Unwetter.

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Rock am Ring Nach dem Sturm
Bild: DW/A. Steffes

Dampf steigt in den Nachthimmel auf. Scheinwerfer schwenken über die Menge, die sich vor der Bühne versammelt hat. Zehntausende Fans springen, tanzen und reißen voller Begeisterung die Arme in die Luft. Wie aus einem Mund singen sie lautstark den Refrain eines Deichkind-Songs: "Yippie Yippie Yeah!" Die Hamburger Hip-Hop-Band gibt gerade ihre Zugabe. Das Festival "Rock am Ring" ist auf seinem Höhepunkt angekommen. Über 80 Konzerte waren es in diesem Jahr, die sich nonstop aneinanderreihten. Deichkind verlassen die Bühne, um sie dem Late-Night-Act Marsimoto zu überlassen. Auch er heizt den Leuten noch mal richtig ein. Die Fans drehten auf. Schließlich sind sie genau dafür gekommen: um dem Alltag zu entfliehen, um völlig einzutauchen in diese Festival-Welt, um ein Teil von ihr zu werden.

Festival der Festivals

Es gibt so einige Musikfestivals in Deutschland, aber keines ist so bekannt und so groß wie "Rock am Ring". Seit 30 Jahren lockt es Musikfans aus ganz Europa in die Eifel. "Dieses Festival ist einfach gigantisch!", schwärmt der 18-jährige Luca. "Ob Fans, Bands oder die Stimmung - es ist einfach ein ganz besonderes Festival!" Mit rund 90.000 Besuchern war es ausverkauft. Viele reisen schon Tage vor dem eigentlichen Konzertbeginn an. Auf den Campingplätzen herrscht eine Mischung aus Urlaubs- und Partylaune: von überall her schallt laute Musik aus den von zu Hause mitgebrachten Boxen. Es wird gegrillt, getrunken und gefeiert. Viele kommen auch, um sich ein bisschen selber zu feiern. Das Programm ist so vielfältig wie seine Besucher: Hip Hop, Heavy Metal oder Pop. "Rock am Ring" ist ein gigantisches Spektakel, das sich viele Bands nicht entgehen lassen wollen.

Band Deichkind, Foto: Thomas Frey, dpa
Außerirdische? "Deichkind" mit exotischem Kopfschmuck auf der BühneBild: picture-alliance/dpa/T. Frey

"Rock am Ring" nun ohne Ring

In diesem Jahr traten internationale Größen wie Marylin Manson, die Foo Fighters oder auch Motörhead auf. Aus Deutschland waren es die Toten Hosen, die Beatsteaks und Kraftklub. "Rock am Ring" hat eine lange Tradition und besitzt unter Musikfans Kultstatus. 2015 markiert allerdings ein ganz besonderes Jahr, sowohl für die Fans als auch für Festivalchef Marek Lieberberg: Deutschlands größtes Festival feierte sein 30-jähriges Jubiläum, und das auch noch an einem neuen Standort. Nach dem Verkauf der Rennstrecke Nürburgring gab es Querelen mit den neuen Betreibern. Deshalb schlug "Rock am Ring" die Festivalzelte auf einem ehemaligen Bundeswehrflugplatz in der 9000 Seelengemeinde Mendig auf. Im Vorfeld hatte der Umzug für heiße Diskussionen gesorgt und so ganz unproblematisch war der Start am neuen Standort dann auch nicht.

Rock am Ring 2015
Rock am Rings neue Heimat: Der Flugplatz in MendigBild: DW/A. Steffes

Die Campingplätze waren schnell überfüllt. Nur fünf Quadratmeter waren pro Besucher eingerechnet worden, doch bereits am Mittwochabend hatten sich 50.000 Menschen auf dem Areal eingefunden. Kurzerhand musste Festivalchef Lieberberg weiteres Ackerland von den ansässigen Landwirten kaufen und zu Campingplätzen umfunktionieren. Und auch das Sicherheitspersonal wirkte manchmal desorientiert und überfordert.

Treue Fans

Als am Freitagabend auch noch ein Gewitter losbrach, drohte die Situation zu kippen. Fritz Kalkbrenners DJ Set wurde erst verschoben und dann gänzlich abgesagt, da sich gleich zwei schwere Gewitter über der Eifelregion entluden. Blitze schlugen ins Festivalgelände ein und verletzten 33 Besucher. "Es hat sich angehört, als würde die Welt untergehen", berichtet Festival-Besucherin Svenja aus Ratingen. "Eingeschlafen sind wir trotzdem irgendwann." Das Einzige, was den Besuchern nicht erspart blieb, war das große Aufräumen am nächsten Morgen.

Vom Sturm zerstörte Zelte, Foto: Steffes
Die Verwüstung nach dem SturmBild: DW/A. Steffes

Fünfjahres-Vertrag in Mendig

Es bleibt abzuwarten, ob sich der neue Standort Mendig für das Megaevent Rock am Ring bewährt. Festivalchef Marek Lieberberg zeigt sich jedenfalls zuversichtlich, hat er doch bereits jetzt einen Vertrag für fünf Jahre mit der Option auf eine Verlängerung um weitere fünf abgeschlossen. Am Sonntagabend ging die Veranstaltung mit dem Auftritt der Metalband Slipknot jedenfalls erst mal zu Ende.