1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Sorge deutscher Sportler um Olympia 2018

4. September 2017

Nach dem jüngsten Atomwaffentest durch Nordkoreas Diktator Kim Jong-un nimmt die Debatte über Sinn und Unsinn der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang auch im deutschen Lager Fahrt auf.

https://p.dw.com/p/2jKBq
Südkorea Logo Olympische Winterspiele 2018
Bild: Getty Images/K. Nagahama

Bis zur nordkoreanischen Grenze sind es von den Wettkampfstätten der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang keine 100 Kilometer. Hinter dieser Grenze herrscht mit Kim Jong-un ein unberechenbarer Diktator, der in den vergangenen Tagen und Wochen die Weltgemeinschaft immer wieder mit provozierenden Kernwaffentests in Aufregung versetzt hat. Die Sorgen deutscher Wintersportler, die vom 9. bis 25. Februar 2018 in unmittelbarer Reichweite nordkoreanischer Waffen um Medaillen kämpfen sollen, wachsen. Dennoch glauben die meisten von ihnen fest an Olympische Spiele in Pyeongchang im Februar. Unbeschwert - so die einhellige Einschätzung - werden sie jedoch nicht sein.

"Es beunruhigt mich als Mensch, nicht als Sportverantwortlicher. Es ist dramatisch, die Eskalationsstufe ist wirklich hoch", sagte Präsident Franz Reindl vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB). "Wir unterhalten uns intern fortlaufend darüber, jeder macht sich seine Gedanken", so Thomas Schwab, Vorstandschef des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD). Im deutschen Athletenlager ist die Diskussion ebenfalls lebendig.

Hartung: "Gefahrenzone"

Max Hartung Säbelfechter DOSB-Athletensprecher Olympische Winterspiele
Fechter und DOSB-Athletensprecher Max HartungBild: picture-alliance/dpa/S. Stache

"Die Bedrohung ist sehr ernst zu nehmen. Man muss die Entwicklung total im Auge behalten. Auch was die Rolle der USA angeht", sagte Max Hartung, Athletensprecher des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). Am Ende müsse die Bundesregierung entscheiden, "ob sie ein Team in eine solche Gefahrenzone schicken kann."

Nur rund 80 Kilometer liegt Pyeongchang von der Grenze des geteilten Landes entfernt. Bei Olympia hätte der unberechenbare Kim die westliche Welt für weitere Provokationen direkt vor der Haustür, wenn sich die Verhältnisse bis dahin nicht durch das Eingreifen etwa der USA verändert haben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) setzt weiter auf Diplomatie und beobachtet die Lage. "Wir sind mit allen betroffenen Ländern im Austausch", sagte ein IOC-Sprecher am Montag: "Die Vorbereitungen gehen weiter. Wir arbeiten mit dem Organisationskomitee in Pyeongchang gut zusammen."

Kurzfristiger Rückzug möglich

Nach wie vor glauben die Vertreter des deutschen Sports fest daran, dass die Spiele in Südkorea stattfinden können. Um kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen, halte man sich mit Reaktionen zunächst einmal zurück, meinte Alpindirektor Wolfgang Maier vom Deutschen Skiverband (DSV): "Wir wollen da keine Welle lostreten. Wir äußern uns sicher im November oder Dezember dazu." Maier verwies aber auch darauf, dass man schnell eine Entscheidung herbeiführen könnte. "Wir haben im vergangenen Jahr auch unsere Athleten kurzerhand von den europäischen Jugendspielen in der Türkei zurückgezogen, als diese bei angespannter Lage im Grenzgebiet zum Iran stattfinden sollten", erklärte der Funktionär.

Südkorea Olympische Winterspiele 2018 Alpensia Sliding Centre in Pyeongchang
Pyeongchang liegt in der südkoreanischen Provinz Gangwon-do, die im Norden an Nordkorea grenztBild: picture-alliance/dpa/YNA

Auch beim Bob- und Schlittenverband will man nicht voreilig, dafür aber gewissenhaft handeln. "Wir fahren bald zum Training nach Südkorea, und dafür werden wir uns bei der Botschaft anmelden. Damit die wissen, dass wir da sind, und damit wir im Zweifel auch da wegkommen", erklärte BSD-Vorstandschef Schwab.

Athletensprecher Hartung glaubt, dass der Dachverband DOSB das Thema auf dem Schirm hat und auch Athleten, die Angst vor einer Reise ins Krisengebiet haben, helfen wird. Es sei zudem gut, so Hartung, dass Funktionäre wie IOC-Präsident Thomas Bach oder der deutsche Delegationschef Dirk Schimmelpfennig im Vorfeld der Spiele selbst nach Pyeongchang reisten: "Sie werden dann auch in eigener Sache entscheiden, ob eine Reise dorthin gefährlich ist oder nicht."

asz/sn (sid)