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Konflikte

Aktuell: Drohnenangriff auf russische Basis

26. Dezember 2022

Nicht zum ersten Mal wurde der russische Luftwaffenstützpunkt Engels attackiert. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj verurteilt einen folgenschweren Angriff auf Cherson. Ein Überblick.

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Satellitenbild des russischen Luftwaffenstützpunktes Engels (04.12.2022)
Satellitenbild des russischen Luftwaffenstützpunktes Engels (vom 4. Dezember)Bild: MAXAR TECHNOLOGIES/REUTERS

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Moskau: Ukrainische Drohne über Militärbasis abgeschossen - drei Tote 
  • Selenskyj warnt vor weiteren Angriffen
  • Ukraine bittet Indien um Unterstützung
  • Xi und Putin wollen bald beraten
  • Heftige Gefechte um Bachmut in Ostukraine

 

Auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels in der russischen Region Saratow, einige Hundert Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, sind nach Angaben der Regierung in Moskau drei Soldaten durch herabfallende Trümmer einer ukrainischen Drohne getötet worden. "Am 26. Dezember gegen 01.35 Uhr Moskauer Zeit wurde ein ukrainisches unbemanntes Fluggerät in niedriger Höhe abgeschossen, als es sich dem Militärflugplatz Engels in der Region Saratow näherte", teilte das Verteidigungsministerium laut russischen Nachrichtenagenturen mit.

Durch abstürzende Wrackteile seien drei russische Soldaten des technischen Personals auf dem Flugplatz tödlich verletzt worden, so die Darstellung aus Moskau. Es war bereits der zweite Angriff innerhalb eines Monats auf den Stützpunkt, auf dem strategische Langstreckenbomber stationiert sind.

Kiew: Russischer Stab getroffen

Bei einem eigenen Angriff in der Region Cherson hätten die ukrainischen Streitkräfte eine russische Kommandostelle außer Gefecht gesetzt, hieß es aus Kiew. Der Stab in der Ortschaft Sabaryne sei während einer Offiziersbesprechung angegriffen worden, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee mit. Dabei seien mindestens 70 Soldaten verwundet worden, die Zahl der Toten stehe nicht fest.

Heftige Gefechte um Bachmut 

Im Osten der Ukraine gibt es weiterhin schwere Kämpfe um die Stadt Bachmut. Dabei seien den Angreifern "systematische schwere Verluste" zugefügt worden, sagte ein Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost. Allein seit Samstag seien mindestens 50 russische Soldaten getötet und weitere 80 verwundet worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.Nach den Worten des Verwaltungschefs der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, scheiterten neben den regulären russischen Truppen auch Söldner der Gruppe Wagner sowie tschetschenische Kämpfer mit ihren Angriffen auf Bachmut. "Sie wollen dem Bunker-Opa zeigen, was sie können", ließ Hajdaj in Anspielung auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin verlauten. "Bisher aber verlieren sie nur tausende Soldaten, die für immer dort liegen bleiben."

Ukrainische Soldaten bereiten in der Stadt Bachmut Barrikaden vor (21.12.2022)
Bachmut wurde von den Verteidigern zur Festung ausgebaut (Aufnahme vom Mittwoch)Bild: Libkos/AP/dpa/picture alliance

Bachmut gilt als sogenannter Eckpfeiler der Front im Osten. Ein Durchbruch an dieser Stelle würde den russischen Truppen ein Vordringen tief ins Hinterland der ukrainischen Linien ermöglichen.

Selenkskyj: "Dunkelheit wird uns nicht hindern"

Mit Blick auf die wenigen verbleibenden Tage in diesem Jahr hat der Präsident der UkraineWolodymyr Selenskyj, die Bevölkerung seines Landes vor weiteren russischen Angriffen gewarnt. "Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Feind versuchen wird, diese Zeit für uns dunkel und schwierig zu machen", sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Russland habe in diesem Jahr alles verloren, was es verlieren konnte. "Aber es versucht, seine Verluste mit der List seiner Propagandisten, nach den Raketenangriffen auf unser Land, auf unseren Energiesektor, auszugleichen."

"Ich weiß, dass die Dunkelheit uns nicht daran hindern wird, die Besatzer zu ihren neuen Niederlagen zu führen", betonte der Staatschef. "Aber wir müssen auf jedes Szenario vorbereitet sein."

Ukraine-Krieg - Cherson
Raketeneinschlag im Stadtzentrum von Cherson am 24. DezemberBild: Kherson Region Administration/AP/dpa/picture alliance

Als "Unmenschen" bezeichnete Selenskyj die Verantwortlichen für den Angriff auf die südukrainische Stadt Cherson am Samstag. Dabei waren nach offiziellen Angaben mindestens 16 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt worden. "Wir werden jeden Mörder finden", versicherte der Präsident.

Ukraine bittet Indien um Unterstützung

Der ukrainische Präsident hofft auf die Hilfe Indiens bei seinen Bemühungen um Frieden. Nach einem Telefonat mit dem indischen Premierminister Narendra Modi ließ Selenskyj verlauten, er danke dem Land für humanitäre Hilfe und die Unterstützung bei den Vereinten Nationen. Modis Büro teilte mit, der Premier habe die Lebensmittel- und Energiesicherheit als eine Priorität benannt.

Indien hatte Anfang Dezember für ein Jahr die Präsidentschaft der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) übernommen. Das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt positioniert sich beim russischen Angriffskrieg neutral, weil es enge Beziehungen zum Westen und Russland unterhält. Auch bei seiner militärischen Ausrüstung und bei Ersatzteilen ist Indien Neu Delhi stark auf Russland angewiesen.

Selenskyj hatte Mitte November einen Zehn-Punkte-Friedensplan vorgelegt, der unter anderem die territoriale Integrität, das Schicksal von Gefangenen und die Ernährungssicherheit in der Ukraine umfasst.

Putin und Xi wollen Gespräch führen

In den kommenden Tagen will Putin mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping Beratungen abhalten, wie der Kreml mitteilte. Ein genauer Zeitpunkt wurde nicht genannt. Auch dazu, ob das Gespräch telefonisch oder persönlich stattfinden soll, machte das Präsidialamt in Moskau keine Angaben. Die Beziehungen Chinas und Russlands gelten ungeachtet des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine als gut.

Wladimir Putin mit Xi Jinping in Samarkand
Wiedersehen in Samarkand: Wladimir Putin (links) und Xi Jinping (2. v. r.)Bild: Sergei Bobylyov/Sputnik/AFP

Im Gegensatz zum Gespräch mit Xi sucht der Kreml nach eigenen Angaben keinen Kontakt mit dem Westen. Präsidentensprecher Dmitri Peskow dementierte, dass in Kürze ein Telefonat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geplant sei. Auch einen Neujahrsgruß an US-Präsident Joe Biden werde es nicht geben.

Persönlich waren Xi und Putin zuletzt im September am Rande des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit im usbekischen Samarkand zusammengekommen. Der chinesische Staatschef hatte in der vergangenen Woche zudem Putins Stellvertreter an der Spitze des nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, in Peking empfangen. China spricht sich offiziell für eine diplomatische Lösung des Konflikts aus, verurteilte diesen jedoch nicht und schloss sich auch nicht den westlichen Sanktionen gegen Russland an.

Medwedew vertraut auf Atomwaffen

Nach Ansicht von Medwedew halten nur die russischen Atomstreitkräfte den Westen von einer Kriegserklärung gegen Moskau ab. "Das Einzige, was unsere Feinde heute aufhält, ist die Einsicht, dass Russland sich von den Grundsätzen der staatlichen Politik (...) der nuklearen Abschreckung leiten lassen wird. Und im Falle einer realen Bedrohung wird es danach handeln", schreibt Medwedew in einem ausführlichen Artikel im russischen Amtsblatt "Rossijskaja".

Deutsche Welle Interview mit Dmitri Medwedew
Dmitri Medwedew während eines DW-Interview im Jahr 2021Bild: DW

Der Westen schwanke zwischen dem "brennenden Wunsch, Russland so weit wie möglich zu demütigen, zu beleidigen, zu zerstückeln und zu vernichten, und dem Wunsch, eine nukleare Apokalypse zu vermeiden", meinte er. Laut Experten verfügt Russland mit fast 6000 Sprengköpfen über das größte Atomwaffenarsenal der Welt.

Minsk: Russische Abwehrsysteme einsatzbereit

Raketen- und Luftabwehrsysteme, die Russland nach Belarus verlegt hat, sind nach offiziellen Angaben nun einsatzbereit. "Unsere Soldaten haben ihre Ausbildung in den gemeinsamen Kampftrainingszentren vollständig abgeschlossen", hieß es aus Minsk. Die Systeme seien "voll und ganz darauf vorbereitet, die ihnen zugedachten Aufgaben zu erfüllen".

Kasachstan liefert Generatoren für Krankenhäuser

Die mit Russland wirtschaftlich und militärisch eng verbundene Ex-Sowjetrepublik Kasachstan hat der Ukraine Generatoren zur Linderung der Energiekrise übergeben. "Wir haben ein wunderbares Geschenk unter den Weihnachtsbaum von unserem Brudervolk aus Kasachstan bekommen: 41 leistungsstarke Generatoren für unsere medizinischen Einrichtungen", teilte das ukrainische Gesundheitsministerium mit.

Die Stromerzeuger würden in Regionen eingesetzt, die besonders von russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur betroffen seien. Namentlich aufgeführt sind die Gebiete Mykolajiw, Dnipropetrowsk und Charkiw. Russland beschießt seit Oktober gezielt Energieeinrichtungen der Ukraine, um die Bewohner dort in Kälte und Dunkelheit zu stürzen.

Kasachstan gehört zu der von Russland geführten Eurasischen Wirtschaftsunion. Anfang des Jahres sicherte das von der Regierung in Moskau dominierte Militärbündnis Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) in Kasachstan die Macht von Präsident Kassym-Schomart Tokajew ab, nachdem Unruhen ausgebrochen waren. Dennoch erklärte sich Kasachstan nach Beginn des Ukraine-Kriegs für neutral. Bei einem Treffen mit Putin weigerte sich Tokajew offen, die russischen Annexionen anzuerkennen. In Astana mehren sich Befürchtungen, dass Russland künftig auch Gebietsansprüche gegen Kasachstan erhebt, in dessen Norden viele ethnische Russen leben. 

wa/pgr/se/jj/AR (dpa, afp, rtr, ap)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Mehr zum Thema: Ukraine aktuell vom 25.12.2022