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Neue documenta-Professur

Svenja Üing27. Oktober 2013

Alle fünf Jahre findet in Kassel die documenta statt. Dann lockt die Weltkunstausstellung 100 Tage lang ein internationales Publikum an. Doch dazwischen ist es ruhig um die Kunstschau. Das soll sich ändern.

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Die documenta-Professorin der Kunsthochschule Kassel, Dorothea von Hantelmann (Foto: Dorothea von Hantelmann)
Bild: privat

Mehr als dreieinhalb lange Jahre müssen Kunstinteressierte noch warten. Dann beginnt im Juni 2017 die 14. documenta, und Kassel wird 100 Tage lang das Zentrum für die zeitgenössische Kunst sein. Alle fünf Jahre findet die documenta statt und zieht Künstler und Besucher aus der ganzen Welt an. Doch was ist eigentlich dazwischen? Dieses "Dazwischen" möchte die Kunsthochschule Kassel jetzt durch eine neu eingerichtete documenta-Professur ausfüllen. Der Ruf ging an Dr. Dorothea von Hantelmann, die in diesem Wintersemester ihre Arbeit aufnimmt, zunächst befristet auf zwei Jahre.

DW: Frau von Hantelmann, die documenta-Professur soll dafür sorgen, dass die Weltkunstausstellung auch zwischendurch im Gespräch bleibt. Wie wollen Sie das machen?

Dorothea von Hantelmann: Zunächst einmal bin ich ja an der Kunsthochschule Kassel für Forschung und Lehre zuständig. Das ist mein hauptsächliches Aufgabenfeld. Das heißt, es geht erst einmal darum, die Studierenden mit der Tradition der documenta in den letzten 60 Jahren in Kontakt zu bringen. Das sind vor allem Bachelorstudenten, und die haben aufgrund ihres Alters vermutlich - wenn überhaupt - erst einmal die documenta besucht. Um die Studenten mit der documenta vertraut zu machen, arbeite ich vor allem auch mit dem documenta-Archiv in Kassel, mit diesem wunderbaren Schatz der gesammelten Materialien der letzten 13 documenta-Ausstellungen.

Letztlich geht es darum, eine Instanz in Kassel zu haben, die sich systematisch und nach Möglichkeit auch auf längere Zeit mit der Forschung zur documenta beschäftigt. Darüber hinaus wird es Veranstaltungen geben, auch in Zusammenarbeit mit Menschen, die über Jahrzehnte hinweg sehr eng an der documenta teilgenommen haben.

'Limited Art Project' des Künstlers Yan Lei bei der Ausstellung Documenta 13 (Foto: DW/Carlos Albuquerque)
Yan Lei : 'Limited Art Project', 2012, dOCUMENTA (13)Bild: DW

Welche Studierenden erwarten Sie in Ihren Seminaren?

Das werden überwiegend Studierende der Kunstwissenschaften sein, in diesem Fachbereich lehre ich. Aber das Schöne am Modell der Kunsthochschule ist ja, dass es ein interdisziplinäres Modell ist. Das heißt, dass die Kunstwissenschaft mit den anderen Fachbereichen verbunden ist, zum Beispiel mit der visuellen Kommunikation, der freien Kunst, dem Produktdesign und so weiter.

Sie werden sich also mit dem Archiv beschäftigen und mit der Geschichte der documenta. Werden sich diese Inhalte auch in den Lehrveranstaltungen wiederfinden?

Ja, ganz sicher, das ist die Idee. Ich gebe jetzt zum Beispiel ein Seminar zur d1. Wir beschäftigen uns also ein ganzes Semester lang mit der d1, die man damals noch gar nicht d1 nannte, weil noch gar nicht klar war, dass es eine d2 oder d3 geben würde. Die d1 war die erste documenta im Jahr 1955, von Arnold Bode gegründet. Dafür arbeiten wir eng mit dem Material, das in den Archiven liegt, also im Arnold Bode-Archiv, im documenta-Archiv. Wir werden die Studierenden in Kleingruppen einteilen und gemeinsam untersuchen, wie man das Material aufarbeiten und vermitteln kann.

Das ist die Arbeit nach innen, mit den Studierenden. Nach außen, politisch gesehen, soll Ihre Professur ein Mosaikstein sein in dem Bemühen, die documenta zu verstetigen. Was sind denn die anderen Mosaiksteinchen - nach draußen - in Ihrer Arbeit?

Installation 'Clocked Perspective' des Künstlers Anri Sala bei der Ausstellung Documenta 13 (Foto: DW/Carlos Albuquerque)
Anri Sala: 'Clocked Perspective', 2012, dOCUMENTA (13)Bild: DW

Da gibt es zwei Ansätze. Einerseits würde ich gerne einen Salon in Kassel ins Leben rufen. Das wird in den nächsten Monaten mit kleineren Veranstaltungen beginnen, zu denen wir beispielsweise ehemalige documenta-Leiter oder Leute, die auf unterschiedliche Weise in den vergangenen documenta-Ausstellungen beteiligt waren, einladen. Dazu zählen zum Beispiel Architekten oder Kuratoren, mit denen wir anhand von Videos, Filmen und anderen Dokumenten arbeiten. Zu diesen Veranstaltungen wollen wir regelmäßig die Studierenden, aber auch eine interessierte Öffentlichkeit einladen. Andererseits findet 2015 das 60-jährige documenta-Jubiläum statt. Das schreit ja geradezu danach, eine größere Veranstaltung zu organisieren, auch in Kooperation mit dem documenta-Archiv und dem Fridericianum, und das auch mit einer größeren und internationalen Strahlkraft.

Das klingt nach einem sehr dichten und breit angelegten Programm. Nun ist Ihre Professur zunächst nur für zwei Jahre geplant. Ist das nicht ein bisschen kurz?

Ja, das ist ein Problem. Aber es gibt ein großes Interesse, die Professur zu verstetigen. Daran bin ich natürlich selbst auch sehr interessiert. Aber das Geld ist erst einmal nur für zwei Jahre bewilligt worden. Und man muss jetzt natürlich in den nächsten zwei Jahren zeigen, dass es in Zukunft nicht mehr ohne documenta-Professur geht.

Das Interview führte Svenja Üing.