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Dengue-Impfstoff

Murali Krishnan / ad22. Februar 2013

Wissenschaftler an einem Forschungszentrum in Neu-Delhi sprechen von einem Fortschritt bei der Entwicklung eines Dengue-Impfstoffs. Schon seit Jahresbeginn hat der Virus Tausende von Menschenleben gefordert.

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Archivfoto einer Tigermücke. Die vermutlich um 1985 aus Japan eingeschleppte Plage hat sich im US-amerikanischen Zentrum der Macht Washington derartig ausgebreitet, dass Aufenthalte im Freien kaum noch möglich sind - und Wissenschaftler kündigen bereits an, dass die Schwärme im Jahr 2006 noch einen halben Monat früher als gewöhnlich zu erwarten sind.. Foto: Stephan Jansen (zu dpa Korr.-Bericht "Blutsauger in Washington" vom 04.05.2006) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bild: picture-alliance/dpa

In einem Krankenhaus in der indischen Hauptstadt wird der Tagelöhner Hiralal Pandey wegen Denguefieber behandelt. Er leidet unter Gliederschmerzen und Fieber, und hat außerdem einige Bluttransfusionen über sich ergehen lassen müssen. Denn aufgrund des hohen Fiebers ist die Anzahl seiner Thrombozyten stark gefallen.

"Ich hatte hohes Fieber und war sehr krank, meine Blutwerte fielen immer weiter," sagt Pandey. "Ich fühlte mich völlig hilflos und wurde ins Krankenhaus gebracht. Ich hoffe, die Ärzte können mir helfen. Soweit ich verstanden habe, wurde dieses Fieber durch Mosquitos übertragen."

So wie Pandey werden jedes Jahr Millionen von Menschen weltweit mit Dengue infiziert. Allein in Indien erkranken jedes Jahr über eine Million Menschen an diesem Fieber, das auch die Säuglingssterblichkeit in die Höhe treibt. Seit Jahresbeginn sind deshalb bereits Tausende von Menschen überall in Asien in Krankenhäusern aufgenommen worden.

Einige Experten vermuten, dass neue Infektionswege für die rasante Ausbreitung des Virus verantwortlich sind.

Denguefieber in Lahore, Pakistan. Überfülltes Krankenhaus: zwei Patienten teilen sich ein Bett. Two dengue patients share one bed, a view of dengue ward at Jinnah Hospital Lahore. Zugeliefert am 29.9.2011. Copyright: Tanveer Shahzad DW correspondent in Lahore, Pakistan
Pakistan erlebte 2011 einer der schlimmsten Ausbrüche des DenguefiebersBild: DW

Und es gibt immer noch keine zugelassene Impfung gegen Dengue.

Früher Fortschritt

Was die Entwicklung eines Impfstoffs erheblich erschwert, ist die Tatsache, dass es vier verschiedene Dengueviren gibt - die alle vier innerhalb eines bestimmten Ausbruchsgebiets zirkulieren können.

Aber nun gibt es Grund zur Hoffnung: Das 'International Centre for Genetic Engineering and Biotechnology (ICGEB) - das Internationale Zentrum für Genetik und Biotechnologie - entwickelt zur Zeit einen Dengue-Impfstoff, wobei die gleiche Technologie angewendet wird, mit der auch der Impfstoff gegen Hepatitis B entwickelt wurde.

Professor V. S. Chauhan leitet die Niederlassung dieses Zentrums in Neu-Delhi.

"Wir haben zunächst die Struktur des Virus untersucht. Und von dieser Struktur ausgehend, ist es uns gelungen, das sogenannte "Geschäftsende" des Virus für die Immunabwehr zu entfernen. Also haben wir diese kleinen Teilchens von der Außenseite des Virus herausgezogen - also dem sogenannten Geschäftsende - und haben sie zusammengenäht. Dann haben wir sie Tieren eingespritzt, um zu sehen, wie ihre Immunreaktion darauf wäre. Es hat uns sehr gefreut, zu sehen, dass auf alle vier Virustypen eine gute Reaktion erfolgte - keine von ihnen war unterdrückt. Aber man muß ja bedenken, dass Versuche mit Tieren und mit Menschen zwei völlig verschiedene Dinge sind," sagte Chauhan.

Die Entwicklung eines Impfstoffs ist eine äußerst schwierige und zeitaufwändige Prozedur. Trotzdem zeichnet sich die neue indische Impfstoffindustrie durch schnelle Resultate aus.

So wurden vor kurzem Erfolge bei der Bekämpfung der Japanischen Encephalitis erzielt, wie auch bei der Bekämpfung des H1N1 Grippevirus. Letzterer Impfstoff wurde in nur wenigen Jahren entwickelt.

Dr. S. Swaminathan, ein führender Dengue-Experte betont, dass nur klinische Versuche, also Versuche am Menschen, sichere Resultate bringen können.

Freilassung von genetisch modifizierten Dengue Mosquitos Schlagwörter: Brasilien, Universidade de São Paulo, Dengue, genetisch modifizierten Mosquitos, Bahia, Projekt "Aedes Transgênico" Beschreibung: Freilassung von genetisch modifizierten Dengue Mosquitos als teil des Projekts "Aedes Transgênico" in Brasilien Datum: 26.07.2012 Copyright:  Imprensa/MOSCAMED
Freilassung von genetisch modifizierten Dengue MosquitosBild: Imprensa/MOSCAMED

"Schon seit 50 oder 60 Jahren versuchen wir, einen wirksamen Schutz gegen alle vier Virustypen zu entwickeln," sagt Swaminathan. "Aber diese Aufgabe ist vor allem deshalb eine besondere Herausforderung, weil wir, wenn es um Dengue geht, kein wirklich aussagekräftiges Tiermodell haben, sodass man aufgrund vonTierversuchen nicht sagen kann, wie effizient der Wirkstoff ist. Man tappt im Grunde genommen im Dunkeln. Nur Versuche am Menschen können ein sicheres Ergebnis liefern. Also werden wir nur durch klinische Versuche erfahren können, ob der Impfstoff wirksam ist oder nicht."

Weltweite Verbreitung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jedes Jahr 50 bis 100 Millionen Infektionen mit Dengue in mehr als 100 Ländern stattfinden.

An zweiter Stelle hinter Malaria ist Denguefieber die am meisten verbreitete, durch Mosquitos übertragene Infektionskrankeit der Welt.

Professor Chauhan gibt zu, dass das Ausmaß von Denguefieber enorm ist, aber trotzdem bleibt er optimistisch.

"Es sollte eigentlich nicht allzu schwierig sein, gegen diese Art von Virus einen Impfstoff zu entwickeln," sagt Chauhan. "Aber diese Aufgabe wird eben deshalb so schwierig, weil es vier verschiedene Virustypen gibt, die alle vier mit einbezogen werden müssen. Ich glaube, wir sind die einzige, oder fast die einzige, Forschungseinrichtung, die diese spezielle Vorgehensweise, die wir anwenden, ausprobiert."

Die Bedrohung durch Denguefieber ist so enorm, dass mehrere große Organisationen, wie Sanofi Pasteur, die "Pädriatische Initiative für einen Dengue-Impfstoff" (Pediatric Dengue Vaccine Initiative), und die Rockefeller-Stiftung zusammengekommen sind, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

"Wir befinden uns immer noch in einem vorklinischen Stadium. Es wird noch etwa fünf Jahre oder länger dauern, bis wir der Sache so nahe gekommen sind, dass wir mit klinischen Versuchen beginnen können. Wir haben nun die Serotypen von allen vier Dengueviren herausgearbeitet, die in vielen Teilen der Welt zirkulieren. Es ist also ein globales Problem, und es gibt keine Unterschiede zwischen den Krankheitserscheinungen in verschiedenen Regionen," fügt Swaminathan hinzu.

Wissenschaftler schätzen den durch das Denguefieber verursachten wirtschaftlichen Schaden auf über 450 Millionen Euro jährlich - Tendenz steigend.

Aber noch wichtiger ist natürlich die Frage, ob ein Impfstoff entwickelt werden kann, bevor das Denguefieber noch mehr Menschenleben fordert.