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Wald gegen Geld

Helle Jeppesen7. April 2014

Die FAO fordert ein Bezahlsystem für Tropenwälder: Länder, die diese nachhaltig nutzen und schützen, sollen dafür finanziell entschädigt werden, erklärt Eva Müller von der UN- Ernährungsorganisation im DW-Interview.

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Eva Müller von der FAO (Foto: FAO)
Bild: FAO

DW: Diese Woche hat die FAO zu einer Konferenz über Kompensationszahlungen für den Erhalt der Tropenwälder einberufen. Die Konferenz zum Thema "Payments for Environmental Services" (PES) findet in Costa Rica statt. Was erwarten Sie davon?

Eva Müller: Der Schwerpunkt der Konferenz liegt auf praktischen Beispielen von Systemen für die Kompensierung von Umweltleistungen von Wäldern. Wir wollen Erfahrungen austauschen, die damit gemacht wurden. Wir erhoffen uns dadurch, mehr darüber zu wissen, was nötig ist, um ein erfolgreiches System zu schaffen, was die möglichen Hürden sind, und wie solche Systeme nachhaltiger werden können - und wie man unter Umständen auch andere Länder dazu bringen kann, solche Systeme zu etablieren.

Ob beim Klima, beim Erhalt der Biodiversität oder dem globalen Wasserhaushalt: Besonders die tropischen Regenwälder leisten einen enormen Beitrag zum Überleben des Planeten. Das ist jedoch eine Leistung, die bisher kostenlos war. Wie wollen Sie das ändern?

Wasserressourcen, Landressourcen und auch Waldressourcen werden weltweit knapper, weil die Entwaldung weiterhin fortschreitet. Da muss man sehr stark daran arbeiten, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Dieses Bewusstsein wächst eigentlich schon, besonders im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Aber insgesamt muss man sehr viel in diesem Bereich der Bewusstseinsbildung tun, vor allem in der Öffentlichkeit.

Abholzung des Regenwalds in Amazonas (Foto: dpa)
Die Abholzung der Wälder schadet dem Klima und der ArtenvielfaltBild: picture-alliance/dpa

Tropische Wälder finden wir vor allem in den ärmsten Ländern der Welt. Wer soll für diese Umweltleistungen bezahlen?

Es gibt heute schon Systeme, die solche Umweltleistungen anerkennen, und das kann je nach der Situation des Landes aus öffentlichen oder privaten Mitteln kommen. Costa Rica ist beispielsweise ein Land, das sicherlich nicht zu den ärmsten gehört, aber auch nicht zu den reichen: Dort hat man eine Benzinsteuer eingeführt, und aus dieser Steuer werden die Kompensationen für Umweltleistungen bezahlt.

Und auf globaler Ebene?

Auf globaler Ebene gibt es mittlerweile auch Mechanismen für den Beitrag der Wälder zum Klimaschutz. Bekannt ist das Modell "Reducing Emmissions from Deforestation and Forest Degradation", um die Emissionen aus Waldzerstörung und Walddegradierung zu reduzieren. Das wird kurz REDD genannt. Und da hat man große Fortschritte gemacht: Die reichen Länder, die Emissionen verursachen, kompensieren die ärmeren Länder, die Wälder haben, dafür, dass diese zum Klimaschutz beitragen.

Bisher wurde der Wald vor allem dann zu einer Einkommensquelle, wenn er zerstört wurde: wenn kostbare Tropenhölzer gefällt wurden oder er in Weide- oder Landwirtschaftsfläche umgewandelt wurde. Wie kann man denn einen fairen Preis für den Erhalt des Waldes und seine Umweltleistungen berechnen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Entweder kompensiert man die Leute dafür, dass sie den Wald einfach nur schützen, oder man kann auch sagen, man kompensiert die Leute dafür, dass sie den Wald erhalten und nachhaltig bewirtschaften. Das zweite Modell ist eigentlich das bessere, zumindest aus unserer Sicht: Weil es im Grunde genommen kein wünschenswertes Entwicklungsmodell ist, wenn man jemanden dafür bezahlt, nichts zu tun. Man sollte den Menschen die Möglichkeit geben, die Wälder zu nutzen, aber sie so nachhaltig zu nutzen, dass sie erhalten bleiben und weiterhin ihre Umweltleistungen bringen.

Reiter auf Maulesel bringt die Blätterernte aus dem Regenwald ins Dorf Carmelita, Guatemala, zurück (Foto: DW)
Wald lässt sich auch nachhaltig bewirtschaften und schafft Jobs in den DörfernBild: DW/H. Jeppesen

Eva Müller leitet die Abteilung Forstökonomie, Forstpolitik und Waldprodukte bei der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Sie hat früher für die International Tropical Timber Organisation, (ITTO) unter anderem in Afrika, Asien und Lateinamerika gearbeitet.