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Deutscher Hollywood-Handwerker Robert Schwentke

Jochen Kürten (mit dpa)17. März 2016

Der dritte Teil der erfolgreichen Science-Fiction-Saga "Die Bestimmung" läuft gerade in den Kinos an. Doch der deutsche Regisseur verkündete jetzt seinen Ausstieg aus der populären Kinoreihe.

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Regisseur Robert Schwentke (Foto: Robert Pitts /Landov)
Bild: picture-alliance/Robert Pitts /Landov

Er hat schon mit Jodie Foster und Bruce Willis gearbeitet, hat Schauspielstars wie Helen Mirren und John Malkovich Regieanweisungen gegeben, altgedienten Hollywood-Haudegen wie Morgan Freeman oder Jeff Bridges gesagt, wie sie vor der Kamera zu agieren haben - doch der Name des 1968 geborenen Robert Schwentke ist in Deutschland nicht sonderlich bekannt. Anders als seine Regiekollegen Wolfgang Petersen oder Roland Emmerich steht der gebürtige Stuttgarter Schwentke meist im Schatten seiner in den USA realisierten Projekte. Daran dürfte auch der dritte Teil der von ihm inszenierten Science-Fiction-Serie "Die Bestimmung" nichts ändern.

Die Bestimmung - Hollywood-Reihe für ein junges Publikum

"Die Bestimmung - Insurgent" ist eine Science-Fiction/Fantasy-Spektakel mit bösen Herrschern und guten Aufständischen. Ein Starvehikel, das sich vornehmlich an ein jüngeres Publikum wendet. Schon den zweiten Teil der 2014 gestarteten Kinoreihe hatte Schwentke inszeniert. Die Reihe gilt als kommerziell erfolgreich, nicht zuletzt deshalb ist ein vierter Teil bereits fest in Planung.

Filmstill aus dem Hollywood-Film "Die Bestimmung" (Foto: Concorde/dpa)
Populäres Hollywood-Produkt für ein junges Publikum: Teil 3 der Kinoserie "Die Bestimmung"Bild: picture-alliance/dpa/Concorde

Der Deutsche Regisseur Robert Schwentke arbeitet schon seit über zehn Jahren in den USA. Dort hatte er einst ein Film-Studium absolviert, bevor er in seine alte Heimat zurückkehrte und die Spielfilme "Tattoo" und "Eierdiebe" drehte. Die Finanzierung für einen dritten Film in Deutschland zog sich dann jedoch in die Länge, der Stuttgarter fackelte nicht lange und ging wieder in die USA.

Hollywood-Debüt mit Jodie Foster

In Hollywood debütierte er 2005 mit dem Flugzeugthriller "Flightplan - Ohne jede Spur" mit Jodie Foster in der Hauptrolle. Seitdem hat Schwentke, der über sich sagt, er fühle sich in den USA nicht im Exil, sechs weitere Filme gedreht. Es waren handwerklich solide gemachte Genrearbeiten, die zum Teil auch auf populären Comic-Vorlagen basierten. Schwentke hat sich in Hollywood durchgesetzt, hat mit Stars gearbeitet und mehrfach bewiesen, dass er Budgets einhalten kann und seine Filme auch Geld einspielen.

Filmstill aus dem Hollywood-Film "Die Bestimmung" (Foto: Concorde/dpa)
Naomi Watts als Evelyn Johnson in "Die Bestimmung, Teil 3"Bild: picture-alliance/dpa/Concorde

Dass der Name Schwentke in Deutschland weniger bekannt ist als der seiner Landsleute Petersen und Emmerich, hat nur teilweise damit zu tun, dass diese beiden schon länger in den USA arbeiten und einer anderen Generation angehören. Schwentke meidet die Öffentlichkeit, mag den Auftritt auf dem roten Teppich nicht und liest nach einem anstrengenden Drehtag lieber mal ein Buch, als mit seinen Hauptdarstellern einen Trinken zu gehen - so formulierte er es einmal in einem Interview.

Robert Schwentke: Film und Geisteswissenschaft

Vier Semester Philosophie und Literaturwissenschaften in Tübingen hatte er in jungen Jahren nach seinem Filmstudium am Columbia College in Los Angeles studiert. Dass er einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund hat, sähe man sogar seinen populären Hollywood-Filmen an, meinen manche Kritiker. Fragt man Schwentke nach seinen filmischen Erweckungserlebnissen, kommt Überraschendes heraus. In einem Gespräch mit einer großen deutschen Tageszeitung berief sich der Schwabe nicht auf Filme von US-Regiestars wie Steven Spielberg oder Quentin Tarantino. Der Deutsche nannte Filme wie "Die Jagd" des Spaniers Carlos Saura und "Alice in den Städten" von Wim Wenders als Vorbilder.

Filmstill aus dem Wim-Wenders-Film "Alice in den Städten" (Foto: imago/United Archives)
Einer von Robert Schwentkes Lieblingsfilmen: "Alice in den Städten" von Wim WendersBild: imago/United Archives

So unterscheidet sich Schwentke von Landsleuten wie Roland Emmerich, dessen Filme "Hollywood Monster" und "Moon 44" in den späten 1980er-Jahren wie Bewerbungsschreiben für die US-Filmindustrie wirkten. Emmerich wurde in den Jahren, die folgten, zum kommerziell erfolgreichsten Deutschen in Hollywood. Wie Wolfgang Petersen auch ist Emmerich inzwischen etabliert in den USA. Viele andere, jüngere Regisseure aus Deutschland, die in den letzten Jahren in den USA Fuß zu fassen versuchten, machten weniger gute Erfahrungen. Sie drehen inzwischen wieder in der Heimat.

Nicht alle setzen sich in Hollywood durch...

Oliver Hirschbiegels ("Der Untergang") Hollywood-Ausflug entpuppte sich als Enttäuschung. Andere jüngere Regisseure wie Mennan Yapo oder Marco Kreuzpaintner kehrten ebenfalls wieder in die Heimat zurück. Selbst Oscar-Gewinner Florian Henckel von Donnersmarck ("Das Leben der Anderen") hat seit seinem mit Angelina Jolie und Johnny Depp prominent besetzten US-Film "The Tourist" (2010) kein weiteres Projekt realisieren können.

Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck bei Oscar- Verleihung (Foto: Paul Buck/dpa)
Er gewann für sein Debüt "Das Leben der Anderen" einen Oscar - seine Hollywoodkarriere verlief daraufhin aber nur schleppend: Florian Henckel von DonnersmarckBild: picture-alliance/dpa/P. Buck

Blickt man weiter zurück in die Geschichte Hollywoods, so trifft man allerdings auf dutzende prominente Namen aus dem deutschsprachigen Raum, die sich in den USA durchsetzen konnten. Ohne Regisseure wie Billy Wilder und Fred Zinnemann, Josef von Sternberg und Erich von Stroheim, ohne Regie-Asse wie Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und Ernst Lubitsch wäre Hollywood heute nicht das, was es geworden ist. Die Gründe für den Auszug der Deutschen und Österreicher waren meist nicht freiwilliger Natur, doch haben sich viele der Genannten einen dauerhaften Platz im amerikanischen Exil erarbeitet.

Wim Wenders und andere machten zwiespältige Erfahrungen in den USA

Nach dem Zweiten Weltkrieg suchten dann Vertreter des "Neuen Deutschen Films" wie Wim Wenders oder Volker Schlöndorff ihr Glück in den USA. Wenders machte schwierige Zeiten durch, fand erst zu seinem Glück, als er nicht mehr mit den großen Hollywood-Studios, sondern mit unabhängigen Produktionsfirmen zusammenarbeitete. Schlöndorff gewann 1980 für "Die Blechtrommel" den Oscar für Deutschland. Dass aus dieser Generation ausgerechnet der eigensinnige Bayer Werner Herzog zurzeit am tiefsten in den USA verwurzelt ist, gehört zu den größten Überraschungen in der Geschichte des deutschen Exil-Films.

Hollywood Schriftzug in Los Angeles (Foto: Picture alliance dpa)
Hollywood: Traum auch vieler Regisseure aus DeutschlandBild: picture-alliance/dpa

Wie es für Robert Schwentke weitergeht, ist noch ein wenig unklar. Den vierten Teil der Hollywood-Reihe "Die Bestimmung" jedenfalls wird er nicht inszenieren. Ursprünglich war er dafür vorgesehen. Doch Schwentke sprang relativ kurzfristig ab. Der Regisseur habe nach zwei aufeinanderfolgenden Drehs eine Pause gebraucht, hieß es von Seiten der US-Produktionsfirma. Er wolle mehr Zeit mit seiner Familie in Los Angeles verbringen, statt im Sommer den nächsten Dreh für Teil 4 der "Bestimmung" anzugehen.

Robert Schwentke vor künstlerischem Neubeginn?

Vielleicht hat Robert Schwentke aber auch andere Ziele. Möglicherweise hat der talentierte Regisseur gespürt, dass er sich mit einem "Weiter so" künstlerisch kaum weiterentwickeln kann. Vielleicht liegt die Bestimmung des deutschen Regisseurs woanders, vielleicht orientiert sich Schwentke in Zukunft an Regisseuren wie Carlos Saura und Wim Wenders.