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Gentechnik gegen Malaria

5. Januar 2017

US-Forscher haben einen neuen Malaria-Impfstoff entwickelt und in einer ersten Phase erfolgreich an Menschen getestet. Die Lebenderreger könnten sogar noch wirksamer sein als der Hoffnungs-Impfstoff RTS,S.

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asiatische Tigermücke Aedes albopictus
Bild: picture alliance/Mary Evans Picture Library

Forscher des Zentrums für die Erforschung von Infektionskrankheiten (Center for Infectious Disesase Research) in Seattle im US-Staat Washington haben einen Durchbruch bei der Erforschung eines Malaria-Impfstoffes vermeldet. In der Fachpublikation "Science Translational Medicine"  beschreibt das Team um James G. Kublin und Stefan Kappe einen Versuch an zehn Probanden, die mit einem genetisch veränderten Malaria-Erreger infiziert wurden.

Malaria-Erreger, sogenannte Plasmodien, durchleben verschiedene Entwicklungsstadien. Das erste Stadium nennt sich Sporozoit. Bei einer Malaria-Infektion dringen diese Sporozoiten in die Leber ein und vermehren sich dort.

In dem Versuch hatten die Forscher die Sporozoiten des gefährlichsten Malaria-Erregers "Plasmodium falciparum" genetisch verändert. Drei spezifische Gene haben sie entfernt. Das Ergebnis ist ein Sporozoit, der sich in der Leber nicht mehr vermehren kann.

Erstmals Versuch mit genveränderten Plasmodien am Menschen

"Das ist kein vollständig neuer Ansatz", sagt Professor Jürgen May, der die Arbeitsgruppe Infektionsepidemiologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg leitet. "Jetzt hat man es allerdings tatsächlich beim Menschen ausprobiert und gesehen, dass es nicht zu einer Erkrankung kommt, obwohl die Menschen ja mit den ersten - den normalerweise infektiösen - Stadien der Plasmodien infiziert wurden." Genauso wichtig: Zumindest bei den zehn Probanden gab es keine Nebenwirkungen. Der Impfstoff scheint also sicher zu sein.

Über die tatsächliche Wirksamkeit können die Forscher zwar nur mutmaßen. Es gibt aber Grund zur Hoffnung. Denn die tatsächliche Immunantwort war über die gebildeten Antikörper messbar. "Daraus kann man indirekt schlussfolgern, dass es auch eine Schutzwirkung geben müsste", sagt der Epidemiologe May. "Zweitens hat man diese Antikörper auf Mäuse übertragen und dort getestet, ob sie verhindern können, dass eigentlich infektionsfähige Stadien der Plasmodien dann in die Leberzellen der Mäuse eindringen können. Und das konnte offensichtlich zu einem großen Teil verhindert werden."

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Impfstoff ist noch nicht spritzbar

Bevor aus diesem vielversprechenden Experiment ein richtiger Impfstoff wird, dürfte aber noch einige Zeit vergehen. Die Probanden wurden nämlich nicht mit einer Spritze geimpft, sondern sie mussten sich von Moskitos stechen lassen. Jeder musste 150 bis 200 Stiche ertragen.

Das wäre in der Praxis natürlich so nicht machbar. Der übliche Weg ist nun, einen injizierbaren Impfstoff zu entwickeln, diesen erneut in einer Phase 1 auf seine Sicherheit zu testen und erst dann in den Phasen 2 und 3 die Wirksamkeit an größeren Menschengruppen zu erproben.

Zunächst erst mal ein schwächerer Impfstoff

In diesem Jahr beginnt in Subsahara-Afrika unterdessen eine sehr groß angelegte Phase 3-Studie mit einem anderen Malaria-Impfstoff namens RTS,S. Dieser Impfstoff besteht allerdings nicht aus einem kompletten genetisch veränderten Plasmodium falciparum, sondern nur aus einem einzigen Eiweiß dieses Malaria-Erregers. Deshalb bietet die Impfung den Menschen in Malaria-Gebieten auch nur begrenzten Schutz.

"Die Schutzwirkung durch RTS,S ist relativ gering - zwischen 15 und 40 Prozent," sagt der Arzt May. "Das liegt auch daran, dass die Plasmodien relativ geschickt dem Immunsystem ausweichen."

Der nun neuentdeckte Impfstoff könnte im Vergleich zu RTS,S viel wirksamer sein, vermutet der Mediziner. Es gibt nämlich eine Vielzahl von Proteinen auf der Oberfläche der gentechnisch entschärften Sporozoiten, und sie alle können eine Immunantwort auslösen.

"Das sind vielversprechende Ergebnisse", sagt Professor May. "Man braucht auf jeden Fall einen Impfstoff, der durch eine Spritze verabreicht wird. Aber das ist ein Anfang und man muss sehen, ob dieser Weg dann am Ende auch der richtige sein kann."

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Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen