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70. Filmfestspiele in Cannes

Jochen Kürten
16. Mai 2017

19 Filme konkurrieren in diesem Jahr um den wichtigsten Festivalpreis der Welt. Mit dabei ist auch ein Deutscher. Aus den USA kommt unabhängiges Kino aus kleineren Studios. Und auch andere Sektionen haben viel zu bieten.

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Filmfestival Cannes Plakat 2017 in der Stadt (Foto: picture-alliance/Visual Press Agency)
Bild: picture-alliance/Visual Press Agency

Normalerweise lenken beim Festival an der Côte d'Azur jedes Jahr auch mächtige Filmplakate und Werbebanner die Blicke der Filmwelt auf neue Blockbuster aus Hollywood. Das ist in diesem Jahr anders: Die großen Major-Studios, die Cannes auch als Werbeplattform für ihre millionenschweren Großproduktionen nutzen, machen sich 2017 rar. So ist im prestigeträchtigen Wettbewerb um die Goldene Palme in diesem Jahr keine große Studioproduktion dabei.

US-Kino kommt 2017 aus kleineren Studios

Was nicht heißt, dass US-amerikanische Regisseure dem Wettbewerb fernbleiben. Mit Sofia Coppola und Todd Haynes sind zwei der interessantesten nordamerikanischen Filmemacher im Palmen-Rennen vertreten. Außerdem bewerben sich drei weitere US-Produktion um die Preise: "Good Time" von Joshua und Ben Safdie, "The Meyerowitz Stories" von Noah Baumbach und "You Were Never Really Here" von der Schottin Lynne Ramsay.

Filmstill aus dem Film «Good Time» von Benny Safdie, Josh Safdie (USA), großes Porträt eines Mannes in Neonlicht, (Foto: Festival de Cannes)
Bankräubergeschichte und Bruderdrama im Wettbewerb: "Good Time" aus den USABild: Festival de Cannes

Sie treten an gegen Filme aus Asien und Europa, wobei der Gastgeber Frankreich wie immer besonders präsent ist (mit acht Produktionen bzw. Co-Produktionen). Aber auch Deutschland kann sich freuen. Nachdem Cannes das Nachbarland jahrelang ignoriert hatte, könnte der letztjährige Triumph von Maren Ades "Toni Erdmann" den Bann gebrochen haben. 2017 wurde Fatih Akin mit "Aus dem Nichts" eingeladen. Und wer gern auf nationale Kategorien schaut, der darf auch den gebürtigen Münchner Michael Haneke auf die deutsche Haben-Seite zählen. Der neue Film des Österreichers, "Happy End", ist eine deutsch-französisch-österreichische Co-Produktion.

Cannes blickt auch in andere Kinoregionen

Spannende Beiträge kommen darüberhinaus aus Russland, Ungarn und Griechenland. Der asiatische Raum ist durch Filme aus Japan und Südkorea vertreten. Wer am Ende die Goldene sowie die Silbernen Palmen mit nach Hause nehmen darf, bestimmt unter anderem Spaniens Starregisseur Pedro Almodóvar als Chef der Jury.

Filmstill aus dem Film «The Killing of a Sacred Deer» von Giorgos Lanthimos (Griechenland), ein Mann geht die Treppe hoch, (Foto: Festival de Cannes)
Aus dem wirtschaftlich gebeutelten Griechenland kommen in den letzten Jahren viele gute Filme: Giorgos Lanthimos' "The Killing of a Sacred Deer" schaffte es in den Cannes-Wettbewerb 2017Bild: Festival de Cannes

Doch Cannes bietet in diesen Mai-Tagen nicht nur eine erlesene Auswahl von weltweit gefeierten Regisseuren, die sich der Palmen-Konkurrenz stellen. Natürlich wird auch das Star-Aufkommen aller Voraussicht nach wieder exquisit - der Rote Teppich und die um gute Bilder gierenden Fotografen werden überall präsent sein. Zumindest hier macht sich Hollywood nicht rar.

Nicole Kidman wird erwartet, die Schauspielerin ist gleich mit mehreren Filmen dabei. Hollywood-Star Jessica Chastain ist Mitglied der internationalen Jury, ebenso ihr Kollege Will Smith. Angekündigt sind auch Julianne Moore und Jake Gyllenhaal sowie Kristen Stewart, die in den letzten Jahren mit ihrer klugen Rollenauswahl den Sprung zu einer der wandlungsfähigsten Darstellerin des internationalen Films geschafft hat.

Im 70sten Festivaljahr blickt Cannes zurück

1946 hatte das Festival erstmals stattgefunden. Auch weil man in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg ein Gegengewicht zum Festival in Venedig setzten wollte. Das Festival in der Lagunenstadt war wegen deren Nähe zum Faschismus im Misskredit geraten. Cannes sollte ein Fest der Kultur und des Kinos werden. Der Anfang war noch holprig, gleich zwei Jahrgänge fielen wegen mangelnder Finanzierung aus.

Filmszene aus "Yol - Der Weg" von Yilmaz Güney: Vermummter Mann, der eine Frau Huckepack trägt, Schneeszene, (Foto: Imago/United Archives)
Klassiker wie der türkische Film "Yol - der Weg" (1982) werden in Cannes in diesem Jahr wiederaufgeführtBild: Imago/United Archives

Erst in den 1950er Jahren wurde Cannes zu dem, was es heute noch ist: zum wichtigsten Filmfestival der Welt. Vor allem auch, weil es die Festival-Chefs Jahr für Jahr schafften, die weltweit wichtigsten Regisseurinnen und Regisseure nach Südfrankreich zu locken. Zahlreiche inzwischen zu Klassikern der Filmkunst gereifte Werke wurden hier uraufgeführt, viele mit Goldenen Palmen ausgezeichnet: "Der Dritte Mann" und "Das süße Leben" bekamen hier ebenso einen Hauptpreis wie später Meisterwerke wie "Padre Padrone", "Taxi Driver" oder "Yol - der Weg". Für Deutschland trugen sich Volker Schlöndorff ("Die Blechtrommel") und Wim Wenders ("Paris, Texas") in die Siegerliste ein.

Das letzte Wort hat Pedro Almodóvar

So blickt das Festival im Jahr 2017 auch zurück und lässt in zahlreichen Aufführungen legendäre Cannes-Gewinner auf die Leinwand zurückkehren. Im Mittelpunkt des Geschehens an der Côte d'Azur werden aber natürlich die neuen Filme stehen - und der wie immer mit Spannung erwartete Ausgang im Rennen um die Goldene Palme. Die wird am Abend des 28. Mai dem Sieger aus den Händen von Pedro Almodóvar überreicht werden.

Filmstill von «Hikari (Radiance)» von Naomi Kawase (Japan): Mann und Frau küssen sich im Gegenlicht, (Foto: 2017 KINO FILMS - COMME DES CINEMAS – KUMIE)
Mischt mit im Rennen um die Goldene Palme 2017: Naomi Kawase, japanische Starregisseurin, zeigt ihren Film "Hikari"Bild: 2017 KINO FILMS - COMME DES CINEMAS – KUMIE