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Der Nachklang von 1992

Hecko Flores
7. Juni 2017

Das Freundschaftsspiel gegen Dänemark ist für Joachim Löws Mannschaft eine gelungene Chance zu experimentieren. Die Gastgeber erinnert es dagegen an glorreiche vergangene Zeiten.

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Daenemark - Deutschland
Bild: Picture alliance/GES/M. Ibo Güngör

Zur Pause führt Dänemark gegen Weltmeister Deutschland verdient mit 1:0. Die Zuschauer verabschieden die Mannschaft in den rot-weißen Trikots mit donnerndem Applaus in die Kabine. Doch das ist noch gar nichts verglichen mit dem Jubel, der aufbrandet, als einige Männer mittleren Alters das Spielfeld betreten. Diese Männer sind lebende Legenden in Dänemark. Vor 25 Jahren gewannen sie den ersten und einzigen großen Titel für ihr Land, die Europameisterschaft 1992 in Schweden. Mit dem Freundschaftsspiel am Dienstag gegen den aktuellen Weltmeister sollte an den sensationellen 2:0-Sieg Dänemarks gegen Deutschland erinnert werden, das auch damals als Weltmeister in der Favoritenrolle war.

"Das ganze Turnier war surreal, niemand erwartete irgendetwas von Dänemark. Es war ein Wunder", sagt Patrick Hansen, ein Lehrer, der mit seinen Schülern das Spiel verfolgt. Er war 1992 gerade mal zwölf Jahre alt, als die dänischen Spieler den EM-Pokal in den Himmel reckten, genauso alt wie seine Schüler heute. Die haben jedoch im Gegensatz zu ihrem Lehrer noch niemals ein dänisches Team ein Turnier gewinnen sehen.

500 Kilometer weit sind Hansen und seine Klasse bei ihrem Schulausflug gereist. Der Lehrer hat seine Schüler gefragt, ob sie "ein bisschen Kultur” erleben wollten und sie dann ins Stadion gebracht. "Auch wenn sie zu jung sind, um es selbst erlebt zu haben, kennen die meisten natürlich die Geschichte", erzählt Hansen. "Sie waren ganz heiß darauf, hierher zu kommen und mit uns zu feiern."

Lehrer Patrick Hansen mit seiner Klasse vor dem Bröndby-Stadion. Foto: DW/Hecko Flores
Ungewöhnlicher Schulausflug: Lehrer Patrick Hansen (2.v.l.) mit seiner KlasseBild: DW/H. Flores

Glückszahl 18?

Beim Finale der Europameisterschaft 1992 gingen die Dänen in der 18. Minute durch einen unhaltbaren Rechtsschuss von John, genannt "Faxe” Jensen in Führung. In ähnlicher Manier hämmert auch Christian Eriksen am Dienstagabend den Ball zum 1:0 in die Maschen, kurioserweise ebenfalls in der 18. Minute.

Kein Zweifel, die Zahl 18 spielt eine wichtige Rolle für die Skandinavier. Selbst für Lehrer Hansen, der exakt 18 Tickets brauchte, damit alle seine Schüler das Länderspiel sehen konnten. Da er spät dran war, wählte er eine eher unkonventionelle Art, an Tickets zu kommen. "Ich habe über Twitter Kontakt zum dänischen Fußballverband aufgenommen, um zu erfahren, ob es noch Karten gibt", berichtet Hansen. "Der Verband hat sich innerhalb von fünf Minuten zurückgemeldet. Besser konnte es für uns gar nicht laufen.”

Die leise Hoffnung Hansens und vieler Fans im Stadion von Bröndby, dass das neuerliche Duell gegen Deutschland in Anlehnung an das Finale 1992 mit einem 2:0-Sieg der Dänen endet, erfüllt sich nicht. Das späte Ausgleichstor von Joshua Kimmich lässt den Traum platzen. Lehrer Hansen ist mit dem 1:1-Unentschieden dennoch zufrieden: "Ich finde es wichtig, dass der dänische Fußballverband überhaupt etwas getan hat, um den Teamgeist innerhalb der Nationalmannschaft wieder zu steigern." Und dass auch seine Schüler ein klein wenig von den Glücksgefühlen gespürt haben, die er in ihrem Alter hatte erleben dürfen.