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Goethe-Medaille 2017 geht an drei Frauen

28. August 2017

Die indische Verlegerin Urvashi Butalia, die libanesische Schriftstellerin Emily Nasrallah und die russische Bürgerrechtlerin Irina Scherbakowa sind mit der Goethe-Medaille 2017 ausgezeichnet worden.

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Die Preisträgerinnen Urvashi Butalia, Emily Nasrallah und Irina Scherbakowa
Die Preisträgerinnen (v. links n.rechts): Urvashi Butalia, Emily Nasrallah und Irina ScherbakowaBild: Al Jazeera/S. Shafi|E. Nasrallah|Körber-Stiftung

Das Goethe-Institut hat mit der Auszeichnung gleich drei Persönlichkeiten geehrt, die zu Tabuthemen in ihren Gesellschaften Stellung nehmen. Dazu gehören Gewalt gegen Frauen, die Unterdrückung von Minderheiten und Geschichtsverdrängung. Der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, würdigte das Engagement der Preisträgerinnen, die sich mutig und entschlossen gegen Ungleichbehandlung einsetzten. "Sie geben den stumm gemachten und vergessenen Menschen eine Stimme", sagte er bei der Verleihung am 28. August im Weimarer Residenzschloss, die unter dem Motto "Sprache ist der Schlüssel" stand. Anwesend war unter anderem Marianne Birthler, die ehemalige Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, die auch eine Laudatio hielt.

Eine starke Stimme gegen Diskriminierung

Urvashi Butalia zeigt ihre Urkunde zur Goethe-Medaille. Hinter ihr Dieter Lehmann, Leiter des Goethe Instituts. Christina von Braun, Vorsitzende der Kommission zur Verleihung der Medaille hält die MKedaille in die Kamera
Goethe-Medaille für Urvashi Butalia, überreicht von Dieter Lehmann und Christina von Braun, Vorsitzende der Kommission zur Verleihung der Goethe-Medaille Bild: picture-alliance/dpa/arifoto UG/C. Welz

Die Inderin Urvashi Butalia hat den ersten feministischen Buchverlag Indiens mitgegründet und führt seit 2003 einen eigenen Verlag. Sie schreibt über die moderne Geschichte Indiens und verfasst Texte für internationale Zeitungen, darunter "The Guardian" und "Times of India". Seit mehr als 40 Jahren engagiert sie sich dafür, diskriminierten Volksgruppen eine Stimme zu geben. Außerdem setzt sie sich für einen Wandel der indischen Gesetzgebung ein, was Vergewaltigung und Mitgift anbelangt. "Sie ist unbeirrbar, mit Emphase und Neugier im positiven Sinne, besessen davon, das Private mit gesprochener und geschriebener Sprache zum Politikum zu machen", sagte die Soziologin Christa Wichterich in ihrer Laudatio über Urvashi Butalia.

Gleichberechtigung und Bürgerkrieg im Fokus

Portraibild Emily Nasrallah
Emily Nasrallahs Werke wurden auch ins Deutsche übersetztBild: picture-alliance/dpa/arifoto UG/C. Welz

Die Libanesin Emily Nasrallah gehört zu den bekanntesten Schriftstellerinnen der arabischen Welt. Sie schreibt in einer besonders poetischen Sprache über die Gleichberechtigung von Frauen, den Alltag in den Dörfern des Landes und über den Libanesischen Bürgerkrieg. Die Entwurzelung durch freiwillige und unfreiwillige Abschiede begegne einem in der Literatur Nasrallahs immer wieder, sagte die Journalistin Emily Dische-Becker in ihrer Rede. "Es geht ihr um den Schmerz der Zurückgelassenen, und um die Entfremdung jener, die gegangen sind, jetzt an einem neuen Ort leben und nicht mehr zurückkehren können." Viele Bücher von Emily Nasrallah, darunter das Kinderbuch "Kater Ziku lebt gefährlich", sind auch ins Deutsche übersetzt worden. 

Einsatz gegen das Vergessen

Irina Scherbakowa, Portraitfoto im Treppenaufgang des Stadtschlosses Weimar aufgenommen
Preisträgerin Irina Schwerbakowa bringt zur Sprache, was bis heute verschwiegen wirdBild: picture-alliance/dpa/arifoto UG/C. Welz

Die russische Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Irina Scherbakowa ist Mit-Initiatorin der russischen Menschenrechtsorganisation "Memorial". Ihre Forschungsgebiete befassen sich mit der sowjetischen Geschichte, dem Stalinismus und Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Sie setzt sich für eine starke Erinnerungskultur in ihrem Land ein und kämpft auch heute noch für die Menschenrechte in Russland. Seit 2016 steht sie auf der Liste der "ausländischen  Agenten". Marianne Birthler, die frühere Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen würdigte ihr Engagement: "Sie hat die schwerste und wichtigste Aufgabe gewählt, die auf dem Weg einer Gesellschaft in die Freiheit zu erfüllen ist. Sie bringt zur Sprache, was verschwiegen wurde und bis heute verschwiegen wird."

Verdienste um internationalen Kulturaustausch

Die Goethe-Medaille wird jährlich an Menschen vergeben, die sich in besonderer Weise um den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben. Seit der ersten Verleihung 1955 sind insgesamt 344 Persönlichkeiten aus 65 Ländern geehrt worden. Zu den Preisträgern gehören unter anderen Daniel Barenboim, Pierre Bourdieu, David Cornwell alias John le Carré, Lars Gustafsson, Ágnes Heller, Petros Markaris, Jorge Semprún, Robert Wilson, Helen Wolff und Juri Andruchowytsch.

sw/gr/nf/suc (dpa/epd/Goethe-Institut)