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Die letzte große Bolt-Show

Stefan Nestler mit sid, dpa
2. August 2017

Sprint-Superstar Usain Bolt geht bei der WM in London zum letzten Mal bei einem großen Event an den Start. Mit dabei sind auch 19 russische Leichtathleten - aber nicht im Trikot ihres Landes.

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UK Sprinter Usain Bolt vor seiner letzten WM. Getty Images
Bild: Getty Images/AFP/A. Dennis

Der König der Leichtathletik tritt ab. Zum letzten Mal werden sich die Augen der Sportfans weltweit auf Rennen des Sprint-Superstars Usain Bolt richten. Bei der Leichtathletik-WM in London (4. bis 13. August) gibt der 30-Jährige seine Abschiedsvorstellung. Am Samstag wird er über die 100 Meter sein letztes großes Einzelrennen bestreiten, eine Woche später geht er für die jamaikanische 4x100-Meter-Staffel an den Start. Auf seine Lieblingsstrecke, die 200 Meter, verzichtet Bolt, der im Vorfeld der WM wieder einmal mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte.

"Das letzte Rennen hat gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich bin bereit", sagte Bolt. Mit einer Zeit von 9,95 Sekunden über 100 Meter beim Diamond-League-Meeting in Monaco war der Superstar zum ersten und bisher einzigen Mal in dieser Saison unter zehn Sekunden gelaufen. Damit war Bolt 13 Hunderstelsekunden langsamer als die bisherige Nummer 1 in diesem Jahr, der US-Amerikaner Christian Coleman (9,82 Sekunden). Der Kanadier Andre de Grasse rannte sogar windunterstützte 9,69 Sekunden. Bolts Weltrekorde - 9,58 Sekunden über 100 Meter und 19,19 Sekunden über 200 Meter - sind inzwischen schon acht Jahre alt.

19-mal Gold bei Olympia und WM

"Ich denke, ich bin eine Legende", sagte Bolt, der die Leichtathletik in den vergangenen zehn Jahren geprägt hat wie niemand zuvor. 2008 ging der Stern des großen Sprinters aus dem kleinen Dorf Sherwood Content auf: Bei den Olympischen Spielen in Peking stürmte der damals 21-Jährige zu Weltruhm.

Rio 2016 Olympia Leichtathletik Usain Bolt posiert nach 200 m Rennen
Der Blitz geht: Usain Bolt verabschiedet sich in London von der großen Leichtathletik-BühneBild: picture-alliance/Zumapress/Li Ming

Acht olympische Goldmedaillen gewann er insgesamt - eine neunte mit der Sprint-Staffel Jamaikas 2008 wurde wegen eines Dopingbefundes bei seinem Teamkollegen Nesta Carter aberkannt. Elfmal Gold holte sich Bolt bisher bei Weltmeisterschaften. "In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen Sportler - neben Muhammad Ali - erlebt, der die Menschen so in seinen Bann gezogen hat", sagte Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbands IAAF über Bolt. Es sei unmöglich, ihn zu ersetzten.

Farah will das fünfte Double

Mo Farah nach seinem Olympiasieg in Rio über 5000 Meter. Foto: Reuters
In Rio gewann Farah zum vierten Mal doppeltBild: Reuters/K. Pfaffenbach

An den Glamour-Faktor eines Bolt kommt bei der WM in London am ehesten noch Mo Farah heran: Der 34 Jahre alte britische Topstar peilt das fünfte Double in Serie über 5000 und 10.000 Meter an (nach Olympia 2012 und 2016 sowie den Weltmeisterschaften  2013 und 2015), ehe er endgültig zum Marathon wechselt. Doppelt triumphieren wollen auch die Südafrikanerin Caster Semenya (800 und 1500 Meter), die erneut von der Testosteron-Debatte eingeholt wird, und Jamaikas Sprint-Königin Elaine Thompson (100 und 200 Meter), die damit das weibliche Bolt-Erbe antreten könnte.

Hoffnung auf Speerwurf-Gold

Medaillenkandidaten unter den 72 deutschen WM-Startern sind rar. Gold wird eigentlich nur den beiden 90-Meter-Speerwerfern Thomas Röhler (93,90 Meter) und Johannes Vetter (94,44 Meter) zugetraut. "Wir hätten nichts dagegen, drei Medaillen zu holen", sagte Olympiasieger Röhler. Denn mit Andreas Hofmann (88,79 Meter) liegt ein weiterer deutscher Speerwerfer auf Platz drei der Weltjahresbestenliste. Aussichtsreich starten außerdem die beiden Zehnkämpfer Rico Freimuth und Kai Kazmirek sowie Siebenkämpferin Carolin Schäfer. Diskus-Star Robert Harting gilt diesmal eher als Jäger denn Gejagter.

Deutschlands Speerwurf-Asse Johannes Vetter, Thomas Röhler und Andreas Hofmann. Foto: dpa-pa
Deutschlands Speerwurf-Asse Johannes Vetter, Thomas Röhler und Andreas Hofmann (v.l.)Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Die gute Bilanz der deutschen Leichtathleten bei der vergangenen WM 2015 in Peking mit insgesamt acht Medaillen dürfte sich nicht wiederholen. "Wir bringen viele individuelle Träume mit nach London", stapelte Idriss Gonschinska, Chef-Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV), tief. "Es gilt, sich keine Limits zu setzen."

19 russische Athleten unter neutraler Fahne

Wie schon bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro bleiben Russlands Leichtathleten auch bei der WM in London noch gesperrt. Allerdings dürfen 19 Russen, die laut IAAF die Anforderungen im Anti-Doping-Programm erfüllt haben, unter neutraler Flagge starten. "Wir haben Fortschritte erkannt", sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe. Ins gleiche Horn stieß Rune Andersen, Chef der IAAF-Anti-Doping-Taskforce: "Die Russen wollen wirklich alle Kriterien erfüllen und haben Riesen-Fortschritte gemacht. Aber es gibt noch Probleme, die zu lösen sind."

Usain Bolt macht sich wegen des weiter bestehenden Dopingproblems Sorgen um die Zukunft der Leichtathletik. "Die Sporter müssen verstehen, dass, wenn sie dies weitermachen, der Sport sterben wird", sagte der Superstar vor der WM. "Und sie haben dann keinen Job mehr."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter