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Politik

Provokation ja - Angriff auf die USA nein

10. August 2017

Nordkorea hat seine Drohung mit einem Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel Guam konkretisiert. Demnach sollen die Geschosse außerhalb der US-Hoheitsgewässer im Meer niedergehen. Ein taktisches Manöver Pjöngjangs?

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Nordkorea Kim Jong-Un beobachtet Raketentest
Bild: Getty Images/AFP/STR

Bis Mitte August solle der Einsatzplan stehen, um vier Mittelstreckenraketen über Japan hinweg auf Guam abzufeuern, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Die Raketen sollen demnach 30 bis 40 Kilometer vor Guam im Meer niedergehen. Konkret gehe es um vier Mittelstreckenraketen vom Typ Hwasong-12, die über Japan fliegen und nach genau 17 Minuten und 45 Sekunden Flugzeit vor Guam im Meer aufschlagen sollen, verbreitetete der nordkoreanische General Kim Rak Gyom über KCNA.

Experten: Lage bleibt brandgefährlich

30 bis 40 Kilometer vor Guam, das wäre gerade noch außerhalb der US-Hoheitsgewässer um die Pazifikinsel. Experten in Südkorea warnten dennoch, die USA würden jeden Raketenabschuss des Regimes von Kim Jong Un in Richtung ihres Hoheitsgebietes als Provokation werten, selbst wenn Pjöngjang den Start nur als Test deklarieren würde. Allein schon, weil sie eine ernsthafte Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit darin sähen, sagte Cha Do Hyeogn vom Asiatischen Institut für Politikstudien in Seoul.

Der Politologe Maseo Okonogi von der japanischen Keio-Universität bewertet die nordkoreanischen Äußerungen als Hinweis, dass die Führung in Pjöngjang das Testgebiet aus dem Japanischen Meer in die Gewässer vor Guam verlegen wolle. "Mit dieser Ankündigung senden sie auch eine versteckte Botschaft, dass ihr Handeln kein Angriff sein soll", sagte er.

Möglicherweise wolle die Führung in Pjöngjang mit ihrer ungewöhnlich detaillierten Drohung klar machen, dass sie sich mit den Plänen innerhalb der Grenzen des Völkerrechts bewege, sagte Yang Moo Jin von der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul. Auch John Delury von der Yonsei-Universität in Seoul vermutet, dass Nordkorea sich mit den präzisen Angaben absichern will. Die USA, Südkorea und Japan sollten den geplanten Raketenstart nicht als "echten Angriff" missverstehen.

US-Streitkräfte stehen bereit

Dennoch in der durch die Kriegsrhetorik auf beiden Seiten hochgeputschten Stimmung bleibt die Gefahr einer weiteren Eskalation hoch. Auch wenn die Treffgenauigkeit der nordkoreanischen Hwasong-12-Raketen sehr groß ist, sie könnten versehentlich in US-Hoheitsgewässern um Guam niedergehen. Der Konflikt hatte an Fahrt aufgenommen, nachdem US-Präsident Donald Trump Nordkorea mit "Feuer und Zorn" drohte, falls es sein Atom- und Raketenprogramm fortsetzt. Auf Twitter legte Trump nochmal nach: Das Nuklearwaffenarsenal der Vereinigten Staaten sei "schlagkräftiger als je zuvor".

Die siebte US-Flotte hat derzeit sechs Schiffe der Aegis-Klasse in der Region, die für die Raketenabwehr ausgerüstet sind. Japan hat weitere vier solcher Schiffe. Zudem ist auf Guam das Raketenabwehrsystem Thaad installiert, das die USA vor kurzem auch in Südkorea aufgebaut haben. Auf Guam leben rund 163.000 Menschen. Die USA betreiben dort eine Militärbasis.

Die japanische Regierung forderte Pjöngjang auf, den in der vergangenen Woche verhängten neuen UN-Sanktionen Folge zu leisten und auf weitere Provokationen zu verzichten. Sollte Nordkorea eine Rakete Richtung US-Territorium abfeuern, könnte Japan diese abschießen, kündigte Verteidigungsminister Itsunori Onodera an.

EU verschärft Nordkorea-Sanktionen

Die Europäische Union hat ihre Sanktionen gegen Nordkorea ausgeweitet. Die Mitgliedstaaten verhängten Einreiseverbote und Vermögenssperren gegen 13 weitere Verantwortliche und Organisationen. Betroffen ist unter anderem die nordkoreanische Staatsbank FTB. Grund sind die jüngsten Raketentests des Landes. Damit stehen nun insgesamt 160 Menschen und Organisationen Nordkoreas auf der Schwarzen Liste der EU. Anfang August hatten bereits die Vereinten Nationen ihre Strafmaßnahmen gegen das kommunistische Land verschärft.

qu/kle (rtr, afp, dpa)