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Naturkatastrophen im Film

Silke Wünsch
14. November 2017

Während Staatsvertreter auf der Weltklimakonferenz in Bonn um die Zukunft der Erde kämpfen, spielen im Kino langfristige Ziele zum Klimaschutz keine Rolle. In den Filmen steht das Ende der Welt nämlich schon vor der Tür.

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USA New York Freiheitsstatue Film The day after tomorrow
In "The Day After Tomorrow" bleibt nichts mehr stehenBild: Imago/Unimedia Images

Die Welt hat in den vergangenen Jahren schon viele Naturkatastrophen erlebt: Tsunamis im Indischen Ozean und vor der japanischen Küste. Hurricans und Sturmfluten im Südwesten der USA. Tornados und sintflutartige Regenfälle auch in Mitteleuropa. Dazu kommen die weniger sichtbaren und schleichenden Katastrophen wie schmelzende Gletscher und Polkappen, Ozonlöcher und steigende Meeresspiegel, Wüsten, die immer größer werden. All diese Szenarien und deren grässliche Konsequenzen werden uns in schöner Regelmäßigkeit im Kino vorgeführt. Wir sind uns der Gefahr durch den Klimawandel durchaus bewusst, dennoch laufen uns im Kinosessel und auf dem Sofa wohlige Schauer über den Rücken angesichts von Zerstörung und Apokalypse - denn das da auf der Leinwand, das ist ja alles ganz weit weg von uns.

Filmstill KING KONG VS. GODZILLA
Film-Monster: Godzilla und King KongBild: picture alliance/dpa/Everett Collection

Monster und atomare Verseuchung

Schon 1936 bebte die Erde in dem Film "San Francisco". In den 1950er Jahren bevölkerten Monsterspinnen, fliegende Untertassen und Außerirdische die Leinwände, die Filmwelt des Regisseurs Jack Arnold verbreitete unter den Zuschauern Angst und Schrecken. Das war zwar alles nur Science Fiction. Aber im Kalten Krieg und somit der Zeit, als die Atommächte um die Vorherrschaft - auch im Weltall - kämpften, war sich die Menschheit bewusst, dass eine konkrete Bedrohung gegeben war. Und so war die atomare Katastrophe erstmals in "Das letzte Ufer" (1959) zum Filmthema gemacht worden: die Erde verseucht, nur noch ein kleines Gebiet bewohnbar, Probleme sind vorprogrammiert…

Technische Katastrophen und Naturkatastrophen

Filmstill - Airport!
Horror der besonderen Art: Ein vollbesetztes Flugzeug mit Problemen ("Airport", 1970)Bild: picture alliance / United Archives/IFTN

Die 1970er Jahre sind DAS Jahrzehnt des Katastrophenfilms. Hier brennen Hochhäuser ("Flammendes Inferno", 1974), Flugzeuge stürzen ab ("Giganten am Himmel", 1975) oder werden entführt ("Endstation Hölle", 1972), Passagierschiffe sinken (Die Höllenfahrt der Poseidon", 1972) oder werden durch Bomben bedroht ("18 Stunden bis zur Ewigkeit", 1974).

Diese sogenannten technischen Katastrophen sind von Menschen gemacht: Pfusch am Bau, Größenwahn oder Terror sind hier die Ursachen. 

Doch auch die Natur bietet unterhaltsame Auftritte im Katastrophenkino der 70er Jahre. Staudämme brechen ("Die Flut", 1976), immer wieder bebt die Erde und die Tierwelt wehrt sich gegen die Umweltverschmutzung: In "Frogs - Killer aus dem Sumpf" (1972) greifen Frösche, Alligatoren, Taranteln und weiteres Getier ein Grüppchen Menschen an. In anderen Filmen schockieren Killerwale, Riesenkraken und weiße Haie die Zuschauer, ein riesiger Schwarm Killerbienen verbreitet Tod und Verwüstung.

Filmstill - Frogs - Killer Aus Dem Sumpf
Von wildgewordenem Kleinvieh in den Sumpf getrieben: Ein Opfer in "Frogs"Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN

Die Natur nimmt Rache an der Menschheit

Manche Ursachen für die Filmkatastrophen kommen aus dem All, wie etwa ein heranrauschender Asteroid - aber noch öfter sind sie menschengemacht, wie etwa Mutationen durch chemische Experimente oder Atomstrahlung.

Manche Ursachen kann man sich beim weinseligen Zusammensein schöner nicht ausdenken: Da verschiebt sich schonmal die Erdachse, Polkappen schmelzen in absurd kurzer Zeit, Untergrundvulkane tauchen aus dem Nichts auf. Das Kino wartet nicht auf von Staaten festgesetzte Klimaziele. Im Kino passieren die Dinge sehr viel schneller.

Die Story ist meistens dürftig

Filmstill - Armageddon - Das Juengste Gericht
Bruce Willis und sein Team auf dem Weg zur Weltrettung: ArmageddonBild: picture-alliance/United Archives/IFTN

Dabei beschränkt sich der Inhalt der Filme nicht nur auf die Befriedigung einer gewissen Sensationsgier, die in uns allen steckt. Ohne eine Handlung wäre selbst das heftigste Geballer und der brutalste Tierterror nach fünf Minuten langweilig. Da muss eine Story her - und die ist meistens nach einem bewährten Muster gestrickt und oftmals nicht besonders intelligent: Wenn nicht sowieso schon ein Held vorhanden ist, wachsen einzelne Protagonisten im Angesicht der Bedrohung über sich hinaus und retten, was zu retten ist: entweder eine Handvoll Menschen oder direkt den ganzen Planeten.

Die wichtigsten Stereotypen: Der besorgte Wissenschaftler, dem niemand glaubt, der selbstgerechte Politiker beziehungsweise US-Präsident, der skrupellose Manager, der aus der Katastrophe noch Gewinn ziehen will, der raubeinige Ex-Soldat, der zum Helden wird, und jede Menge tapferer Frauen und Kinder. Eins haben fast alle Naturkatastrophenfilme gemeinsam: Das Häuflein Menschen, das überlebt, darf auf einer "gereinigten" Erde noch einmal ganz von vorne anfangen - Ende offen.