1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Digitale Rettung der Filmgeschichte

Andreas Ebel26. August 2003

Bildsprünge und Risse sind untrügliche Anzeichen dafür, dass der Zahn der Zeit auch vor Zelluloid nicht halt macht. Um altes Filmmaterial vor dem Zerfall zu erhalten, wird verstärkt digital gearbeitet.

https://p.dw.com/p/40VC
Schon digitalisiert: Metropolis von Fritz Lang aus dem Jahr 1927

Historische Filmbänder aus den frühen Jahren der Filmgeschichte laufen Gefahr durch chemische Zersetzung und physikalische Schäden vollständig zerstört zu werden. Nahezu 90 Prozent aller Stummfilme, die vor 1930 produziert wurden, sind durch solche Vorgänge bereits irreparabel beschädigt worden. Bisher angewandte photochemische Verfahren zur Konservierung können den Verfall des Zelluloidmaterials zwar verhindern, sind jedoch nicht in der Lage bestehende Schäden zu beseitigen. Eine bessere, jedoch auch kostenintensive Alternative könnte die digitale Restaurierung von Filmen sein.

Mehr Möglichkeiten

Gegenüber der herkömmlichen Verfahrensweise der Filmkonservierung bietet die digitale Filmrestauration mehrere Vorteile. So läßt sich der Verfall des Filmmaterials nicht nur aufhalten: Der Film selbst kann später am Rechner von entstandenen Schäden befreit werden. In Deutschland beschäftigt sich unter anderem das Unternehmen ALPHA-OMEGA aus München mit der digitalen Restauration von altem Filmmaterial. Von den Experten wurden unter anderem der Filmklassiker "Metropolis" vollständig digitalisiert. "Eine digitale Restaurierung bietet einfach mehr Möglichkeiten," erklärt Produktionschef Thomas Bakels. "Bei der herkömmlichen Methode werden Fehler wie Risse oder Farbkleckse einfach weiter kopiert und bleiben somit für immer sichtbar." Ist das Filmmaterial aber erst einmal digitalisiert, können auch solche Schäden noch behoben werden.

Fehler verschwinden

Um das Filmmaterial zu digitalisieren, wird es zuerst Bild für Bild mit einem hochauflösenden Filmscanner eingelesen. Dabei wird die Geschwindigkeit des Scanners immer dem Zustand des ursprüngliche Filmmaterials angepaßt. Bei schlecht erhaltenen Materialien ermöglicht die sogenannte Einzelbildübertragung eine optimale Bildübertragung. "Ist das Originalmaterial sehr stark beschädigt, kann es schon einmal passieren, dass wir einen ganzen Tag brauchen bis eine Szene vollständig eingescannt ist," erzählt Bakels. Da die einzelnen Bilder so hochauflösend wie möglich digitalisiert werden, sind enorme Speicherkapazitäten notwendig, um einen Film in unkomprimierter Form zu sichern. Bei einer Datenmenge von 45 Megabytes pro Bild kann eine volle Filmstunde etwa 3,7 Terrabytes beanspruchen. Das sind umgerechnet über 780 DVDs an Daten. Liegt der Film einmal in digitaler Form vor, ist er nicht nur sicher vor weiteren Schäden: Mit Hilfe von spezieller Software können sogar fehlende Einzelbilder, Risse im Film oder Unregelmäßigkeiten im Filmverlauf ausgebessert werden.

Eine Frage des Geldes

Bislang ist das Digitalisieren alter Filme noch nicht selbstverständlich. Ein Grund dafür ist der Kostenaufwand. "Im Moment ist eine gute Digitalisierung etwa drei bis fünfmal teurer als eine hochwertige Umkopierung," erklärt Thomas Bakels "Außerdem lassen viele Filminhaber ihre Originale lieber hinter verschlossenen Türen ohne dabei zu wissen, dass diese mit der Zeit zerstört werden." Das vollständige Digitalisieren aller Zelluloidstreifen für die Nachwelt dürfte schwer werden: Die Kultur-Organisation der Vereinten Nationen, UNESCO, schätzt den derzeitigen Bestand internationaler und nationaler Filmarchive auf mehr als zwei Milliarden Meter Zelluloid.