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Geheimauftrag in Wologizi

4. September 2009

Geheimauftrag in Wologizi ist kein Kriminalroman, der in Afrika spielt – Vamba Sherifs 176-Seiten-Erzählung ist ein afrikanischer Krimi. Das mag klingen wie Haarspalterei, doch der Unterschied markiert Welten.

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Vamba Sherif, Autor aus LiberiaBild: Peter-Hammer-Verlag

Die Welt namens Wologizi ist ein Dorf in Liberia an der Grenze zu Sierra Leone. Eine Ansammlung von Hütten, die einen Palast umringen, der einstmals für den Präsidenten erbaut worden war. Der ist nie aufgetaucht. Abgetaucht ist auch eine Zeitlang der Dorftrottel Tetese. Als er zurückkommt ist er Chef einer schwer bewaffneten Truppe und seine Machtposition benutzt er, um die Dorfbewohner zu terrorisieren. Eines Tages verschwindet er aber wieder, scheinbar spurlos, mitsamt seiner Miliz.

Ein Ermittler ohne Fähigkeiten

Buchcover "Geheimauftrag in Wologizi" von Vamba Sherif
"Geheimauftrag in Wologizi" von Vamba Sherif

William soll den Fall aufklären. Er ist ein Aufsteiger in der Welt der Bürokratie, ein Großstädter. Kein Mensch mit besonderen Fähigkeiten, doch den Weg nach oben glaubt er gut zu kennen. Die Wege in Wologizi aber sind verschlungener. Kaum jemand redet mit ihm, und wenn, dann verschwimmen falsch und richtig, Wahrheit und Täuschung, permanent. William stößt schnell an seine Grenzen, zumindest an die des scheinbar zivilisierten, aufgeklärten, modernen Menschen. Getrieben von der Angst zu versagen, geht er über diese Grenzen hinaus. Wird selbst zum Anführer einer Miliz, selbst zum Kläger, Richter und Henker in einer Person, zum archaischen Machtmenschen. Und wird zuletzt doch Opfer des Afrikas, das er zwar noch kennt, aber nicht mehr versteht.

Scharfer Blick aus der Distanz

Vamba Sherif stammt aus Liberia, wuchs auf in Kuweit und floh von dort nach dem Einmarsch der Iraker nach Holland, wo er Jura studierte und noch heute lebt. Sein Blick nach Liberia aus der räumlichen Distanz ist scharf und unerbittlich, er schwelgt nicht in der Nostalgie des Exilanten, er verdammt aber auch nicht die Kultur seiner Herkunft. Er ist kein Kind des Regenmachers, er versumpft nicht in der endlosen Beschreibung dörflicher Traditionen in einem Afrika, das es so nicht mehr gibt. Vamba Sherif schickt aber auch keinen Mainstream-Detektiv in eine Geschichte, die nur zufällig in Afrika spielt. Dem 36jährigen gelingt es, einen afrikanischen Ermittler in einer afrikanischen Geschichte auf afrikanische Weise scheitern zu lassen. Und beides, die Geschichte und das Scheitern, ist grandios.

Vamba Sherif: "Geheimauftrag in Wologizi", Peter-Hammer-Verlag

Autor: Dirk Bathe

Redaktion: Katrin Ogunsade