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Politik

AstraZeneca kommt nicht aus den Schlagzeilen

23. März 2021

Eine neue Studie zur positiven Wirksamkeit des Corona-Vakzins von AstraZeneca ist noch keinen Tag bekannt, da gibt es schon wieder Zweifel. US-Experten melden Bedenken an. Die Daten könnten veraltet sein.

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AstraZeneca Covid-19 Impfung
Bild: Frank Augstein/AP Photo/picture alliance

Das britisch-schwedische Unternehmen kündigte an, um die Bedenken von US-Experten an den Studiendaten auszuräumen werde umgehend eine Zusammenarbeit mit den zuständigen Überwachungsgremium gestartet. Innerhalb von 48 Stunden soll eine erste Analyse der jüngsten Daten vorgelegt werden, heißt es in einer Erklärung.

Daten zu AstraZeneca "nicht präzise genug"

Das vom US-Seuchenexperten Anthony Fauci geführte Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) hatte Zweifel an der Aussagekraft von Daten einer neuen Untersuchung des Pharmakonzerns AstraZeneca zu dessen Impfstoff geäußert. Die Experten seien darüber besorgt, dass durch das Einbeziehen von "veralteten Informationen" ein "unvollständiges Bild der Wirksamkeit vermittelt" worden sein könnte, teilte die Behörde mit. Das NIAID hatte erklärt, es müsse sichergestellt werden, so schnell wie möglich den präzisesten und aktuellsten Datensatz zur Wirksamkeit zu erhalten. Dabei geht es um Ergebnisse einer Phase-III-Studie mit etwa 32.500 Probanden, die laut Hersteller eine hohe Wirksamkeit des Vakzins zeigen.

Die am Montag veröffentlichten Daten stammten aus einer Zwischenanalyse, die die bis zum 17. Februar vorliegenden Daten berücksichtigt habe. Frühere Untersuchungen, die ebenfalls für eine gute Wirksamkeit des Präparats sprechen, zweifelt die NIAID in ihrem Statement nicht an.

Der Impfstoff sei mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr gut, sagte Fauci in einem Interview mit dem Sender ABC. Allerdings sei die neue Studie nicht präzise genug gewesen. Fauci fügte hinzu, das Hin und Her sei "bedauerlich" und verstärke nur die öffentlichen Zweifel an Impfstoffen. Er kündigte an, dass die Arzneimittelbehörde FDA das Vakzin begutachten werde - unabhängig von AstraZeneca.

USA Washington | Pressekonferenz Anthony Fauci
"Das ist wahrscheinlich ein sehr guter Impfstoff" betont Antony FauciBild: Mandel Ngan/AFP/Getty Images

Die Großstudie der Universität Rochester zu AstraZeneca mit 32.500 Probanden in den USA, Chile und Peru hat nach Angaben der beteiligten Wissenschaftler die hohe Wirksamkeit des Impfstoffs bestätigt. So schütze das Vakzin mit einer Wirksamkeit von 79 Prozent vor COVID-19, bei über 65-Jährigen betrage dieser Wert 80 Prozent. Das bedeutet, dass unter den älteren Probanden einer geimpften Gruppe 80 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter denen einer mit einem Placebo behandelten Kontrollgruppe. Die Wirksamkeit über alle Altersgruppen hinweg in Bezug auf schwere Krankheitsverläufe, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machen, liegt demnach sogar bei 100 Prozent. Ein erhöhtes Thrombose-Risiko wurde bei den 21.583 Probanden, die mindestens eine Impfdosis erhielten, nicht festgestellt.

Notfallzulassung in den USA vorerst nicht in Sicht

AstraZeneca hat großes Eigeninteresse daran, die Wirksamkeitsdaten überprüfen zu lassen. Bisher ist der Corona-Impfstoff in den USA nicht zugelassen. Nach der gestern veröffentlichten Studie wollte das Unternehmen so schnell wie möglich eine Notfallzulassung in den USA für sein Vakzin beantragen. Die Bedenken des NIAID stellen zumindest den Zeitplan wieder in Frage.

Dem Impfstoff von AstraZeneca kommt bei der Bekämpfung der weltweiten Ausbreitung von COVID-19 eine wichtige Rolle zu, da er günstig sowie leichter zu lagern und zu transportieren ist als konkurrierende Impfprodukte. Er wurde bereits in mehr als 70 Ländern mit einer bedingten Marktzulassung oder einer Notfallzulassung versehen. In Deutschland und anderen europäischen Ländern waren die Impfungen mit AstraZeneca in der vergangenen Woche nach Berichten über Fälle von sehr seltenen Blutgerinnseln vorübergehend gestoppt worden. Inzwischen wurden sie aber wieder aufgenommen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wie auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprachen sich für ein Festhalten an dem Impfstoff aus.

qu/ehl (rtr, ap)