1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Baerbock warnt in Inselstaat Palau vor Klimanotstand

9. Juli 2022

Im Südpazifik hat Außenministerin Annalena Baerbock zu einer internationalen Kraftanstrengung aufgerufen, um die Erderwärmung zu bekämpfen. In Palau besucht sie Inseln, die von den Folgen des Klimawandels bedroht sind.

https://p.dw.com/p/4DtKY
Annalena Baerbock den Inselstaat Palau
Annalena Baerbock wird von Eyos Rudimch (rechts), Gouverneur von Koror, und Kulturminister Ngiraibelas Tmetuchl über die Insel Ngkesill geführtBild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

"Der Klimanotstand ist keine isolierte Krise. Es ist das schwierigste Sicherheitsproblem unserer Zeit", sagte die Grünen-Politikerin im Inselstaat Palau, der nach Ansicht von Beobachtern vom Untergang bedroht ist. Zwar erscheine der russische Angriffskrieg Tausende Kilometer entfernt. Dessen Auswirkungen träfen aber jene am härtesten, die unter der Klimakrise litten - unter anderem wegen Überschwemmungen, Dürren und heftiger Stürme.

Bedrohte Pazifiknationen hätten bei internationalen Klimaverhandlungen immer wieder vor den Folgen des Klimawandels gewarnt, betonte Annalena Baerbock. "Aber wir müssen zugeben, dass unsere Antwort als internationale Gemeinschaft unzureichend, unsere Unterstützung zu begrenzt war." Nun sei es "wirklich Zeit, dass wir Ihnen nicht nur aus der Ferne zuhören, sondern dass wir tatsächlich herkommen". Zuletzt sei vor 120 Jahren ein deutscher Außenminister nach Palau gereist. Von 1899 bis 1914 war Palau Kolonie des deutschen Kaiserreichs.

Ministerin beruft Sondergesandte

Um die von steigenden Meeresspiegeln bedrohten Nationen besser und langfristig zu unterstützen, habe sie die Diplomatin Beate Grzeski zur Sondergesandten für die pazifischen Inselstaaten ernannt, erklärte die Bundesaußenministerin. Grzeski sei ab sofort direkte Ansprechpartnerin für die Archipele.

Annalena Baerbock den Inselstaat Palau
Die Außenministerin versucht sich mit Tina Rehuher Marugg beim Kochen der Pflanze Taro Bild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Palau erscheine wie ein echtes Paradies, sagte Baerbock. "Aber wir können uns auch gut vorstellen, was mit diesem friedlichen Paradies passieren wird, wenn der Meeresspiegel noch weiter steigt." So böten Schulen, die in Küstennähe gebaut werden, den Kindern keinen sicheren Ort mehr. Kulturstätten könnten buchstäblich untergehen. Und viele Anwohner müssten sich eine schreckliche Frage stellen: "Eine Frage, die ich mir persönlich kaum vorstellen kann: "Werden unsere Häuser in 30 oder 50 Jahren noch hier sein?"

Baerbock sieht "eklatante Ungerechtigkeit"

Keine Weltregion leide so sehr unter der Klimakrise wie die Pazifikstaaten - und das, obwohl deren Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen so gering sei. "Das ist eine eklatante Ungerechtigkeit", sagte Baerbock. Um die angestrebten Klimaziele zu erreichen, müssten vor allem die weltweit größten CO2-Emittenten die Treibhausgas-Emissionen schneller senken, so auch Deutschland. "Wir sind nicht Ozeane voneinander entfernt, sondern stehen Seite an Seite", rief Baerbock den Menschen in Palau zu.

Zuvor hatte sich die Ministerin bei einem Besuch der zu den „Rock Islands” gehörenden Insel Ngkesill über die dramatischen Auswirkungen des weltweiten Klimawandels informiert. Baerbock fuhr mit einem Boot zu der Insel, die zu einem etwa 40 Kilometer langen Archipel im Zentrum Palaus gehört, das von einem dichten Korallenriff eingefasst ist. Barfuß spazierte sie über den weißen Sandstrand und schaute von dort auf von Dschungel überwucherte kleine Inseln im türkisfarbenen Ozean. Dabei ließ sie sich aber auch Auswirkungen der Erosion sowie von Stürmen entwurzelte Bäume und angeschwemmten Plastikmüll zeigen.

Annalena Baerbock den Inselstaat Palau
Annalena Baerbock macht sich ein Bild von der Lage auf der Insel Ngkesill Bild: Thomas Imo/photothek/picture alliance

Der Archipel besteht aus bis zu 500 Inseln, von denen keine permanent bewohnt ist. Das dortige Naturschutzgebiet bietet nach Angaben der Bundesregierung unter anderem seltenen Seekühen, 13 Hai-Arten, mehr als 350 unterschiedlichen Korallenarten, Vögeln, Fledermäusen und Pflanzen einen vom Tourismus weitgehend unberührten Lebensraum. Ein großer Teil des Archipels wurde im Jahr 2012 von der UNESCO zum Weltnatur- und -kulturerbe erklärt.

Baerbock befindet sich derzeit auf einer sechstägigen Reise durch Asien. Am Freitag hatte sie am G20-Außenministertreffen im indonesischen Bali teilgenommen. Nach ihrem Besuch in Palau reist sie weiter nach Japan.

kle/sti (dpa, afp)