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Bayer Leverkusens Strategie zahlt sich aus

Matt Pearson
7. Mai 2022

Bayer 04 Leverkusen spielt in der nächsten Saison wieder in der Champions League - nach zwei Jahren Abstinenz. Die Leverkusener holen in Hoffenheim einen Sieg, der ihre langfristige Strategie bestätigt.

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Jubel Patrik Schick von Bayer Leverkusen
Mit 24 Saisontreffern einer der Garanten für das Erreichen der Champions League: Patrik SchickBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance

Nachdem Patrik Schick und Moussa Diaby mit ihren Treffern die Rückkehr von Bayer 04 Leverkusen in die Champions League perfekt gemacht hatten, schüttelten sich Rudi Völler und Simon Rolfes die Hände. Sie freuten sich gemeinsam über ihren Anteil an diesem Erfolg ihres Vereins. Rolfes, derzeit Sportdirektor, wird Völler nach der Saison als Geschäftsführer Sport ablösen. Kürzlich erklärte der 40-Jährige gegenüber der DW, dass die Verkäufe von Kai Havertz an den FC Chelsea und Julian Brandt zu Borussia Dortmund, durch die man die Transfers von Schick und Diaby finanzieren konnte, Teil einer umfassenderen Strategie waren, die langfristig darauf abzielt, die Kluft zu Serienmeister FC Bayern München und Borussia Dortmund zu schließen.

"Die Strategie bestand darin, eine junge Mannschaft mit jungen Spielern mit viel Talent aufzubauen. Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Talent umgehen können, und das ist ein perfektes Umfeld für Spieler mit großem Potenzial wie Moussa Diaby", sagte der ehemalige deutsche Nationalspieler. "Wir versuchen, mit dem Talent und dem Potenzial der Spieler in unserem Kader zu wachsen, Schritte nach vorne zu machen und sie vielleicht ein oder zwei Jahre länger zu halten, als sie normalerweise hier wären", fügte er hinzu.

Diaby im Visier der Premier League

Vor allem der Verbleib von Diaby könnte als schwierig erweisen, selbst wenn er nun mit Leverkusen wieder in der Champions League spielen kann. Der 22-Jährige wird mit West Ham United und Newcastle United aus der Premier League in Verbindung gebracht. In Hoffenheim zeigte er sein ganzes Können: Den ersten Leverkusener Treffer von Patrik Schick bereitete er mit einem schnellen Vorstoß samt präziser Hereingabe vor, den Ausgleich zum 2:2 erzielte er nach Schick-Vorarbeit selbst.

Jubel Moussa Diaby
Moussa Diaby hat sich in der laufenden Saison extrem verbessert und ist auch für andere Klubs interessantBild: Marius Becker/dpa/picture alliance

Doch der Tag gehörte nicht nur dem Franzosen: Schick legte ein zweites Tor nach und Lucas Alario sorgte in der Nachspielzeit für den Schlusspunkt beim 4:2-Sieg gegen Hoffenheim, der die Rückkehr in die europäische Königsklasse bedeutet. Alarios Tor war der 78. Saisontreffer der Werkself – so viele haben die Leverkusener noch nie zuvor in einer Spielzeit erzielt. "Das ist die Phantasie, die wir mit diesen Spielern hatten: Sie ist lebendig geworden, und zwar nicht nur in den Köpfen, sondern auch auf dem Spielfeld", sagte Rolfes vor dem Spiel über die aktuelle Mannschaft.

Champions League als Argument

Angesichts des finanziellen Gefälles zwischen den europäischen Spitzenklubs und den Klubs, die wie Leverkusen knapp darunter liegen, ist es nach Ansicht von Rolfes eine der wenigen Möglichkeiten, Spieler wie Diaby oder den momentan verletzten Florian Wirtz zu verpflichten, bevor der Standort Leverkusen zu klein für sie wird. Spieler dieser Klasse brauchen Champions-League-Fußball, um zu bleiben. Jetzt hat Leverkusen die Chance, sich weiterzuentwickeln und vielleicht den Rückstand auf Borussia Dortmund, wenn nicht sogar auf Bayern, zu verringern.

Spielszene Bayer 04 Leverkusen gegen Juventus Turin mit Cristiano Ronaldo
Leverkusens bislang letzter Auftritt in der Champions League: Im Dezember 2019 gegen Juventus TurinBild: Revierfoto/dpa/picture alliance

"Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft: Viele haben nicht mehr an uns geglaubt", sagte Verteidiger Jonathan Tah und bezog sich dabei darauf, dass zuletzt eine Schwächephase verbunden mit vielen Verletzungen den Erfolg der Saison noch zu vereiteln drohte. Doch Cheftrainer Gerardo Seoane und sein Team haben das Bayer-Schiff mit drei Siegen in Folge wieder auf Kurs gebracht. "Wir sind wirklich glücklich. In den letzten beiden Jahren haben wir die Champions League verpasst, also war das unser großes Ziel in dieser Saison", sagte Rolfes gegenüber Sky, nachdem die Qualifikation gesichert war.

Ständige Suche nach Ersatz

Rudi Völler kann nun - nach insgesamt über 20 Jahren mit sportlicher Verantwortung in Leverkusen - beruhigt in den Ruhestand zu gehen, weil er weiß, dass sein Verein auf und neben dem Platz in guter Verfassung ist. Für seinen Nachfolger beginnt die Arbeit dagegen gerade erst. Moussa Diaby Sollte er Leverkusen tatsächlich verlassen, brächte das zwar rund 55 Millionen Euro ein, dennoch wäre es schwer, adäquaten Ersatz zu finden. Allerdings ist das eine Aufgabe, die sich Simon Rolfes im Grunde in jedem Transfersommer stellt - und die er schon häufiger bewältigt hat.

Bayer-Sportdirektor Simon Rolfes auf der Bank in Hoffenheim
Bayer-Sportdirektor Simon RolfesBild: Sascha Walther/Eibner-Pressefoto/picture alliance

"Stell dir vor, Kai [Havertz] würde noch hier spielen, mit Florian [Wirtz], mit Moussa, mit Patrik Schick in unserer Offensive, das wäre fantastisch", sagte Rolfes der DW. "Aber manchmal müssen wir einen Spieler verkaufen. Als wir Kai verkauft haben, wussten wir, dass wir Moussa haben. Man hat Glück, wenn man zu den sechs besten Vereinen in Europa gehört, dann muss man vielleicht keine Verkäufe tätigen. Aber für alle anderen Vereine gehört das zum Leben dazu."

Und auch bei Patrik Schick ist noch nicht gesagt, dass er seinen bis 2025 laufenden Vertrag tatsächlich erfüllt. Gerüchte, dass Robert Lewandowski den FC Bayern verlassen könnte, tauchen in den vergangenen Wochen immer wieder auf. Sollte der Pole München verlassen, wäre Schick - da Dortmunds Erling Haaland für München nicht zu bekommen ist - sein logischer Nachfolger. Doch auch hier haben Völler und Rolfes ihre Hausaufgaben bereits gemacht. Mit dem Iraner Sardar Azmoun haben sie schon in der Winterpause einen vielseitigen und torgefährlichen Angreifer verpflichtet.

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.