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Benefiz-Auktion: Baselitz Kunstwerk versteigert

31. Januar 2021

Georg Baselitz zählt zu den teuersten Künstlern aus Deutschland. Eine Zeichnung von ihm brachte jetzt 22.000 Euro ein - die er der Obdachlosenhilfe spendet.

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Georg Baselitz in grauem Sakko zeigt Selbstporträt-Bleistiftzeichnung in die Kamera.
Das Selbstportrait "Zero" von Georg Baselitz erzielte einen rekordverdächtigen PreisBild: ZDF und Georg Baselitz/Ivan Ae

Drei Jahre ist es her: Während eines TV-Interviews im Januar 2018 zückt der Maler Georg Baselitz Stift und Skizzenblock und bringt mit routinierten Strichen ein Selbstportrait zu Papier - auf dem Kopf stehend. Seit Jahren ist das sein künstlerisches Markenzeichen: Alle Figuren und Motive auf seinen Gemälden und Zeichnungen stehen auf dem Kopf.

Baselitz steht auch 2020 wieder auf Platz drei der international wichtigsten Künstler, die das Wirtschaftsmagazin "Capital" jedes Jahr ermittelt. Darin wird mit Hilfe von statistischen Daten, Ausstellungen, Preise, Presse-Erwähnungen etc. die Relevanz dieser Künstler erhoben.

Das Blatt mit der spontanen Zeichung wird noch vor Ort in den Ausstellungsräumen der Schweizer Foundation Beyerle datiert, von dem heute 83-jährigen Künstler signiert und als Kunstspende einer Charity-Auktion übergeben.

Kunst für karitative Zwecke

Georg Baselitz wird 80

Nun wurde diese Bleistift-Zeichnung meistbietend versteigert - zugunsten einer Obdachlosen-Hilfsorganisation. Der Kölner Verein "Kunst hilft geben" arbeitet seit längerem erfolgreich mit prominenten Künstlern zusammen, wie beispielsweise Gerhard Richter, Rosemarie Trockel, HA Schult, und den Fotografen Benjamin Katz und Boris Becker.

Die Baselitz-Zeichnung mit dem Titel "Zero" wurde vom Kunsthaus Lempertz auf einen Schätzwert zwischen 8000 und 12.000 Euro taxiert. Am Ende kam das Bild für 22.000 Euro unter den Hammer.

Ausstellung Corpus Baselitz im Museé Unterlinden Colmar
Der Maler Georg Baselitz in seinem Atelier (2018)Bild: Georg Baselitz, Foto: Jochen Littkemann

Künstler mit sozialer Haltung 

Die Verein "Kunst hilft geben" wird den Erlös mit anderen Obdachloseneinrichtungen teilen. "Gerade im Winter und in der Corona-Krise kämpfen in Deutschland, aber auch in ganz Europa, Tausende ums Überleben auf der Straße", sagte Dirk Kästen von der Kölner Initiative im DW-Interview. "Wir versuchen zu helfen und die Not ein wenig zu lindern." So wurden 10.000 Schutzmasken als auch 80 Winterschlafsäcke angeschafft und an Obdachlose weitergegeben.

Insgesamt haben 55 Künstler Werke für die Online-Auktion "Kunst hilft geben" zur Verfügung gestellt: Die Preisspanne geht von 300 Euro für eine kleinformatige Zeichnung bis zu 55.000 Euro für eine Bronzeskulptur von Markus Lüpertz.

2019/20 brachte die Versteigerung von 30 handsignierten Kunstdrucken des berühmten Fotos "Die Kerze" von Gerhard Richter rund 650.000 Euro ein, die der Verein allerdings noch versteuern musste, wie Kästel im DW-Interview anmerkt. Innerhalb weniger Stunden waren die Bilder ausverkauft. Richter hatte "Die Kerze" Anfang der 1980er-Jahre in verschiedenen Varianten gemalt und als Druck angefertigt. Inzwischen gehört das weltberühmte Bildmotiv zu den Ikonen der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts.

Zwei weich gezeichnete creme-weiße Kerzen.
Richters Kerzen-Bilder gibt es in vielen Varianten: hier "Two Candles" (Öl auf Leinwand, 1982)Bild: G. Richter 2017

Kunst für Wohltätigkeitsauktion

Für das Auktionshaus Lempertz, mit Dependancen in Köln, München, Brüssel, London und anderen europäischen Kulturmetropolen, sind Versteigerungen für einen guten Zweck Teil der Firmentradition. Seit 1844 finden bei Lempertz, früher in Bonn ansässig, Versteigerungen von Kunst und Antiquitäten statt.

"Unser Haus ist in der Kölner Innenstadt. Da ist man mit den Problemen einer Großstadt wie Obdachlosigkeit und Drogenabhängigkeit vor der Haustür konfrontiert", sagte Isabel Apiarius-Hanstein, in sechster Familiengeneration in der Geschäftsleitung von Lempertz. 

Jedes Kunstwerk, das zur Versteigerung eingereicht wird, wird von hausinternen Experten erst einmal begutachtet und bewertet. "Wir reden ja hier von Richter und Baselitz: Es gibt kaum bekanntere Namen in der zeitgenössischen deutschen Kunst", erklärte Apiarius-Hanstein im DW-Interview. 

Der Markt für Künstler wie Georg Baselitz sei auf jeden Fall derzeit sehr "stark". "Das hat natürlich mit seinem Namen zu tun, aber auch damit, was die Käufer bereit sind, für eine Arbeit von ihm zu zahlen." Die Obdachlosen wird das in diesem Fall besonders freuen.