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Trainer laufen Sturm gegen Karten-Regel

Stefan Nestler mit sid, dpa
29. Juli 2019

Von der kommenden Bundesliga-Saison an können Schiedsrichter auch Trainer mit Gelben und Roten Karten bestrafen. Unter den Trainern regt sich Widerstand. Wortführer ist Julian Nagelsmann, neuer Coach von RB Leipzig.

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Fussball Bundesliga l Borussia Mönchengladbach vs TSG 1899 Hoffenheim l 2:2 - Julian Nagelsmann
Bald kann Julian Nagelsmann (r.) für Meckern Gelb sehenBild: Getty Images/Bongarts/L. Baron

Für Temperamentsbündel in der Coaching-Zone wird es ernst: Mit Beginn der Bundesliga-Saison können Schiedsrichter auch Trainern Gelbe und Rote Karten zeigen. Damit setzt die Deutsche Fußball Liga (DFL) eine Regeländerung des International Football Association Board (IFAB) um. Bisher konnten Schiedsrichter Trainer bei groben Vergehen nur direkt auf die Tribüne verbannen. Diese Möglichkeit besteht natürlich auch weiterhin und wird künftig eine automatische Sperre nach sich ziehen. Welche Folgen Gelb-Verwarnungen für die Trainer haben, ist dagegen noch nicht bis ins Detail geklärt. Die Entscheidung fällt am 21. August bei der DFL-Generalversammlung in Berlin. Angeblich plant der Verband, einen Trainer dann für ein Spiel zu sperren, wenn er dreimal Gelb gesehen hat.

Jedes vierte Spiel auf die Tribüne?

Die Bundesliga-Trainer sind alles andere als begeistert. "Ich glaube einfach, dass der Schiedsrichter die Gelbe Karte viel schneller zeigen wird, als er dich früher auf die Tribüne geschickt hat", sagte Julian Nagelsmann beim Internationalen Trainerkongress in Kassel. Der neue Trainer von RB Leipzig stört sich auch daran, dass seinesgleichen bereits nach drei Verwarnungen und nicht wie Spieler erst nach fünfmal Gelb aus dem Verkehr gezogen werden. "Warum soll ein Trainer schneller auf die Tribüne müssen als ein Spieler? Ich finde, dass man da an die Menschlichkeit appellieren muss und nicht alles mit Strafen reguliert. Es ist nicht im Sinne der Sache, dass ein Trainer jedes vierte Spiel auf der Tribüne sitzt, nur weil er Emotionen zeigt."

Covic: "Wir sind keine Roboter"

Deutschland | Fußball Bundesliga | Fortuna Duesseldorf vs Eintracht Frankfurt 0:1 - Letzte Ermahnung für Trainer Friedhelm Funkel
Funkel hält nichts von der neuen RegelBild: Imago/M. Müller

Noch deutlicher wurde Friedhelm Funkel. "Das ist der größte Schwachsinn aller Zeiten", sagte der Trainer von Fortuna Düsseldorf der "Bild"-Zeitung. "Und warum das Ganze? Weil irgendjemand mal wieder eine ganz tolle Idee hatte und unbedingt was ändern wollte." Auch der neue Trainer von Hertha BSC, Ante Covic, sieht die neue Karten-Regelung kritisch. "Man sollte keine Roboter aus uns machen", sagte Covic dem "Kicker". "Diese Sportart lebt von Emotionen, und ein Stück weit müssen diese Emotionen auch freigelassen werden."

DFB weist Kritik zurück

DFB-Lehrwart Lutz Wagner sieht in der neuen Regel keine Wende um 180 Grad im Verhältnis zu den Trainern. "Die Möglichkeit einer mündlichen Ermahnung, die deeskalierend wirkt, bleibt bestehen. Wir setzen also weiterhin auf Kommunikation und auf ein gelebtes Miteinander auf und neben dem Platz", sagte der ehemalige FIFA-Schiedsrichter in einem Interview auf dfb.de. Aber: "Wer die Grundsätze des Fair Play verletzt bzw. respektlos agiert, der muss auch mit Sanktionen rechnen."

RB-Leipzig-Trainer Nagelsmann appelliert an den gesunden Menschenverstand. "Wenn man die Kultur des Streits pflegt und sich danach die Hand gibt und in die Augen schauen kann, dann kriegt man viele Dinge so hin, ohne dass man alles regulieren muss", sagte der 32-Jährige: "Ich bin seit zwölf Jahren mit meiner Frau zusammen, und auch da gab es mal den einen oder anderen Streit. Dann rauft man sicher wieder zusammen. Und das Leben geht danach wieder normal weiter."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter