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PolitikAfrika

Burkina Faso beklagt Ermordung von Groß-Imam

16. August 2020

Souaibou Cissé galt als Stimme der Toleranz im unruhigem Norden von Burkina Faso. Schon lange wurde er daher vor allem von Islamisten verfolgt. Sein Tod wirft indes auch kein gutes Licht auf Präsident Kaboré.

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Burkina Fasos Staatschef Roch Marc Christian Kaboré (Foto: DW/M. Schetter)
Burkina Fasos Staatschef Roch Marc Christian Kaboré: Tod "Cissés "unmenschlich und niederträchtig"Bild: DW/M. Schetter

In Burkina Faso hat Präsident Roch Marc Christian Kaboré den Mord am Groß-Imam der nördlich gelegenen Provinz Soum verurteilt. Die Ermordung des 73-jährigen Souaibou Cissé sei unmenschlich und niederträchtig, sagte Kaboré in der Hauptstadt Ouagadougou. Cissé war am Dienstag auf dem Rückweg von der Hauptstadt Ouagadougou in die Stadt Djibo aus einem Linienbus heraus von Bewaffneten entführt worden. Augenzeugen berichteten, die Entführer hätten den Bus auf offener Strecke angehalten, die Papiere aller Passagiere kontrolliert und dann den Groß-Imam aus dem Bus gezerrt. Am Samstag wurde seine Leiche gefunden.  

Schon 2017 ein Mordanschlag 

Die genauen Hintergründe der Bluttat sind noch unklar. Im Norden Burkina Fasos sind sowohl Rebellen und Bürgermilizen als auch radikalislamische Gruppen aktiv. Nach Informationen der in Göttingen ansässigen Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist der Mord an Cissé ein Indikator dafür, wie schlimm es um die Sicherheit in manchen Regionen Burkina Fasos stehe. Der hohe muslimische Geistliche habe bis Anfang dieses Jahres unter Polizeischutz gestanden, nachdem im Mai 2017 ein Mordanschlag auf ihn verübt worden war.

Der Geistliche sei zur Zielscheibe der Islamististen geworden, nachdem er den Terror der Extremisten öffentlich verurteilt habe, heißt es in einer Erklärung der GfbV weiter. Der Groß-Imam habe sich dennoch geweigert, den Norden Burkina Fasos zu verlassen. Bis zuletzt habe er sich für Frieden und Toleranz und gegen eine Radikalisierung ausgesprochen. 

Dschihadisten auf dem Vormarsch

Im November 2019 waren bereits der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Djibo und drei seiner Mitarbeiter ermordet worden. Die meisten politischen Würdenträger der Stadt halten sich laut der GfBV inzwischen aus Angst vor Terroranschlägen nur noch in der Hauptstadt Ouagadougou auf. Versprechen der Regierung, die Sicherheit wiederherzustellen, seien nicht erfüllt worden.

Gipfeltreffen der G5-Sahel in Nigers Hauptstadt Niamey: In der Mitte Burkina Fasos  Präsident Kaboré (Foto: Getty Images/AFP/B. Hama)
Gipfeltreffen der G5-Sahel in Nigers Hauptstadt Niamey: In der Mitte Burkina Fasos Präsident KaboréBild: Getty Images/AFP/B. Hama

In Burkina Faso sind 61 Prozent der gut 20 Millionen Einwohner Muslime. Durch die schlechte Wirtschaftslage und Frustration unter der Landbevölkerung gewinnen dschihadistische Gruppen an Zuwachs. Experten der International Crisis Group zufolge fanden in dem westafrikanischen Land im vergangenen Jahr mehr Angriffe radikal islamischer Gruppen statt als in jedem anderen Land des Sahel. Gemeinsam mit Truppen aus dem Tschad, Mali, Mauretanien und Niger bilden Soldaten aus Burkina Faso die regionale Anti-Terroreinheit G5-Sahel.

sti/AR (epd, kna)