1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Chinas Probleme "größer als erwartet"

17. Oktober 2022

Die Null-Covid-Strategie, weniger Exporte, Immobilienkrise und schwache heimische Nachfrage bremsen das Wachstum in China. Während des Parteitages in Peking gibt sich die Regierung aber optimistisch.

https://p.dw.com/p/4IGjU
China Außenhandel
China fällt als Wachstumslokomotive derzeit ausBild: DesignIt/Zoonar/picture alliance

Einen Tag vor der eigentlich geplanten Bekanntgabe neuer Wachstumszahlen sagte der Chef der mächtigen Reform- und Entwicklungskommission (NDRC), Zhao Chenxin, auf dem Kongress der Kommunistischen Partei am Montag vor der Presse in Peking: "Die Wirtschaft hat sich im dritten Quartal wirklich erholt." Er räumte allerdings "Schwierigkeiten und Herausforderungen" sowie "größer als erwartete Schocks" ein. Es habe wegen des externen Umfelds, der Pandemie, extremen Wetters und anderer unerwarteter Faktoren "einige monatliche Schwankungen" gegeben, sagte der oberste Wirtschaftslenker. Aber insgesamt sei China auf dem Kurs der Erholung und zeige Widerstandskraft. Die Bekanntgabe der Daten wurde ohne Angabe von Gründen verschoben. 

Null-Covid-Strategie als Bremsklotz

Besonders die Beschränkungen durch die strenge Null-Covid-Strategie Chinas bremsen die Wirtschaft. Während der Rest der Welt versucht, mit dem Virus zu leben, hält Chinas Führung daran fest, jeden Ausbruch mit Lockdowns, Massentests und Quarantäne im Keim zu ersticken. Das Null-Toleranz-Ziel ist durch die neuen Varianten, die sich leichter verbreiten, aber immer schwieriger einzuhalten. Im zweiten Quartal hatte die Wirtschaft nur um 0,4 Prozent zugelegt. Experten rechnen im dritten Quartal mit 3,5 Prozent. Das Statistikamt gibt die neuen Zahlen am Dienstag bekannt. Doch wird die Regierung ihr Wachstumsziel von 5,5 Prozent für das Jahr wohl weit verfehlen. Die Weltbank rechnet in China nur noch mit 2,8 Prozent. Das wäre nach dem ersten Jahr der Pandemie 2020 erst das zweite Mal seit vier Jahrzehnten, dass das Wachstum so niedrig ausfällt.

Auch Chinas große Häfen - wie hier in Qingdao - sind von Lockdowns bedroht
Auch Chinas große Häfen - wie hier in Qingdao - sind von Lockdowns bedrohtBild: CHINATOPIX/dpa/picture alliance

"Zum ersten Mal seit 1990 wächst der Rest Asiens schneller als China", sagte der Vorsitzende der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke, der sich dabei auf Weltbank-Schätzungen stützt. Er verwies darauf, dass andere asiatische Länder "grundverschieden" mit COVID-19 umgingen und "zurück zur Normalität" gekommen seien. So soll die Region ohne China laut Weltbank um 5,3 Prozent wachsen. Von allen hervorstechenden Problemen Chinas sei "Null-Covid und wie man da rauskommt", das größte, sagte der Experte Richard McGregor vom australischen Lowy Institut. "Es scheint der Wirtschaft einfach einen Hammerschlag zu verpassen."

Keine Exportzahlen

Der Währungsfonds (IWF) warnte auch vor dem Risiko, dass die bisher größte Krise im Immobiliensektor in China auf Banken, Unternehmen oder lokale Regierungen "überschwappt". Auch bremst die schwache globale Nachfrage das chinesische Exportwachstum, das eine wichtige Triebkraft ist. Im vergangene Woche vorgestellten Weltwirtschafts-Ausblick schätzte der IWF die Wachstumsaussichten für China auf 3,2 Prozent (2022) und 4,4 Prozent für 2023. 

Nach einer ersten Verschiebung der Veröffentlichung der neuen Außenhandelszahlen am Freitag gab der Zoll die Entwicklung im September auch am Montag, dem zweiten Tag des Parteikongresses, zunächst nicht bekannt. Auch die für diesen Dienstag vorgesehene Einschätzung zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal werde verschoben, wie das Statistikamt am Montag auf seiner Webseite mitteilte. Auch Angaben zu Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätzen und Arbeitslosenquote sind von der Verschiebung betroffen. Gründe wurden nicht genannt.

Im Vormonat hatte die Exportmaschinerie schon an Schwung verloren und nur einen Zuwachs von 7,1 Prozent erreicht. Um die Konjunktur anzukurbeln, pumpt Chinas Regierung kräftig Geld in die Wirtschaft, obwohl die hohe Verschuldung längst ein Problem ist. Die Zentralbank hat mehrfach Zinsen gesenkt. Neue Bankkredite verdoppelten sich nahezu im September. Anders als in Europa, wo die Inflation Höchststände erreicht und die Zinsen steigen, legen die Preise in China nur wenig zu - im September um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

hb/bea (dpa)