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Chipmangel: Europas Automarkt schwächelt

18. Januar 2022

Rekordeinbruch bei Neuzulassungen von Autos in 2020 und keine Erholung 2021. Die Autoindustrie in Europa leidet unter brüchigen Lieferketten und Chipmangel. Beim Absatz gibt es aber regionale Unterschiede.

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Start der Serienproduktion des BMW i4
Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

In der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr noch weniger neue Autos zugelassen worden als im Corona-Krisenjahr 2020. Die Zahl der Neuzulassungen sank um 2,4 Prozent auf 9,7 Millionen Autos, wie der europäische Branchenverband Acea am Dienstag in Brüssel mitteilte. Schon 2020 hatte die Pandemie dem Automarkt einen Rekord-Einbruch eingebrockt.

Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 belastete der weltweite Mangel an Mikrochips die Autobauer schwer, als bei zahlreichen Herstellern die Produktion  zeitweise ins Stocken geriet. Wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) in Berlin mitteilte, machten außerdem Knappheiten bei weiteren Vorprodukten und Rohstoffen sowie steigende Preise für Energie und Logistik der Industrie zu schaffen.

Auf Jahressicht verzeichnete unter den deutschen Herstellern nur BMW bei den Neuzulassungen ein kleines Plus von 1,5 Prozent. Marktführer Volkswagen musste moderate Einbußen hinnehmen, Daimler rutschte um 12,4 Prozent ins Minus.

Deutschlands Automarkt bricht am stärksten ein

Unter den vier größten Märkten innerhalb der EU fielen die Zahlen nur in Deutschland, hier gab es 10 Prozent weniger Neuzulassungen. In Spanien und Frankreich legten sie immerhin leicht zu, in Italien sogar um 5,5 Prozent. Insgesamt wurden in der EU 3,3 Millionen Fahrzeuge weniger zugelassen als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Autozulieferbetriebe gehen reihenweise Pleite

In den USA und in China legte der Absatz hingegen leicht zu. Der chinesische Pkw-Markt ist um sieben Prozent gewachsen, in den USA wurden 2021 drei Prozent mehr Pkw und leichte Trucks verkauft.

Erholung des Marktes wohl erst 2023

Eine Besserung der Lage in Europa ist nach Angaben der Unternehmensberatung EY vorerst nicht zu erwarten: "Die Konjunkturaussichten haben sich zuletzt eingetrübt, denn Omikron führt zu neuen Unsicherheiten und Risiken - nicht zuletzt für die globalen Lieferketten", erklärte EY-Automobilmarktexperte Peter Fuß. Zudem habe die Chipkrise den Neuwagenmarkt weiterhin fest im Griff, und eine Verbesserung der Versorgung mit Halbleitern sei angesichts des hohen Bedarfs vorläufig nicht in Sicht.

"Damit wird es wohl auch 2022 keine Trendwende auf dem Neuwagenmarkt geben", erklärte Fuß. "Selbst wenn der Absatz gegenüber 2021 leicht steigt, wäre der Markt weit vom Vorkrisenniveau entfernt. Die Erholung verschiebt sich also auf 2023."

E-Autos auf dem Vormarsch

Besser sieht es aus, wenn man sich die Situation bei batteriebetriebenen Autos anschaut. Hier hat sich der Marktanteil in Deutschland im vergangenen Jahr etwa verdoppelt. Von den insgesamt 2,6 Millionen neu zugelassenen Pkw waren nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 26 Prozent rein elektrisch oder in Kombination mit einem Verbrennungsmotor unterwegs. Das waren fast 93 Prozent mehr als im Jahr davor, wie das KBA am Montag mitteilte. Der Marktanteil reiner Elektroautos mit batterielektrischem Antrieb (BEV) verdoppelte sich auf 13,6 Prozent. Die Nachfrage wird von staatlichen Förderprämien angekurbelt und trifft auf ein wachsendes Modellangebot.

iw/bea (dpa, rtr, afp, VDA)