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Bundesregierung beruft Impfstoffbeauftragten

19. Februar 2021

Um die Impfstoffproduktion anzuschieben, hat die Bundesregierung einen eigenen Beauftragten eingesetzt. US-Präsident Biden stellt eine Milliardenhilfe für die globale Impf-Initiative COVAX in Aussicht.

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Chef der Senatskanzlei - Christoph Krupp 2015
Er soll die Impfstoffproduktion besser koordinieren: Christoph KruppBild: Malte Christians/dpa/picture alliance

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bestätigte, dass der Chef der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Christoph Krupp, die Aufgabe eines Impfstoffbeauftragten der Bundesregierung übernimmt. Angesiedelt werden solle die Funktion beim Wirtschaftsministerium. Demnach soll der neue Beauftragte vor allem verlässlicher Ansprechpartner für Hersteller sein und ihnen dabei helfen, ihre Produktion zu steigern.

Spahn sagte in Berlin, er erwarte in den kommenden Wochen eine deutliche Erhöhung des Tempos bei den Impfungen gegen COVID-19. Inzwischen seien rund fünf Millionen Dosen verimpft. Bis Ende nächster Woche würden zehn Millionen Impfdosen ausgeliefert sein, betonte der CDU-Politiker. Derzeit würden rund 150.000 Menschen pro Tag in Deutschland geimpft. Dies werde man in den nächsten Wochen verdoppeln müssen, um alle verfügbaren Impfdosen verimpfen zu können, sagte Spahn.

Ein Euro Eigenbeteiligung

Bei den Schnelltests, die ab 1. März kostenlos zur Verfügung stehen sollen, könnte es Spahn zufolge in den ersten Tagen zu Engpässen kommen. Es werde auch Warteschlangen geben. Er verwies darauf, dass im Laufe des März auch die Schnelltests zur Selbstanwendung zugelassen werden, die er für eine Eigenbeteiligung von einem Euro abgeben will.

Vor dem Hintergrund der Zurückhaltung vieler Impfberechtigter beim Impfstoff von Astra-Zeneca betonte der Minister, es gebe in der EU "drei sichere und wirksame Impfstoffe, die zugelassen sind". Ebenfalls zugelassen sind die Vakzine von BioNTech und Moderna. Spahn warnte angesichts des verlangsamten Rückgangs bei den Corona-Neuinfektionen davor, bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nachlässig zu werden.

Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen liegt nun bundesweit bei 56,8 - und damit geringfügig niedriger als am Vortag (57,1), wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Schon in den Tagen zuvor hatte es keinen deutlichen Rückgang dieser Sieben-Tage-Inzidenz mehr gegeben. Bund und Länder streben ein Niveau von weniger als 50 an, weitergehende Öffnungsschritte sollen bei weniger als 35 möglich sein.

Mehr Ausbrüche befürchtet

Das RKI rechnet in den kommenden Wochen mit mehr Corona-Ausbrüchen. "Wir stehen möglicherweise erneut an einem Wendepunkt. Der rückläufige Trend der letzten Wochen setzt sich offenbar nicht mehr fort", sagte Präsident Lothar Wieler. Die Fallzahlen stagnierten, in vielen Bundesländern sei ein Plateau entstanden, das zu hoch sei. Welche Rolle die Varianten des Coronavirus spielen, sei noch nicht klar, sagte Wieler weiter. Die zuerst in Großbritannien entdeckte Mutation macht inzwischen mehr als ein Fünftel aller Infektionen aus. Daher sei zu erwarten, dass es mehr Infektionen auch bei jüngeren Menschen geben werde. "Es werden auch mehr junge Erwachsene, Jugendliche und auch Kinder erkranken."

Es werde schwieriger, das Ziel eines niedrigen Inzidenz-Niveaus zu erreichen, so Wieler. "Jede unbedachte Lockerung beschleunigt das Virus und wirft uns zurück. Dann stehen wir in ein paar Wochen genau wieder an dem Punkt, wo wir Weihnachten waren." Wieler appellierte erneut an die Bundesbürger, Kontakte auf das nötigste einschränken, sich möglichst draußen zu treffen, nicht zu verreisen sowie Masken über Mund und Nase zu tragen. Und er riet, Impfangebote anzunehmen.

Biden stellt Milliarden Dollar in Aussicht

Kurz vor einem virtuellen G7-Gipfel haben die USA Finanzhilfe in Milliardenhöhe für das globale COVAX-Impfprogramm zur Bekämpfung der Corona-Pandemie angekündigt. Präsident Joe Biden werde bei den Beratungen am Freitag eine Zusage über vier Milliarden US-Dollar (3,3 Milliarden Euro) für COVAX treffen, erklärte das Weiße Haus. Bei der Onlinekonferenz der sieben führenden Industriestaaten wird die Koordination der Maßnahmen gegen die Pandemie ein zentrales Thema sein. Der G7-Gruppe gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, die USA und Kanada an. Den Vorsitz hat derzeit Großbritannien inne.

Das COVAX-Programm spiele eine "wesentliche Rolle" im globalen Kampf gegen die Corona-Pandemie, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Weißen Hauses in Washington im Vorfeld der G7-Beratungen. Die Hälfte der von den USA geplanten Vier-Milliarden-Dollar-Hilfe für COVAX soll nach seinen Angaben bis Ende Februar freigegeben werden. Die COVAX-Initiative setzt sich für eine faire weltweite Verteilung der Corona-Vakzine ein. Geleitet wird sie gemeinsam von der Weltgesundheitsorganisation, der Impfallianz Gavi und dem Bündnis Cepi zur Impfstoffforschung.

Auch Deutschland will COVAX-Beitrag steigern

Bundeskanzlerin Angela Merkel will ihrerseits bei dem Gipfel eine deutliche Erhöhung des deutschen COVAX-Beitrags zusagen, wie Entwicklungsminister Gerd Müller bekanntgab. Nach seinen Angaben fehlen derzeit aber noch insgesamt 27 Milliarden Euro für Corona-Impfungen in armen Ländern. Der Entwicklungsminister nannte dies "inakzeptabel". Eine weltweite Impfkampagne "darf nicht am Geld scheitern".

Deutschland gehe bei den Hilfen voran, betonte Müller. Im Vorjahr habe die Bundesregierung bereits drei Milliarden Euro in ein weltweites Corona-Sofortprogramm investiert. Das Ziel muss sein, bis Jahresende mindestens 20 Prozent der Bevölkerung in Entwicklungsländern gegen das Coronavirus zu impfen, so Müller.

Afrika setzt auf Sputnik V

Afrika will bei der Bekämpfung des Coronavirus bis zu 300 Millionen Dosen des russischen Sputnik-Impfstoffs einsetzen. Ein entsprechendes Angebot aus Moskau inklusive günstiger Finanzierungsbedingungen liege der Beschaffungskommission der Afrikanischen Union (Avatt) vor, teilte das Gremium in Addis Abeba mit. Die von Avatt bisher schon beschafften 270 Millionen Dosen von den Unternehmen Astrazeneca, Pfizer sowie Johnson & Johnson seien bereits von den 55 Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union gebucht. Ab Mai würden Impfungen mit Sputnik V-Impfstoffen möglich sein.

Russlands Impfkampagne auf Hochtouren

In Afrika ist derzeit Südafrika am schlimmsten getroffen. Dort wurden mit mehr als 48.400 Toten fast die Hälfte aller Sterbefälle auf dem Kontinent gemeldet. In Südafrika breitet sich eine mutierte Version des Coronavirus aus, die als deutlich ansteckender gilt als frühere Varianten.

In Afrika sind seit dem Beginn der Pandemie mehr als 100.000 Corona-Tote registriert worden. In den 54 afrikanischen Ländern wurden mehr als 3,3 Millionen Infektionen gemeldet, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden ergab. Damit ist Afrika bisher in weit geringerem Ausmaß von der Pandemie betroffen als Europa, Lateinamerika oder Nordamerika.

kle/pg (dpa, afp, rtr, epd)