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Deutscher Orgelbau ist UNESCO-Kulturerbe

7. Dezember 2017

Die UNESCO hat entschieden: Die deutsche Tradition des Orgelbaus und der Orgelmusik gehört zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Auch die Pizzabäckerkunst aus Neapel wurde in die Liste aufgenommen.

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Ein Mitarbeiter der Firma Orgelbau Klais in Bonn baut Orgelpfeifen ein
Bild: picture-alliance/Rainer Hackenberg

Das teilte die Weltkulturorganisation Unesco in der Nacht auf Donnerstag (7.12.2017) mit. Der zwischenstaatliche Ausschuss berät derzeit über die Aufnahme von 35 Formen des Könnens und Wissens aus aller Welt. Er tagt noch bis Freitag im südkoreanischen Jeju. Bereits am Mittwoch wurden unter anderem die kubanische Musik Punto, das Shital-Pati-Weben aus Bangladesch und der Zaouli-Tanz aus der Elfenbeinküste aufgenommen.

Nach der Falknerei und der Genossenschaftsidee sind Orgelmusik und Orgelbau das dritte deutsche Kulturgut auf der internationalen Liste der Weltkulturorganisation UNESCO. "Deutschland hat mit rund 50.000 Orgeln die höchste Orgeldichte der Welt", erklärt die deutsche UNESCO-Kommission. Vizepräsident Christoph Wulf betont: "Jede Orgel ist ein Unikat, weil sie einzig für den architektonischen Raum erbaut wird, in dem sie erklingen soll."

Kulturgut seit Jahrtausenden: Orgelbau und Orgelmusik

In Deutschland gibt es etwa 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe (s. Artikelbild, Orgelbau der Firma Klais) mit rund 1800 Mitarbeitern. Ihre Orgeln bespielen etwa 3500 hauptamtliche und 10.000 ehrenamtliche Organisten. "Die Orgel ist als Kulturgut seit Jahrtausenden im Bewusstsein der Menschheit", erklärt der Orgel-Sachverständige Michael Kaufmann. Orgelbau und Orgelmusik gehören seit drei Jahren schon zur deutschen Liste, die derzeit 68 Kulturformen wie das Hebammenwesen und das Brotbacken umfasst. 

Musikwissenschaftler Michael Kaufmann, der am Aufnahmeantrag der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD) federführend beteiligt war, reagierte hocherfreut auf die Entscheidung. "Die Orgel war schließlich immer ein Hightech-Instrument, das Musiker und Techniker bis heute gemeinsam weiterentwickelt haben", betonte er. Die Aufnahme in die Unesco-Liste verdeutliche zudem, dass Orgelmusik kein Luxusgut, sondern Teil der deutschen Identität sei. Dementsprechend müssten die Kirchen ihre finanziellen und personellen Ressourcen für Orgelbau und -musik halten; zudem sei stehe die öffentliche Hand in der Pflicht, das Orgelwesen zu fördern. 

Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters kommentierte die Auszeichnung. Orgelbau und -musik blieben bis heute "ein wichtiger Teil unseres Musiklebens", sagte sie. Deutschland blicke in dieser Hinsicht auf eine Kultur zurück, "die weltweit ihresgleichen sucht". 

Pizza für alle!

Ein Kellner serviert Pizzen in einem Restaurant
Endlich hat's geklappt: Neapel hatte sich mit seiner Pizza schon mehrfach beworben Bild: Reuters/C. de luca

Auch die italienische Pizza hat es auf die begehrte Liste geschafft. Somit gibt es heute in Neapel Gratis-Pizza für alle: Das hatte der Verband der neapolitanischen Pizzabäcker im Falle eines Erfolges versprochen. "Wir sind stolz, dass wir uns für eines der ältesten Handwerke der Welt eingesetzt haben", so Verbandspräsident Sergio Miccù. Italiens Minister für Agrar-, Ernährungs- und Forstpolitik, Maurizio Martina, twitterte euphorisch "Vittoria!" ("Sieg!").  

Weltweit fördert die UNESCO seit 2003 den Erhalt von Alltagskulturen und -traditionen. Die Idee dazu stammte ursprünglich aus dem asiatischen Raum. "Das gebaute Erbe hat dort einen geringeren Stellenwert als bei uns", erklärt Benjamin Hanke, Referent der Deutschen UNESCO-Kommission. "Wenn ein asiatischer Tempel abgerissen und neu aufgebaut wird, ändert das nichts an seinem spirituellen Wert." Der Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes sind mittlerweile mehr als 170 Staaten beigetreten, 2013 auch Deutschland. Die Entscheidungen in Jeju fällt ein gewähltes Gremium aus Vertretern von 24 Ländern, Deutschland ist darin derzeit nicht vertreten.

ka/rey/suc (kna/dpa)