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Energiesparen wird wieder freiwillig

15. April 2023

19 Grad im Büro und weniger Beleuchtung in den Städten - das Energiesparen anlässlich abgelehnter Energielieferungen aus Russland war in Deutschland seit letztem September verordnet. Mit Erfolg.

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Eingang des Schlosses mit zwei Figuren nur spärlich beleuchtet
Auch das Schloss Charlottenburg in Berlin wurde nicht mehr angestrahltBild: Paul Zinken/dpa/picture alliance

Wieviel die Energiesparverordnung, die an diesem Samstag ausläuft, tatsächlich gebracht hat, ist nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums zwar nicht genau zu beziffern, dennoch gibt es einige Hinweise:

Nach Angaben der Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr hat der Verbrauch der Industrie bei 23 Prozent unter den Vorjahren gelegen. Auch die deutsche Privathaushalte sparten kräftig. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf eine Erhebung des Vergleichsportals Check 24 berichtete, verbrauchten die deutschen Haushalte zwölf Prozent weniger Strom und sogar 21 Prozent weniger Erdgas im Vergleich zum Vorjahr.

Grafik: 39 Prozent der Deutschen reduzierten seit Kriegsbeginn in der Ukraine ihren Energieverbrauch unter anderem durch kürzere Duschzeiten, Abschalten des Standby-Modus' bei ihren Geräten und Reduzierung der Streaming Dienste
Schon im Sommer 2022 haben die Deutschen ihren Energieverbrauch reduziert (Stand September 2022)

Und die Rückmeldungen aus den Städten und Gemeinden an den Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) hätten gezeigt, "dass flächendeckend und ambitioniert Energie gespart worden ist und weiterhin wird".

Reaktion auf die Energiekrise

Die Bundesregierung hatte im Spätsommer 2022 mit Sparvorgaben für Städte und Kommunen auf die Energiekrise reagiert. Nach der Verordnung zu kurzfristigen Energiesparmaßnahmen sollte etwa die maximale Raumtemperatur in öffentlichen Arbeitsstätten auf 19 Grad gesenkt werden. Warmwasser fürs Händewaschen sollte es in der Regel nicht mehr geben. Auch sollten Gebäude, Denkmäler und Werbeflächen zu bestimmten Zeiten nicht mehr beleuchtet werden.

Plakat im Schaufenster: "Wir machen abends das Licht aus! Jetezt gemeinsam Energie sparen."
Licht aus in der Bonner InnenstadtBild: Julia Giessler/DW

Der DStGB hält das Ende der Energiesparverordnung des Bundes an diesem 15. April für angemessen. "Derzeit besteht keine Gasmangellage, so dass ein Auslaufen der Energiesparverordnung über kurzfristig wirksame Maßnahmen sachgerecht ist", teilte ein Verbandssprecher mit. Städte und Gemeinden werden sich demnach weiter mit Möglichkeiten beschäftigen, um Energie zu sparen. Als Beispiel nannte der Sprecher etwa die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED.

Kirchen werden teilweise wieder erstrahlen

Die Städte und Kommunen denken auch darüber nach, wie mit der Beleuchtung an berühmten Denkmälern, Gebäuden und Kirchen zukünftig umgegangen werden soll. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab, bleibt das Licht an einigen prominenten Kirchen weiterhin ausgeschaltet, etwa an der Dresdner Frauenkirche, am Dom und der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin sowie den Kirchen am Wirkungsort des Reformators Martin Luther in Wittenberg. Die Stadt Wittenberg erklärte, durch den Verzicht auf Beleuchtung seien 280.000 Kilowattstunden Strom eingespart worden. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 70 Vier-Personen-Haushalten.

Berliner Dom in der Nacht
Der Berliner Dom bleibt auch weiter sparsam beleuchtetBild: Sabine Gudath/IMAGO

Es gibt aber auch Städte, an deren Wahrzeichen es spätabends und nachts wieder heller werden dürfte. Dazu zählen Magdeburg, Nürnberg und München. In Köln wird der Dom dank einer Ausnahmeregelung zur Verhinderung von Vandalismus bereits seit Ostern wieder beleuchtet, allerdings mit deutlich sparsamerer LED-Technik. Die anderen Baudenkmäler bleiben im Dunkeln. "Wir halten es für das falsche Signal, Köln wieder so hell erstrahlen zu lassen, als sei der Krieg in der Ukraine beendet, als hätten wir Energie im Überfluss und als gäbe es keine Klimakrise, die uns zwingt, sparsam mit Ressourcen umzugehen", sagte Stadtdirektorin Andrea Blome.

fab/kle (afp, epd, dpa)