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Facebook verspricht Nutzern mehr Kontrolle

20. August 2019

Facebook führt ein Instrument ein, das Nutzern etwas mehr Macht über einen Teil ihrer Daten geben soll. Die Möglichkeiten sind eng begrenzt. Dass das Netzwerk diese Infos überhaupt hat, dürfte vielen Usern neu sein.

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Social-Media-Studie - Facebook
Bild: picture-alliance/empics/N. Carson

Facebook-Nutzer sollen ein wenig mehr Kontrolle über Daten erhalten, die das Online-Netzwerk von anderen Websites und Apps bekommt. Sie sollen erstmals nachsehen können, wer Informationen über ihre Aktivitäten außerhalb von Facebook geteilt hat. Mit dem neuen Datenschutz-Werkzeug werden Nutzer auch die Verknüpfung der Informationen mit ihrem Profil auflösen können. Die Daten von den Partnern wird Facebook unterdessen weiterhin erhalten.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte bereits im Frühjahr 2018 ein Kontrollwerkzeug mit dem Namen "Clear History" angekündigt, mit dem man außerhalb des Online-Netzwerks gesammelte Daten "bereinigen" oder auch "wegspülen" können sollte.

Die Entwicklung war nach Angaben des Unternehmens jedoch angesichts der komplexen Systeme sehr langwierig. Und das Online-Netzwerk spricht jetzt stattdessen von einem Tool zur Verwaltung von Aktivitäten außerhalb von Facebook.

Facebook bekommt von anderen Websites, die Tracking-Werkzeuge oder Logins des Online-Netzwerks einsetzen, einige Informationen über die Aktivitäten der Nutzer. Dies ermöglicht es, diesem Anwender extrem zielgerichtet auf ihn zugeschnittene Werbeanzeigen auf Facebook zu präsentieren - also etwa zu Produkten, nach denen er woanders gesucht hat.

Wenn man zum Beispiel bei einem teilnehmenden Online-Händler ein Paar Schuhe in den Einkaufskorb lege, bekomme Facebook das mit, erläuterte die zuständige Produktmanagerin Stephanie Max. Das Online-Netzwerk ordne dann die Information einem Nutzerprofil zu. Der Händler bekomme im Gegenzug keine personalisierten Daten, betonte sie.

Andere geteilte Interaktionen sind zum Beispiel das Öffnen von Apps oder der Aufruf einer Website. Die Werkzeuge dafür sind der sogenannte "Facebook Pixel" sowie auch der Login mit Facebook-Anmeldedaten.

Entkoppelt, aber nicht gelöscht

Die User können nun erreichen, dass die erhaltenen Informationen nicht mehr mit ihrem Facebook-Profil verknüpft werden. "Wir werden die Daten weiterhin erhalten und wir können sie für Mess-Zwecke verwenden", betonte Max. Zum Beispiel könnte Facebook damit feststellen, wie oft eine Werbeanzeige angeklickt wurde - auch wenn das Online-Netzwerk nicht wüsste, von wem. Auch frühere gesammelte Informationen werden vom Profil entkoppelt, aber nicht gelöscht. Sie sollen aber nicht wieder dem Benutzer zugeordnet werden können.  

Facebook-Chef Mark Zuckerberg
Facebook-Chef Mark ZuckerbergBild: picture-alliance/dpa/AP Photo/J. Sanchez

Die neue Kontrolle über den Datenfluss zu Aktivitäten außerhalb des Online-Netzwerks wird zunächst nur in Irland, Spanien und Südkorea freigeschaltet. Mit der Auswahl solle unter anderem das Produkt in verschiedenen Sprachen getestet werden. Facebook stimmte auf eine langsame Einführung in anderen Ländern ein, die Monate dauern könne - während das Online-Netzwerk sonst neue Funktionen zum Teil innerhalb weniger Tage weltweit an den Start bringt.

Nutzer können auch punktuell die Datenverknüpfung mit ihrem Profil bei einzelnen Websites und Apps trennen, wie Max betonte. Das sei ursprünglich nicht geplant gewesen, aber auf Drängen von Usern eingeführt worden. Anwender, die die Datenverknüpfung lösen, würden nicht weniger Werbung angezeigt bekommen, sagte sie. Für die Umsetzung des Kontrollwerkzeugs habe Facebook unter anderem seine Systeme zur Speicherung ändern müssen.

Immer wieder Datenschutzskandale 

Der Konzern war im vergangenen Jahr von mehreren Datenschutzskandalen erschüttert worden. Heraus kam unter anderem, dass Details von rund 87 Millionen Nutzern bei der Analysefirma Cambridge Analytica gelandet waren. Sie wurden unter anderem unerlaubt im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 für die Kampagne des heutigen Amtsinhabers Donald Trump genutzt.

Wegen der Datenschutzverstöße verhängte die US-Verbraucherschutzbehörde FTC im vergangenen Monat eine Rekordstrafe von fünf Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro) gegen Facebook. Die Einigung des Konzerns mit der Behörde sieht auch vor, dass Facebook neue Funktionen in seine Dienste einbaut, die den Anwendern mehr Kontrolle über den Umgang mit ihren Daten geben.

Das Geschäftsmodell von Facebook basiert allerdings auf der Erhebung und kommerziellen Verwendung der personenbezogenen Daten seiner Mitglieder. Das Aufspielen von stark auf den einzelnen Nutzer zugeschnittenen Werbeanzeigen anderer Unternehmen spielt dabei eine zentrale Rolle.

stu/ni (dpa, afp)