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Schalke vor dem Bundesliga-Neustart

9. Mai 2020

Die Vorbereitungen für den Bundesliga-Neustart laufen. Der FC Schalke 04 erlaubt einen Einblick. Das DFL-Sicherheitskonzept wollen die Verantwortlichen möglichst zu 100 Prozent umsetzen - kleine Fehler inbegriffen.

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Fußball RB Leipzig gegen Schalke 04 Bundesliga
Hier noch als Gruppe eng beieinander - Schalker Profis in Zeiten vor COVID-19Bild: picture-alliance/dpa/S. El-Saqqa

Ein paar Tage noch, dann rollt der Ball in der Bundesliga wieder. Die Kritik in der Öffentlichkeit an dieser Entscheidung ist zwar unüberhörbar. Doch einen Klub hat diese Nachricht nicht nur besonders gefreut - sie war schlicht existentiell bedeutend. Weil nun die restlichen Fernsehgelder fließen können, kann auch der FC Schalke 04 überleben.

"Wir sind erleichtert, dass es weitergeht", sagt Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider. "Wir brauchen nicht um den heißen Brei herum zu reden. Natürlich sind wir mit gewissen Vorerkrankungen in diese Krise geraten. Von daher hat die uns vielleicht einen Tick härter getroffen als alle anderen." Schließlich trägt der Klub neben den aktuellen Einnahmeausfällen eine Schuldenlast von 200 Millionen Euro mit sich herum. Es geht für den Traditionsklub mit seiner großen Anhängerschaft in diesen Tagen um den Selbsterhalt. Deshalb sind Geisterspiele die einzig mögliche Rettung.

Ein Trainingslager, aber ohne Außenkontakt 

Umso bemühter sind die Verantwortlichen, im Rahmen des DFL-Sicherheitskonzepts alle Vorgaben einzuhalten, um diese Spielzeit zu einem guten Ende bringen zu können. Allein zehn Mitarbeiter - eine Art "Taskforce" - sind eigens dafür abgestellt, die medizinischen, organisatorischen und infrastrukturellen Vorgaben umzusetzen und diese zu überwachen. "Das bringt uns nicht an die Grenzen, aber es ist ein immenser organisatorischer Aufwand. Es ist alles anders und ungewohnt. Aber es ist machbar - und es ist in dieser Situation erforderlich", sagt Schneider.

Ab Sonntag werden sich die Schalker im Hotel neben der Schalker Arena auf ihrem eigenen Vereinsgelände in eine Trainingslager-Quarantäne begeben. Eine genau bestimmte, enge Gruppe von Spielern, Trainern und Betreuern wird dort einziehen. "Wir haben dann im Prinzip nur zwei Aufenthaltsorte. Das Hotel und die Trainingsplätze oder die Arena. Wie die Tage dann aussehen, kann sich jeder ausmalen, ähnlich wie im normalen Trainingslager, ohne Kontakte nach außen zu haben", sagt Schneider.

Zwei Quarantänephasen 

Negativbeispiele wie das aus Berlin, wo Hertha-Profi Salomon Kalou in der Umkleidekabine im Facebook-Livestream die Abstandsregeln ad absurdum führte, wies Schneider für die Schalker vehement und strikt von sich. "Wir arbeiten hier mit unheimlich viel Akribie, dass wir diese Dinge zu 100 Prozent umgesetzt bekommen. 100 Prozent wird vielleicht das ein oder andere Mal nicht möglich sein. Vielleicht ist dann mal der Mindestabstand nicht eingehalten. Dann sind wir bei 99 Prozent. Aber wir haben die klare Zielsetzung, sämtliche Dinge zu 100 Prozent umzusetzen", sagt der Schalker Sportvorstand. 

Spieler stehen auf dem Feld und schießen sich Bälle zu (Foto: Getty Images/I. Fassbender)
Training Ende April: Fit bleiben, auch wenn noch nicht gespielt wirdBild: Getty Images/I. Fassbender

Ist der erste Spieltag nach dem Neustart gespielt - das Revierderby bei Borussia Dortmund - wird die Mannschaftsquarantäne erst einmal beendet und die Spieler können wieder zurück zu ihren Familien. Allerdings wird dort die zweite Quarantänephase stattfinden, damit keine weitere Gefahrenquelle entstehen kann.

Für die Familienmitglieder bedeutet dies, dass sie entweder auch getestet werden oder genau Buch führen müssen, mit wem sie in der Außenwelt in Kontakt getreten sind. "Wir haben den Spielern explizit vor Augen geführt, welch große Verantwortung sie haben und welche Verantwortung auf die unmittelbaren Familienmitglieder übertragen wird. Wir haben ihnen mitgeteilt, dass ihr häusliches Umfeld auch ein Bereich ist, wo nicht Leute ein- und ausgehen. Dass auch das ein geschlossener Bereich ist", sagt Schneider. 

Teilnahme auf freiwilliger Basis 

Dabei sein an den bevorstehenden Bundesliga-Partien wollen alle Spieler des S04. Schneider habe dies in der vergangenen Woche in Gruppengesprächen mit den Profis ermittelt und ihnen bei ernsten Bedenken etwa für ihre Gesundheit freigestellt, auf eine Teilnahme zu verzichten. "Das geschieht auf freiwilliger Basis", sagt der Sportvorstand. "Die Stimmung ist aber positiv."  

Aber auch ein Blick über den (Saison-) Tellerrand hinaus müssen sich die Schalker erlauben. Schließlich dauert es nicht mehr allzu lange, dann steht schon die nächste Saison vor der Tür, und der Profikader müsste eigentlich überarbeitet und neue Investitionen getätigt werden. "Wir werden uns sicher in Zurückhaltung üben müssen", sagt Schneider. "Zum einen was unsere finanzielle Lage angeht und weil wir gelernt haben, dass wir noch länger mit dem Virus umgehen müssen" Zum anderen kommen am Saisonende zehn ausgeliehene Spieler von anderen Klubs zurück, die dann wieder von den Schalkern bezahlt werden müssen.

Deshalb werde der Ausbau des Vereinsgeländes, der über 80 Millionen Euro kostet, weiter vorangetrieben, um auch der über Jahrzehnte überaus erfolgreichen Jugendakademie weitere Möglichkeiten zu bieten. Denn darin sieht Schneider eine große Zukunftschance für den Klub. Jedoch, so Schneider: "Jetzt geht es aber erst einmal darum, die Krise zu bewältigen, diese Saison ordentlich zu Ende zu spielen und nächste Saison wieder Fußball spielen zu dürfen."