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Streit um kürzeren WM-Rhythmus spitzt sich zu

Stefan Nestler mit dpa, sid
21. Oktober 2021

Einige europäische Fußballverbände drohen mit dem Austritt aus der FIFA, sollte der Plan von Weltmeisterschaften alle zwei Jahre Realität werden. Der Weltverband kündigt einen "Beratungsgipfel" an.

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Italy v England - UEFA Euro 2020 Final - Wembley Stadium
WM alle zwei Jahre? FIFA-Präsident Infantino (r.) und UEFA-Chef Ceferin sind komplett unterschiedlicher MeinungBild: Mike Egerton/empics/picture alliance

Jesper Møller wurde deutlich. "Im schlimmsten Fall und als letzter Ausweg kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Verbände aus Protest und mangelndem Interesse an der neuen Struktur aus der FIFA austreten", sagte der Chef des dänischen Fußballverbands. Møller bezog sich auf eine gemeinsame Erklärung der sechs nordischen Verbände aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Island und den Färöern. Sie hatten sich geschlossen gegen den Plan der FIFA gestellt, künftig Weltmeisterschaften nicht mehr alle vier, sondern alle zwei Jahre ausspielen zu lassen und mit Szenarien gedroht, "die unseren Grundwerten näher sind als der aktuelle FIFA-Vorschlag". Die Reform würde "das Ökosystem des Fußballs radikal verändern", ließen die Verbände wissen. Ähnlich äußerte sich der spanische Ligachef Javier Tebas. "Möglicherweise werden Ligen verkleinert, der Wert der TV-Rechte für diese Ligen sinkt, die Spieler verdienen dort weniger. So machen wir Fußball zu einem Sport der Eliten", sagte Tebas der Zeitschrift "Sport Bild": "Das ist ein großer Fehler."

DFB setzt auf einvernehmliche Lösung

Nach Recherchen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erwägt mehr als Dutzend europäischer Verbände, aus der FIFA auszutreten, sollte der Zwei-Jahres-Rhythmus der Weltmeisterschaften beschlossen werden. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte bereits mit Boykott gedroht, als der FIFA-Plan bekannt wurde. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte sich ohne Wenn und Aber hinter die Position des europäischen Verbands gestellt.

Der DFB setze weiterhin auf "eine gemeinsame von FIFA und UEFA erarbeitete einvernehmliche Lösung", schob der deutsche Verband an diesem Mittwoch auf Anfrage der dpa nach. Bei der Frage, ob auch für den DFB ein Austritt aus der FIFA eine Option sei, wich der Verband aus: Man sei "in enger Abstimmung mit der UEFA und den anderen Verbänden", hieß es.

Neben den Europäern lehnen auch die Südamerikaner Weltmeisterschaften alle zwei Jahre rigoros ab. Die anderen Kontinentalverbände reagierten auf die Vorschläge einer FIFA-Arbeitsgruppe um den früheren Erfolgstrainer Arsène Wenger wohlwollend bis abwartend. FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte angekündigt, dass bis Ende des Jahres entschieden werden solle, ob die Reform komme oder nicht. Sie könnte ab Anfang 2025 wirksam werden, da der aktuell gültige Spielkalender bis Ende 2024 läuft.

Zuletzt hatte sich auch das Internationale Olympische Komitee unter den Kritikern des FIFA-Plans eingereiht. Das IOC teile die Bedenken "und unterstützt den Aufruf von Vertretern des Fußballs, von internationalen Sportverbänden und Großveranstaltungen zu weiteren Konsultationen unter Beteiligung von Athleten-Vertretern, die offenbar noch nicht stattgefunden haben", hieß es. 

Abstimmung erst am 31. März?

Die FIFA setzte für den 20. Dezember ein außerordentliches Gipfeltreffen der 211 Mitgliedsverbände an, bei dem nach einer Lösung des Streits gesucht werden soll. "Wir müssen uns überlegen, wie wir den Fußball der Zukunft gestalten wollen und wie wir dafür sorgen können, dass unser Sport für künftige Generationen rund um die Welt sinnvoll, aufregend und nachhaltig ist", sagte Infantino. 

Der FIFA-Rat lehnte es ab, bereits am 20. Dezember über die Reform des internationalen Spielkalenders abstimmen zu lassen. Vielmehr solle an diesem Tag ein Vorschlag für den nächsten regulären Kongress am 31. März in Doha erarbeitet werden, hieß es aus dem höchsten Gremium des Weltverbands. Sowohl im FIFA-Rat als beim FIFA-Kongress sind Europäer und Südamerikaner nach Stimmen deutlich in der Minderheit.

Dieser Artikel wurde am 21. Oktober aktualisiert.  

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter