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Star Wars-Fan

Heiner Kiesel2. Februar 2013

Star Wars, das ist mehr als ein Film. Vor 35 Jahren kam das Sternenepos in die Kinos. Es hat auch in Deutschland seine Spuren hinterlassen. Der Kampf der Jedi-Ritter für das Gute wird auch hierzulande intensiv gelebt.

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Darth Vader - das personifizerte Böse in schwarzer Rüstung (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Oben ist noch alles ganz gewöhnlich, die normale Welt: Ein Einfamilienhaus im fränkischen Städtchen Feuchtwangen, Süddeutschland. Aber Ralph Eisgrub verlässt diese Alltagswelt gerade, indem er die wenigen Stufen in seinen Keller hinab stapft. Der mittelgroße stämmige Mann im Kapuzenpulli macht das Licht an. Es ist kaltes Neonlicht, trotzdem hat er einen ganz warmen Ausdruck im Gesicht, als er die braune Tür in sein Star-Wars-Universum öffnet.

Jedi-Ritter vs. böses Imperium

Star Wars ist für Eisgrub mehr als nur ein Film, der vor 35 Jahren in die deutschen Kinos gekommen ist. Es ist ein wichtiger Teil seines Lebens geworden. Es hätte auch anders kommen können. Der Film hätte einfach sang- und klanglos verschwinden können. Das ist keine abwegige Idee: Das Abenteuer von den Jedi-Rittern, die mit spiritueller Kraft gegen das Böse in der Galaxis ankämpfen, hatte einen schleppenden Start in den USA und war dort zuerst nur in 32 Filmtheatern zu sehen.

Ralph Eisgrub (Foto: DW/H. Kiesel)
Ralph "Eisi" Eisgrug sammelt seit gut 25 Jahren FanartikelBild: DW/H.Kiesel

Die Story ist eigentlich das Übliche: die Guten gewinnen, das böse Imperium, vertreten durch den heimtückischen Lord Vader, verfolgt die aufrechten Rebellen. Die sind wenige, aber sie haben die geheimnisvolle "Macht" auf ihrer Seite und einen jungen Helden, der sie aktivieren kann. Schließlich funktionierte die Geschichte doch im Kino. Heute ist George Lucas, der Regisseur und Autor, Milliardär. Insgesamt sechs Episoden wurden für die große Leinwand gedreht, alles immer wieder veröffentlicht, VHS, DVD, Special Edition, Neubearbeitung. Bei Eisgrub steht vieles davon im Regal. Noch ein Raum, noch mehr Regale und Figuren.

Armeen im Keller

Der Fan geht durch einen Gang, passt gerade so durch. Es ist eng hier, zwischen ganzen Armeen aus dem Star-Wars-Universum: Roboter, Storm-Trooper in Rüstung, Jedi-Ritter in Kutten, Fahrzeuge, Tiere, Aliens, Kanonen - zum Teil in Schlachtpanoramen aufgestellt. "Das hier ist die Schlacht von Gonosis", murmelt er beiläufig. "Mein bester Kumpel hat mal gemeint, er hat mehr Figuren als ich", sagt Eisgrub grinsend, "dann haben wir angefangen zu zählen." Natürlich hat er gewonnen. 10.421, Figuren seien es, sagt er. "Ich habe exakt eine Figur mehr - so isses nun mal." Die Aussage lässt sich auf die Schnelle nicht überprüfen, aber warum auch: Der Keller ist bis auf den letzten Winkel damit vollgestellt. Außerdem hat Eisgrubs Wort Gewicht. Er steht den "Star Wars Fans Nürnberg e.V." vor - einer der größeren Star-Wars-Gruppen in Deutschland mit über 60 Mitgliedern.

Teile der Star-Wars-Sammlung von Ralph Eisgrub (Foto: DW/H. Kiesel)
Armeen en miniature: Der Keller ist voll davonBild: DW/H.Kiesel

Mit einigen von seinen Fankollegen hätte er heute eigentlich auftreten wollen. Eisgrub nimmt eine weiße fingerlange Plastikfigur mit einer Art Wehrmachtshelm aus einer Schlachtszene heraus. So ein Stormtrooper hätte er heute sein sollen - auf einem Kindergeburtstag. Aber die Show wurde abgesagt, krankheitsbedingt. Er stellt den Soldaten zurück und holt einen weißen Plastikharnisch aus einer Kiste beim Eingang, hält das Teil hoch. Es hätte gut getan, wieder einmal einen Hauch von Star Wars nach oben in die Normalwelt zu tragen. Und: Es hätte dem Kampf für das Gute gedient, dem jeder wahre Jedi-Ritter sein Leben widmet. Es hätte wieder ein paar Euro für die Vereinskasse gegeben und aus der soll dieses Jahr wieder reichlich Geld in ein Projekt für behinderte Kinder fließen. Vor zwei Jahren hätten sie, zusammen mit anderen Fangruppen, über zehntausend Euro für die Kinderkrebshilfe gesammelt. Letztes Jahr wurde ein Kinderhospiz unterstützt. "Ich bin kein Jedi-Ritter", erklärt Eisgrub , "aber man kann das schon ein bisschen mit seinem Leben verbinden und helfen."

Bodenständiger als die Trekkies

Mit dieser Haltung sei er nicht allein unter den Star-Wars-Fans, meint Eisgrub. Überhaupt sei das eine ziemlich integre Gemeinde: "Wenn du so auf Veranstaltungen gehst, dann siehst du die Star-Wars-Fans mit ihren Familien dort hingehen." Mit Sorge beobachtet er hingegen - möglicherweise etwas befangen - wie es bei den Kollegen von der Star-Trek-Fraktion, den Trekkies, zugeht. Deren Sciencefiction-Welt dreht sich um die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise: "Die geben ihr ganzes Geld für Merchandise aus, also richtig Geld, nicht so wie ich, der mal im Monat 100 Euro ausgibt." Es gibt Grenzen im Fan-sein - auch für ihn, der extra Wände in seinen Keller eingezogen hat, damit er noch mehr Regale mit Star-Wars-Utensilien aufstellen kann. "Man muss trotzdem bodenständig bleiben", sagt Eisgrub mit ernster Miene und fügt dann bestimmt hinzu, "schließlich ist es nur ein Film!" Der Fan hält den Gesichtsausdruck aber nur einen kurzen Augenblick aufrecht, dann zuckt er mit den Schultern. "Naja, das sagt man halt so."

Fans von Star Wars in weißen Plastikrüstungen (Foto: Getty Images)
Fans, die ihre Leidenschaft als Storm-Trooper lebenBild: Getty Images