1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Forschungsschiff "Polarstern" startet Eisdrift

4. Oktober 2019

Es war die Suche nach einer geeigneten Eisscholle für das Forschungscamp, die die Wissenschaftler des Forschungsschiffs "Polarstern" lange beschäftigte. Nun ist wurde man fündig. Das Schiff kann sich "einfrieren" lassen.

https://p.dw.com/p/3Qkay
Forschungsschiff Polarstern auf Expeditionsreise im Nordpolarmeer
Bild: picture-alliance/dpa/E. Horvath

Kurz vor Einbruch der Polarnacht haben die Forscher die Eisscholle mit einer Größe von etwa 2,5 mal 3,5 Kilometer gefunden, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung mit. An der Scholle lasse sich der Eisbrecher im Rahmen der Arktis-Expedition MOSAiC (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) festfrieren, so das Institut. Dort soll das Forschungscamp errichtet werden.

Das war eine der entscheidenden Voraussetzungen, um von dort die einjährige Drift überhaupt aufnehmen zu können. Der Eisbrecher "Polarstern" war am 20. September im Rahmen einer bislang einzigartigen Expedition vom norwegischen Tromsö aus gestartet, um in der Arktis Klimadaten zu sammeln.

Forschungsschiff Polarstern auf Expeditionsreise im Nordpolarmeer
Seit dem 20. September unterwegs: Das deutsche Forschungsschiff "Polarstern"Bild: picture-alliance/AP Photo/E. Horvath

Im Laufe eines Jahres wollen im Wechsel etwa 300 Wissenschaftler aus 17 Ländern an Bord sein. Mit der spektakulären Expedition wollen sie zum ersten Mal das gesamte Klimasystem in der Zentralarktis erforschen. Das offizielle Budget dafür beträgt rund 140 Millionen Euro.

Wechselwirkungen auf der Spur

Experten erheben Daten in den fünf Teilbereichen Atmosphäre, Meereis, Ozean, Ökosystem und Biogeochemie. So wollen sie den Wechselwirkungen auf die Spur kommen, die das arktische Klima und das Leben im Nordpolarmeer prägen. Zu diesem Zweck wollen sie in einer Region überwintern, die in der Polarnacht nahezu unerreichbar ist. Allein die Naturgewalt der Eisdrift bietet ihnen diese Chance.

Forschungsschiff Polarstern auf Expeditionsreise im Nordpolarmeer
Die Wissenschaftler Gunnar Spreen (l) und Matthew Shupe untersuchen eine EisscholleBild: picture-alliance/dpa/E. Horvath

Neben der "Polarstern" war auch der russische Eisbrecher "Akademik Fjodorow" an der Suche beteiligt. Satellitenfotos von 16 Schollen wurden ausgewertet, Hubschrauber stiegen zu Erkundungen auf. Ein Problem war nach AWI-Angaben, dass es nach dem warmen Sommer kaum genügend große und stabile Eisschollen in der Region gab. "Es ist nicht die perfekte, aber die beste Scholle in diesem Bereich der Arktis", sagte MOSAiC-Expeditionsleiter Markus Rex. Die leicht eiförmige Insel aus Eis habe einen ungewöhnlich stabilen Bereich, der das Forschungscamp zuverlässig tragen könne. Gleichzeitig sei der Ort typisch für die heutige Arktis, "die von dünneren, instabileren Schollen gekennzeichnet ist".

Zehn Kilometer pro Tag

Noch driftet die gewählte Scholle mit bis zu zehn Kilometern am Tag in unterschiedliche Richtungen. Ihre Position lag bei 85 Grad Nord und 137 Grad Ost, gut 550 Kilometer vom Nordpol entfernt. Das nächste erreichbare Land ist die Inselgruppe Sewernaja Semlja vor der Küste Russlands. Im Winter wird sich das Eis vom Nordpol her ausdehnen und die Scholle mit der "Polarstern" einschließen.

cgn/gri (dpa, epd)