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Politik

Japan hebt Corona-Notstand größtenteils auf

14. Mai 2020

In der Corona-Krise steht Japan im Vergleich zu anderen Ländern relativ gut da. Wegen niedriger Infektionszahlen beendet die Regierung den Ausnahmezustand in den meisten Provinzen vorzeitig. Doch sie mahnt zu Vorsicht.

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Japan Corona-Pandemie Tokio
In Tokio bleiben die Corona-Notstandsmaßnahmen bis auf weiteres bestehenBild: Reuters/Kim Kyung-Hoon

Nach Beratungen mit Experten gab der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe bekannt, dass der wegen der Corona-Pandemie ausgerufen Ausnahmezustand in 39 der 47 Provinzen wieder aufgehoben wird. Ausgenommen blieben nur die Hauptstadt Tokio, die Wirtschaftsmetropole Osaka sowie die nördliche Insel Hokkaido, aus denen noch täglich neue Infektionsfälle gemeldet werden. Man habe die Situation so eingedämmt, dass eine Ausbreitung des Virus verhindert werden könne.

Abe hatte Anfang Mai den Ausnahmezustand bis zum 31. Mai verlängert, weil die Zahl der neuen Infektionen nicht in dem erhofften Ausmaß abgenommen hatte. Japan zählt bislang mehr als 16.900 Infektionen und mehr als 720 Tote, wie der TV-Sender NHK berichtete. In der Hauptstadt Tokio wurden zuletzt nur noch 30 weitere Fälle bestätigt. Damit liegt die Zahl der täglichen Neuinfektionen seit zwölf Tagen unter der Marke 100.

Virus noch nicht besiegt

Abe rief die Bevölkerung auf, sich an die Hygieneregeln zu halten, weiterhin nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben und auf Reisen in andere Regionen zu verzichten. Von Geschäftsessen sowie Besuchen in Bars, Nachtclubs und Karaoke-Einrichtungen solle man absehen. Noch sei der Kampf gegen das Virus nicht beendet und die Entwicklung in den kommenden beiden Wochen "unvorhersehbar".

"Eine neuerliche Verhängung des Ausnahmezustands ist möglich", warnte der Regierungschef. Sollte sich die Lage aber weiter entspannen, könnte die Maßnahme auch in den letzten verbliebenen Gebieten noch vor dem 31. Mai wieder aufgehoben werden.

Japan Tokio Coronavirus Shinzo Abe
Regierungschef Shinzo Abe (M) hatte die Lockerung der Maßnahmen vor Journalisten bekanntgegeben - unter Einhaltung der AbstandsregelnBild: picture-alliance/dpa/A. Kon

Der Trend der täglichen Neuinfektionen zeige inzwischen landesweit nach unten, sagte Yasutoshi Nishimura, Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung. In den 39 Provinzen sei man auf einem Niveau wie seit Mitte März nicht mehr, als sich der Erreger auszubreiten begann. Tokios Gouverneurin Yuriko Koike mahnte jedoch, nicht zu vergessen, dass der Notstand in der Hauptstadt weiter andauert. Zwar habe sich die Lage schon ziemlich entspannt, doch müssten sich die medizinischen Einrichtungen auf eine mögliche zweite Welle einrichten.

Recht gemäßigter Ausnahmezustand

Der Ausnahmezustand ist in Japan weniger restriktiv als in anderen Ländern. Er ermöglicht es den Gouverneuren der Regionen, allen Bewohnern zu empfehlen, zu Hause zu bleiben. Zudem können sie die Schließung von Geschäften nahelegen sowie anordnen, dass bestimmte Gebiete oder Gebäude für medizinische Zwecke genutzt werden müssen. Ausgangssperren und andere strikte Verbote wie in anderen Ländern dürfen die Behörden in Japan jedoch nicht verhängen.

Japan Tokio Coronavirus Protest
In Tokio hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung Passanten aufgerufen, daheim zu bleiben (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/R. R. Marin

Japan hat zwar wirtschaftlich einen ähnlich harten Einbruch durch die Corona-Krise erlebt wie andere Länder, gegen den sich die Regierung mit Ausgaben in Milliardenhöhe stemmen will. Beim Wiederanfahren des gesellschaftlichen Lebens steht die Nummer Drei der Weltwirtschaft nach Einschätzung von Experten aber besser da als Länder, die einen harten Lockdown ertragen mussten.

Kritiker warfen der Regierung vor, viel weniger auf das neue Coronavirus zu testen als andere Länder. Andere Experten halten dagegen, dass Japan viel weniger Tote und Betroffene mit schweren Symptomen aufweise. Dazu trage bei, dass in Japan mit seiner hohen Bevölkerungsdichte seit jeher hoher Wert auf Hygiene gelegt wird. Masken zu tragen ist in Japan normal. Hinzu kommen kulturelle Besonderheiten - wie das Verbeugen statt Händeschütteln.

kle/uh (dpa, afp)