1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gefährliches Spiel beim BVB

6. Februar 2021

Sollte der BVB seine Saisonziele nicht erreichen und die Champions League verpassen? Nach der Pleite in Freiburg stellt sich die Frage nach der Zukunft auf der Trainerbank - auch die Jungstars könnten ins Grübeln kommen.

https://p.dw.com/p/3ozpM
Bundesliga I Freiburg v Borussia Dortmund
Bild: Tom Weller/dpa/picture alliance

"Natürlich ist das Ziel Champions League in Gefahr. Dafür müssen wir kämpfen. Das ist das Mindeste, was wir erreichen müssen, das wissen wir", sagte Dortmunds Innenverteidiger Mats Hummels nach der schmerzhaften 1:2-Niederlage beim SC Freiburg im Interview mit Sky und man wusste nicht recht, ob er nun frustriert oder trotzig war. Wahrscheinlich war es eine gesunde Mischung aus beidem, denn einmal mehr in dieser Saison hat Borussia Dortmund ein Spiel auf eine Art und Weise verloren, die alle Beteiligten unzufrieden zurückließ.

"Wir sind über 90 Minuten nie richtig ins Spiel reingekommen", sagte BVB-Kapitän Marco Reus, der allerdings selbst nur 60 Minuten mitspielen durfte, bevor ihn sein Trainer nach schwacher Leistung auswechselte. "Freiburg hat es gut gemacht, wir haben es gar nicht gut gemacht", so Reus weiter. "Wir sind sehr, sehr enttäuscht, dass wir so eine Leistung abgerufen haben."

Kein Fortschritt unter Terzic

Es war bereits die achte Saisonniederlage für den BVB, die vierte im neunten Ligaspiel unter Edin Terzic. "Wir sind nicht nur enttäuscht, sondern auch sauer, wie das Spiel heute gelaufen ist", sagte Terzic nach der Partie, in der seine Mannschaft den Gegner zunächst zu Toren einlud, dann zu spät den Schalter umlegte und schließlich in der Schlussoffensive umständlich und glücklos agierte. "Es sind wieder Fehler passiert, die so nicht passieren dürfen. Das war heute einfach zu wenig und wir fordern mehr von uns, um erfolgreich zu sein."

Bundesliga I Freiburg v Borussia Dortmund
BVB-Interimstrainer Edin Terzic hat bisher noch nicht bewiesen, dass er die Mannschaft weiterbringen kannBild: Tom Weller/dpa/picture alliance

Nüchtern betrachtet ist seit der Trennung von Terzic-Vorgänger Lucien Favre nichts wirklich besser geworden. Ein wirkliches Rezept, wie man die Fehler seiner Spieler abstellt, scheint der 38-Jährige auch nicht zu haben. "Es gibt nicht den einen Knopf, zu sagen: 'Hey Leute, jetzt verliert nicht mehr den Ball.' Es geht jetzt darum, dass wir das jeden Tag von den Spielern einfordern und bereit sind, den Extrameter zu machen. Wir werden weiter versuchen, die Dinge abzustellen."

Es muss allerdings mehr kommen, als nur der Versuch. Der Rückstand auf den FC Bayern ist mit 16 Zählern riesig, aber um die Meisterschaft geht es beim BVB schon lange nicht mehr. Vielmehr müssen die Dortmunder aufpassen, dass sie nicht das Minimal-Saisonziel, die Teilnahme an der Champions League, verspielen. Es geht um die Zukunft - die des Vereins und des derzeitigen Trainers.

Will Rose (noch) nach Dortmund?

Terzic soll die Mannschaft bis zum Saisonende betreuen, bevor ein anderer Trainer als Dauerlösung übernimmt - so die offizielle Ansage nach dem Favre-Rauswurf. Doch insgeheim hat Terzic sicher gehofft, den BVB-Oberen die Entscheidung, ihn im Sommer tatsächlich abzulösen, so schwer wie möglich zu machen. Mit jeder Niederlage ist seine Chance auf Weiterbeschäftigung kleiner geworden. Mittlerweile muss man fast Sorge haben, ob er die Spielzeit überhaupt auf der BVB-Bank beenden darf.

Borussia Dortmund vs. Borussia Mönchengladbach 3-0
Blick in die Zukunft? Der künftige BVB-Trainer Marco Rose (r.) mit seinem künftigen Kapitän Marco Reus?Bild: Norbert Schmidt/dpa/picture alliance

Und gleichzeitig wird mit jedem Rückschlag auch die Chance für den Klub kleiner, seinen Wunschtrainer zu bekommen. Ab dem Sommer soll - wenn es nach den Dortmundern geht - am liebsten der Noch-Gladbacher Marco Rose übernehmen. Allerdings wird der wohl kaum einen Schritt nach unten machen wollen. Die Champions-League-Qualifikation sollte es schon sein, warum sollte Rose sonst sein gut laufendes Projekt in Mönchengladbach aufgeben? Bisher hat Rose noch keine Entscheidung getroffen und es wird angesichts der Dortmunder Formkurve wohl auch noch einige Zeit dauern, bis er sie trifft.

Bleiben die Jungstars?

Und abgesehen von der Trainerfrage ist auch nicht abzusehen, wie viel Lust die Dortmunder Jungstars haben, weiterhin für den BVB zu spielen, wenn man die Saison unterhalb von Tabellenplatz vier beenden sollte. Die Sanchos, Haalands, Bellinghams und Reynas haben sich einst auch deswegen für ein Engagement in Schwarz-Gelb entschieden, weil man in Dortmund um nationale Titel spielt und regelmäßig in der Champions League Eigenwerbung für sich und den möglichen nächsten, noch besseren Vertrag bei einem noch größeren Verein machen kann.

Deutschland Bundesliga RB Leipzig - Borussia Dortmund | Tor Sancho
Manchester United ist schon lange an Jadon Sancho interessiert. Bleibt er auch ohne Champions-League-Spiele?Bild: Michael Sohn/AP Photo/picture alliance

Fällt diese Grundlage weg, könnte es den einen oder anderen geben, der - vielleicht auch, weil der Berater einen Wertverlust befürchtet - einen Wechsel forciert. Die Top-Klubs aus England und Spanien stünden bereit, um die wechselwilligen Dortmunder Talente bei sich aufzunehmen. Und auch wenn die Verträge der jungen Topspieler mit dem BVB allesamt noch einige Zeit gültig sind - wann wäre das wirklich ein triftiger Grund gewesen, um einen Wechsel zu verhindern, wenn der Spieler wirklich weg möchte?

So oder so: Dortmund muss zurück in die Erfolgsspur, wenn man die gute Arbeit der vergangenen Jahre nicht durch eine schwache Saison zunichtemachen will. Hoffenheim, Schalke und Bielefeld heißen die nächsten Gegner. Drei Spiele, die Dortmund gewinnen sollte, wenn die bisher bereits unbefriedigende Saison nicht mit einem Super-GAU enden soll. Allerdings galt das auch schon vor der Partie in Freiburg.