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Meinung: Den FC Bayern um das Herz beraubt

7. November 2020

Trotz des Sieges gegen Borussia Dortmund macht sich beim FC Bayern Enttäuschung breit. Das Herz ihres Spiels, Joshua Kimmich, hat sich verletzt. Sollte er länger ausfallen, wird das eine harte Probe für Trainer Flick.

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Bundesliga I Borussia Dortmund v Bayern München
Bild: Martin Meissner/Pool/REUTERS

Die Tränen schossen ihm sofort ins Gesicht. Vermutlich waren es aber keine des Schmerzes, sondern vor allem Tränen der Enttäuschung und der Befürchtung, dass das Knie schwerer lädiert ist. Joshua Kimmich konnte nach seinem Foulspiel gegen Erling Haaland nicht mehr weitermachen, musste gestützt von zwei Helfern noch in der ersten Hälfte beim Auswärtssieg gegen Borussia Dortmund (3:2) das Spielfeld verlassen.

DW-Redakteur Jörg Strohschein sieht in Joshua Kimmich einen der wichtigsten Profis des FC Bayern
DW-Redakteur Jörg Strohschein sieht in Joshua Kimmich einen der wichtigsten Profis des FC Bayern

Mit dem zentralen Mittelfeldspieler des FC Bayern München ist der Stabilisator vom Feld gegangen, der seinem Team in den vergangenen Monaten und Jahren den entscheidenden Anteil an Robustheit gepaart mit Spielintelligenz gegeben hatte, damit die Künstler im Angriff um Robert Lewandowski und Thomas Müller die nötigen Freiräume hatten. Sein Siegeswille schien den seiner dauerhaft auf Hochtouren laufenden Mitspieler noch zu übertreffen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der 25-Jährige in seinem Team höchste Anerkennung genießt. 

Improvisation ist gefragt 

Sollte Kimmich, der ähnlich wie Lewandowski bislang in seiner Karriere kaum Probleme mit Verletzungen hatte, nun länger ausfallen, wäre den Bayern das Herz ihres Teams genommen. Eine solch (spiel-)prägende Leitfigur wie Kimmich können nicht einmal die Münchner mit ihren Luxuskader dauerhaft ersetzen. Sollte sich Hansi Flick auf eine längere Verletzungspause seines Führungsspielers einstellen müssen, wird wohl eine der größten Proben auf den FCB-Coach in seiner bisherigen Zeit bei den Münchnern zukommen. Bislang stellte sich das Bayern-Team häufig fast von selbst auf. Nun muss Flick möglicherweise erstmals über einen vermeintlich längeren Zeitraum improvisieren.

Und noch ein Coach wird am Samstagnachmittag besorgt nach Dortmund geschaut haben. Auch Bundestrainer Joachim Löw setzte bisher voll auf Kimmich - und dürfte womöglich noch größere Schwierigkeiten haben, die Lücke zu schließen. Ausgerechnet in diesen Tagen, in denen die Nationalmannschaft ohnehin auf der Suche nach ihrer Form ist, fehlt ihm ein entscheidendes Teil im Puzzle. Bereits in den nächsten drei Partien - in der nächsten und übernächsten Woche - wird Löw sich etwas einfallen lassen müssen. 

Wie wichtig ein Führungsspieler für sein Team ist, zeigt sich zumeist ja erst dann, wenn er mal nicht dabei ist - erst recht über einen längeren Zeitraum. Nicht nur Kimmich selbst, sondern auch Flick und Löw werden deshalb inständig hoffen, dass sie von größerem Unglück verschont bleiben.