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Politik

Mordfall Susanna: Ali B. wieder in Deutschland

9. Juni 2018

Der Verdächtige im Mordfall Susanna ist vom Irak an Deutschland ausgeliefert worden. Das Flugzeug mit dem 20-Jährigen an Bord landete am Samstagabend in Frankfurt am Main.

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Deutschland Ankunft Ali B. (Foto: picture-alliance/dpa/B. Roessler)
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Ali B., dem die Tötung der 14-jährigen Susanna aus Mainz vorgeworfen wird, ist vom Irak nach Deutschland überstellt worden. Eine Lufthansa-Maschine brachte Ali B. von der nordirakischen Stadt Erbil nach Frankfurt am Main. Von dort wurde der 20-Jährige sofort mit einem Hubschrauber zum Polizeipräsidium Westhessen nach Wiesbaden gebracht, wo er noch am Abend vernommen werden soll. 

"Ich bin froh, dass der von der deutschen Justiz gesuchte, mutmaßliche Täter wieder in Deutschland ist!", teilte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Abend mit. So könne das Ermittlungsverfahren schnell vorangetrieben werden. "Für die Familie des Mädchens ist das nur ein schwacher Trost, und meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei ihnen. Für den Staat und unsere Gesellschaft ist es aber wichtig, dass Straftaten aufgeklärt und Tatverdächtige der Justiz zugeführt werden", erklärte Seehofer. 

In Medienberichten hieß es zuvor, Ali B. sei am Samstag in Gewahrsam der Bundespolizei vom Irak nach Deutschland überstellt worden. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" auf ihrer Website berichtete, war an Bord der Maschine aus dem nordirakischen Erbil auch der Präsident der Bundespolizei, Dieter Romann.

Ali.B. war mit seiner Familie vor einer Woche von Deutschland in den Nordirak gereist. Dort wurde er am Freitagabend festgenommen. In der Haft soll er gestanden haben, die 14 Jahre alte Susanna aus Mainz, die am 22. Mai verschwunden war, vergewaltigt und getötet zu haben.

Zuvor sei es zwischen ihm und Susanna zum Streit gekommen, sagte er den kurdischen Ermittlern im Nordirak. Es seien Alkohol und Tabletten im Spiel gewesen.

Asylantrag abgelehnt

Ali B. war 2015 aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet und lebte seitdem in einer Flüchtlingsunterkunft in Wiesbaden. Die hessische Landeshauptstadt und Mainz, die Heimatstadt von Susanna, sind Nachbarstädte, sie trennt nur der Rhein. Der Asylantrag von Ali B. war im Dezember 2016 abgelehnt worden, wogegen er geklagt hat. Gegen ihn laufen mehrere Verfahren, unter anderem wegen des Verdachts auf Raub.

Susannas Leiche war am Mittwoch in Wiesbaden in einem Erdloch entdeckt worden, in der Nähe der Flüchtlingsunterkunft, in der Ali B. lebte. Zuvor galt das Mädchen zwei Wochen lang als vermisst.

Leichenfund in Wiesbaden
Polizisten am Fundort der Leiche in WiesbadenBild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Debatte über Flüchtlingspolitik

Auch wenn der Fall längst noch nicht aufgeklärt ist, hat er erneut - wie nach ähnlichen Fällen - eine heftige Debatte in Deutschland über die Asyl-und Flüchtlingspolitik ausgelöst. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", ein solches Verbrechen müsse Folgen haben. "Die Straftäter, aber auch diejenigen, die ihre staatlichen Pflichten vernachlässigt haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden. Schon bisher verläuft fast jede Integrationsdebatte emotionsgeladen. Durch diesen Fall wird das noch verstärkt."

Tatsächlich war Ali.B. den Behörden bekannt, sein Asylantrag war abgelehnt, dennoch blieb er mit seiner Familie zunächst in Deutschland. Das erbost vor allem die CDU/CSU. Deren innenpolitischer Sprecher im Bundestag, Mathias Middelberg, sagte der "Rheinischen Post": "Es darf nicht sein, dass ein abgelehnter Asylbewerber sein Aufenthaltsrecht allein durch eine Klage um deutlich mehr als ein Jahr verlängern kann."

Merkel: "Abscheuliches Verbrechen"

Der Fall Susanna hat längst Aufmerksamkeit über die Grenzen Deutschland hinaus erlangt, auch zahlreiche ausländische Medien berichteten über die Gewalttat. Am Rande des G7-Gipfels in Kanada äußerte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bestürzt über das Geschehen. Es sei gut, dass der mutmaßliche Täter gefasst worden sein. Das "abscheuliche" Verbrechen sei ein Auftrag, Integration sehr ernst zu nehmen,Werte klar zu machen und sich gemeinsam an Gesetze zu halten.

Mordfall Susanna
Kerzen und persönliche Trauerbekundungen in der Nähe des FundortsBild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Wie schon in früheren Fällen beschäftigt der Fall fast alle Medien in Deutschland. Wie eigentlich immer, wenn ein Asylbewerber eine Stratfat begeht. Nach offiziellen Statistiken ist die Gewaltbereitschaft von Flüchtlingen aber nicht höher als die anderer Bevölkerungsgruppen, wenn man berücksichtigt, dass überdurchschnittlich viele junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren unter den Migranten sind - wie Ali B. In dieser Gruppe ist auch unter Deutschen die Kriminalität höher.

Die Mutter von Ali B. hatte in einem Gespräch mit der Deutschen Welle ungläubig auf die Nachricht von der Gewalttat reagiert und sich gegen eine Auslieferung ihres Sohnes in die Bundesrepublik gewandt. "Wenn er wirklich schuldig ist, dann soll er hier in seinem eigenen Land bestraft werden", sagte sie.