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Neue Corona-Welle rollt auf Deutschland zu

12. Oktober 2022

Die Zahl der Corona-Infizierten steigt - wie für den Herbst erwartet - rapide. Erste Bundesländer denken über verschärfte Schutzmaßnahmen nach. Hinzu kommt die anstehende Grippe-Saison.

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Bodenaufsteller vor einem Geschäft, freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen
Immer mehr Geschäfte bitten darum, freiwillig eine Maske zu tragen Bild: Michael Bihlmayer/CHROMORANGE/picture alliance

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) schlägt Alarm und warnt vor einer Überlastung der Kliniken aufgrund der steigenden Corona-Infektionen. "Wir haben erhebliche Zuwächse bei den COVID-positiven Patienten. Im Vergleich zur Vorwoche ist die Belegung um 50 Prozent gestiegen", sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Wir laufen flächendeckend und nicht nur in Süddeutschland auf extrem schwierige Wochen zu", fügte er mit Blick auf die sehr hohen Infektionszahlen in München nach dem Oktoberfest hinzu.

Gaß erwähnte in dem Zusammenhang nötige Isolationsmaßnahmen und einen größeren Personalaufwand für positiv getestete Patienten. Zimmer könnten nicht so dicht belegt werden. Dazu kämen "hohe Ausfallraten" bei den Beschäftigten durch eigene Ansteckungen.

Eine Krankenpflegerin behandelt eine Corona-Patientin
COVID-19-Station im Klinikum Stuttgart Bild: Marijan Murat/dpa/picture alliance

An diesem Mittwoch wurden auf den Intensivstationen der Krankenhäuser in Deutschland 1651 Patienten mit einer COVID-19-Infektion registriert. Das ist der höchste Stand seit Mitte April dieses Jahres. Gleichzeitig wird die Anzahl der gemeldeten freien Intensivbetten von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) mit nur noch 2430 angegeben.

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch 136.748 bestätigte Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 799,9 (Vorwoche 414,0; September: 216). Zudem verzeichnete das RKI 199 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus, ein deutlicher Anstieg gegenüber der Vorwoche. Die Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. So melden die Gesundheitsämter der Länder nicht systematisch und vollständig alle Fälle. Zudem verzichten viele Infizierte inzwischen darauf, einen PCR-Test zu machen, und werden deshalb nicht registriert.

Bald wieder Maskenpflicht in Innenräumen? 

In den ersten Bundesländern wird angesichts der steigenden Corona-Infektionen über verschärfte Maßnahmen nachgedacht. So könnte in Berlin demnächst die Maskenpflicht in Läden, Museen und anderen öffentlichen Gebäuden wieder eingeführt werden.

Sind bald wieder solche Schilder in Berlin zu sehen? Hier vor dem Brandenburger Tor
Sind bald wieder solche Schilder in Berlin zu sehen? Hier vor dem Brandenburger Tor Bild: John MacDougall/AFP/Getty Images

Zustimmung kam aus dem benachbarten Brandenburg. "Eine moderate Ausweitung der Maskenpflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen, wie Berlin sie jetzt erwägt, halte ich für ein geeignetes Mittel", sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) in Potsdam.

Saarland hat die höchste Sieben-Tage-Inzidenz

Im Saarland - mit knapp einer Million Einwohnern und der bundesweit höchsten Sieben-Tage-Inzidenz von 1700 am Dienstag - rief Gesundheitsminister Magnus Jung die Menschen dazu auf, wieder Masken in Innenräumen zu tragen. Er appellierte zudem an die Bevölkerung, Kontakte zu verringern. Eine Reduktion der Kontakte um etwa 20 Prozent könne dazu beitragen, dass die Corona-Lage in einem "beherrschbaren Bereich" bleibe, sagte Jung in Saarbrücken.

Hans Kluge
WHO-Regionaldirektor Hans Kluge befürchtet eine Doppelbelastung durch Corona- und GrippeinfektionenBild: Alexander Demianchuk/TASS/picture alliance/dpa

Vor einer erwarteten Doppelbelastung durch Corona- und Grippe-Infektionen warnen führende internationale Gesundheitsexperten. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, WHO-Regionaldirektor Hans Kluge und die Direktorin der EU-Gesundheitsbehörde ECDC, Andrea Ammon, teilten mit, leider sehe man Anzeichen dafür, dass eine neue Corona-Infektionswelle in Europa begonnen habe. Angesichts des erwarteten Wiedererstarkens der Grippe im Herbst und Winter erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit, dass Krankenhäuser und das Gesundheitswesen nach drei ermüdenden Jahren an der Pandemiefront wieder unter Druck geraten könnten, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Impfungen zählten nach wie vor zu den wirkungsvollen Werkzeugen gegen Corona- und Grippeviren.

se/kle (dpa, rtr, epd)