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Christopher Grotheer gewinnt Skeleton-Gold

11. Februar 2022

Am 7. Wettkampftag der Olympischen Winterspiele gewinnt Skeletoni Christopher Grotheer die siebte Goldmedaille für Deutschland. Lara Gut-Behrami krönt ihre Ski-Karriere, Snowboard-Ikone Shaun White nimmt Abschied.

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Historisch: Christopher Grotheer (l.) und Axel Jungk holten mit Gold und Silber in Peking die ersten olympischen Medaillen der deutschen Skeleton-Männer
Grotheer (l.) und Jungk holten mit Gold und Silber die ersten olympischen Medaillen der deutschen Skeleton-MännerBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

"Ich bin sprachlos, einfach nur verrückt", sagte Skeleton-Bundestrainer Christian Baude Minuten nach dem historischen Triumph in der ARD. Zum ersten Mal holen deutsche Skeleton-Männer olympisches Edelmetall und dann gleich Gold und Silber. Christopher Grotheer war der strahlende Sieger vor Landsmann Axel Jungk und dem Chinesen Yan Wengang. "Ganz locker, ganz bei sich. Ich wusste, es geht nichts schief", beschrieb Baude seine beiden Schützlinge kurz vor dem entscheidenden vierten Lauf. Und so kam es: Mit vollem Tempo, wuchtig und ohne Kompromisse stürzte sich Grotheer dem verdienten Olympiasieg im Eiskanal von Yanqing entgegen. 

Der 30-Jährige war in drei von vier Läufen der Schnellste. Seine Erfolgstaktik: von Anfang an voll angreifen: "Ich habe im ersten Lauf ein richtiges Pfund runtergelegt, um die Konkurrenz zu schocken", sagte er nachdem er schon den ersten Wettkampftag mit komfortablem Vorsprung beendet hatte. Mit exakt 60 Sekunden stellte er gleich im ersten Lauf einen neuen Bahnrekord auf. Im zweiten Durchgang war er zwar ein paar Hundertstelsekunden langsamer, aber immer noch schneller als die gesamte Konkurrenz. Am zweiten Tag baute er seinen Halbzeitvorsprung im dritten Lauf noch aus und fuhr den Sieg schließlich im Schlussdurchgang sicher nach Hause. Nach zwei WM-Titeln im Einzel hat Grotheer bei seinem zweiten Olympiastart die Goldmedaille gewonnen. Es ist die siebte für das deutsche Olympiateam, das damit im Medaillenspiegel wieder an Norwegen vorbei auf Platz 1 zieht. 

Gut-Behrami krönt ihre Karriere

Weltmeisterin war sie schon, auch den Gesamtweltcup hat Lara Gut-Behrami in ihrer Karriere bereits gewonnen. Was der 30-jährigen Schweizerin bislang noch fehlte, war ein Olympiasieg, doch auch diese Lücke ist nun geschlossen. Im olympischen Super-G gewann Gut-Behrami Gold, nachdem sie fünf Tage zuvor bereits Bronze im Riesenslalom geholt hatte. "Ich versuche, es zu genießen. Aber ich glaube, ich werde noch ein paar Tage brauchen um zu verstehen, was passiert ist", sagte sie anschließend und strahlte. Zweite hinter Gut-Behrami wurde die Österreicherin Mirjam Puchner, Dritte die Schweizerin Michelle Gisin. Die einzige deutsche Starterin, Kira Weidle, fuhr auf Rang 15. 

Die Schweizer Skiläuferin Lara Gut-Behrami präsentiert ihre Goldmedaille
Die Schweizer Skiläuferin Lara Gut-Behrami feiert in Peking ihren größten ErfolgBild: Luca Bruno/AP/picture alliance

Gut-Behrami hatte lange auf diesen großen Erfolg warten müssen, vielleicht sogar zu lange? In ihrer Heimat galt sie einst als Wunderkind. Bereits mit 16 Jahren debütierte sie im Weltcup, feierte mit 17 ihren ersten Sieg. In der Saison 2015/2016 gewann sie dann den Gesamtweltcup. Doch bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften konnte sie sich trotz allen Talents lange nicht durchsetzen. Auch in der Olympia-Saison lief es zunächst nicht gut. Gut-Behrami verpasste wegen einer Corona-Infektion gleich fünf Rennen. Aber zum Höhepunkt war sie in Bestform und sicherte sich mit überlegener Fahrt (endlich) auch Olympiagold. 

Sprint-Desaster für Biathletinnen 

Nach Denise Herrmanns Goldmedaille im Einzelrennen haben die deutschen Biathletinnen im Sprint ihr schlechtestes Olympia-Ergebnis der Geschichte eingefahren. Vier Tage nach ihrem Triumph im Klassiker war Herrmann in Zhangjiakou über 7,5 Kilometer nach zwei Strafrunden weit abgeschlagen und musste sich mit Rang 22 begnügen. Als beste Deutsche kam nur die fehlerfreie Olympia-Debütantin Vanessa Voigt als 18. gerade noch in die Top 20.

Für das zuvor schlechteste Sprint-Ergebnis bei Olympischen Winterspielen, bei denen die Biathletinnen seit 1992 um Medaillen kämpfen, hatten die Athletinnen des Deutschen Skiverbandes (DSV) 2014 in Sotschi gesorgt. Damals war Evi Sachenbacher-Stehle als beste Deutsche Elfte geworden.

Die fehlerfreie norwegische Topfavoritin Marte Olsbu Röiseland holte sich nach dem Sieg mit der Mixed-Staffel ihre zweite Goldmedaille in Peking, zudem war sie im Einzel Dritte geworden. Olsbu Röiseland siegte im Sprint vor der Schwedin Elvira Öberg (0 Strafrunden/+30,9 Sekunden) und der Italienerin Dorothea Wierer (0/+37,2).

Niskanen gewinnt Langlauf-Gold

Die Familie Niskanen dürfte in den nächsten Tagen äußerst zufrieden die Rückreise aus Peking antreten. Schließlich werden sich mindestens zwei weitere olympische Medaillen im Gepäck und damit auch im Familienbesitz befinden. Einen Tag nach dem Sieg seiner Schwester Kerttu über die 10-Kilometer-Klassisch-Strecke, hat auch Iivo Niskanen eine Goldmedaille im Skilanglauf gewonnen.

Skilangläufer Iivo Niskanen jubelt bei der Zieldurchfahrt mit ausgestreckter Faust
Genauso gut wie seine Schwester: Iivo Niskanen macht die Goldsammlung der Familie komplettBild: Clive Rose/Getty Images

Der 30-Jährige setzte sich in Zhangjiakou über die 15 Kilometer im klassischen Stil überlegen durch. Im Ziel lag er 23,2 Sekunden vor Skiathlon-Olympiasieger Alexander Bolschunow aus Russland. Bronze gewann Norwegens Star Johannes Hoesflot Klaebo. Für Iivo Niskanen war es das dritte olympische Gold seiner Karriere. 

Auf dem Eis-Oval der Eisschnellläufer hat sich derweil Nils van der Poel zum Langstrecken-König von Peking gekrönt. Nach seinem Olympiasieg über die 5000 Meter sicherte sich der Schwede auch über 10.000 Meter die Goldmedaille - und das sogar in neuer Weltrekordzeit. Der 25-Jährige unterbot mit 12:30,74 Minuten im National Speed Skating Oval seine eigene Bestmarke um 2,21 Sekunden. Zweiter wurde der Niederländer Patrick Roest in 12:44,59 Minuten. Bronze sicherte sich der Italiener Davide Ghiotto, der 12:45,98 Minuten lief.

Snowboard: Die Tränen des Shaun White

Shaun White weinte hemmungslos. "Vielen Dank, Snowboarding. Du warst die Liebe meines Lebens", sagte der Superstar unter Tränen. Nach dem verpatzten letzten Lauf seiner Karriere hatte der 35-Jährige seine Emotionen noch unter Kontrolle, doch vor der Kamera des US-Fernsehsenders NBC wenige Minuten später konnte sich White schon nicht mehr zurückhalten. "Ich wollte doch nicht weinen", schluchzte White: "Doch das alles hier ist einfach super emotional für mich."

Snowboarder Shaun White schließt die Augen
Lebend Legende: Snowboarder Shaun White beendet seine unglaubliche KarriereBild: HANNAH MCKAY/REUTERS

Und dieses Ende war seiner unvergleichlichen Laufbahn eigentlich nicht würdig. 2006, 2010 und 2018 gewann er jeweils Olympia-Gold. White verpasste zum Abschied eine Medaille, wurde im Genting Snow Park von Zhangjiakou im Halfpipe-Finale mit 85,00 Punkten Vierter. White stürzte im dritten und letzten Lauf, ihm fehlten 2,25 Zähler auf den Schweizer Jan Scherrer auf dem Bronze-Rang. Der Japaner Ayumu Hirano folgte dank einer fast perfekten Leistung mit höchster Schwierigkeit im letzten Versuch auf den US-Amerikaner als Olympiasieger. Silber gewann der Australier Scotty James. "Für alle, die heute hier gefahren sind, war er ein Kindheitsidol", sagte Bronze-Gewinner Scherrer über White.

"Shaun White ist der Größte aller Zeiten. Jeder kennt Shaun White, sogar die Menschen, die sich nicht für Snowboard interessieren", sagte André Höflich. Der Bayer wurde mit 76,00 Punkten Achter und egalisierte damit das beste Olympia-Resultat eines männlichen deutschen Snowboarders in der Halfpipe. Er war froh, an diesem Tag dabei zu sein: "Das ist für mich eine Riesen-Ehre, Shaun heute gemeinsam mit allen anderen in die Rente zu schicken."