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OK weist Fragen nach Uiguren und Taiwan scharf zurück

Andreas Sten-Ziemons mit SID, dpa, insider.com
17. Februar 2022

In der täglichen Pressekonferenz des IOC am Rande der Olympischen Winterspiele geht es um die Menschenrechtslage in China. Die Sprecherin des Organisationskomitees präsentiert ihre eigene Sicht, das IOC schweigt.

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Yan Jiarong, Sprecherin des Organisationskomitees der Olympischen Spiele in Peking, bei einer Presskonferenz
Olympia-OK-Sprecherin Yan Jiarong lässt alle kritischen Fragen an sich abperlen Bild: picture alliance/dpa/XinHua

Alles nur "Lügen" - Yan Jiarong, die Sprecherin des Organisationskomitees BOCOG, war in ihren Aussagen sehr klar. Berichte über Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung gegenüber der ethnischen Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiang bezeichnete sie als unwahr. "Die sogenannte Zwangsarbeit" sei von einigen "Gruppen" erfunden worden, sagte sie. Zudem hielt sie fest, dass es "nur ein China in der Welt" gebe und Taiwan "ein untrennbarer Teil" davon sei. Immer wieder betonte sie: "Wir sind gegen die Politisierung der Spiele."

Das IOC windet sich

Mark Adams, Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der neben Jiarong auf dem Podium saß, verteidigte die "unpolitische" Haltung seiner Organisation. Fragen nach "Konzentrationslagern" in Xinjiang seien für diese Pressekonferenz "nicht relevant", sagte er. Das IOC kümmere sich um die Einhaltung der Menschenrechte bei den Olympischen Spielen und um die Rechte der Athletinnen und Athleten.

"Wir überlassen es anderen internationalen Organisationen wie der UN, die Aspekte außerhalb der Spiele zu betrachten", so Adams. Es gebe "viele Sichtweisen auf viele Dinge in der Welt, unser Job ist es, dass die Spiele stattfinden".

Taiwanesin im falschen Anzug

Wie sensibel das Verhältnis zwischen Taiwan und China ist, zeigt auch der Fall der Eisschnellläuferin Huang Yu-ting, die in Peking für Taiwan startet. Offiziell heißt das Land beim IOC allerdings Chinesisch Taipeh - auch weil China den Namen Taiwan nicht anerkennt. Huang tauchte in einem Video einer Trainingseinheit im Internet auf, bei der sie in einem chinesischen Rennanzug trainierte. Der Clip löste einen Shitstorm aus und wurde kurze Zeit später gelöscht. 

Eisschnellläuferin Huang Yu-ting aus Taiwan schaut nach dem 500-Meter-Rennen mit ernstem Blick auf die Anzeigetafel
So sieht ihr Rennanzug eigentlich aus: Eisschnellläuferin Huang Yu-ting aus TaiwanBild: Ashley Landis/AP/picture alliance

Die Erklärung lieferte Huang in einem Interview mit der Zeitung "South China Morning Post". Den Anzug habe sie von einer chinesischen Sportlerin bekommen. "Wir haben uns vor einigen Jahren kennen gelernt und gemeinsam in Deutschland trainiert. Später kehrte sie nach China zurück und ich ging in die USA", sagte Huang. "Wir haben uns dieses Jahr wieder getroffen, und das war das Geschenk von ihr."

Bei vielen ihrer Landsleute kam dieses Geschenk allerdings weniger gut an. "Das ist lächerlich. Wenn du das chinesische Team repräsentieren willst, dann verlasse Taiwan", schrieb ein Internetnutzer, ein anderer kommentierte: "Erbärmliche Athletin."

Diplomatischer Boykott wegen "Genozid"

Tatsächlich sind die Olympischen Spiele in Peking so politisch wie wenige Olympiaausgaben zuvor. Im Grunde ist seit den Sommerspielen in Chinas Hauptstadt im Jahr 2008 nicht mehr so viel über die politische Lage im Gastgeberland gesprochen worden. Schon bei der Eröffnungsfeier hatte der Auftritt einer uigurischen Langläuferin, die das olympische Feuer durchs Stadion trug für Empörung gesorgt.

Die prekäre Lage der Uiguren, die Situation in Tibet und der inneren Mongolei, die Unterdrückung der Opposition in Hongkong, auch die Drohungen Chinas in Richtung Taiwan sowie der Fall der Tennisspielerin Peng Shuai hatten im Vorfeld für viel Kritik gesorgt. Einige Regierungen, darunter die USA, verhängten daraufhin einen diplomatischen Boykott und sendeten keine offiziellen Vertreter nach Peking. 

Im Fall Shuai hatte sich auch das IOC wiederholt von den "chinesischen Karren" spannen lassen. IOC-Präsident Thomas Bach führte ein Video-Telefonat mit Shuai, nachdem wochenlang gerätselt worden war, wo sie sich befindet und ob es ihr gut geht. Bach zeigte sich mit Shuai auch auf der Tribüne der Winterspiele.