1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Komponist Penderecki 86-jährig gestorben

29. März 2020

Er galt als wichtigster polnischer Komponist der Gegenwart. Penderecki arbeitete für Star-Musiker und veredelte die Werke berühmter Regisseure. Gleichsam bis zuletzt sprudelten in seinem Kopf die Ideen für Musik.

https://p.dw.com/p/3aAhY
Krzysztof Penderecki bei einem Konzert im Jahr 1980 (Foto: Getty Images/Keystone/Hulton Archive)
Krzysztof Penderecki bei einem Konzert im Jahr 1980Bild: Getty Images/Keystone/Hulton Archive

Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki ist im Alter von 86 Jahren in Krakau gestorben, wie die Agentur PAP unter Berufung auf seine Ehefrau berichtete. Penderecki galt als wichtigster polnischer Komponist der Gegenwart - und blieb bis zuletzt aktiv. "Ich habe noch Arbeit für die nächsten 20 Jahre", versicherte er vor noch gar nicht allzu langer Zeit. . 

Am 23. November 1933 in Debica bei Krakau als Sohn eines musikbegeisterten Anwalts geboren, erhielt Penderecki in frühen Jahren Violin- und Klavierunterricht und studierte später Komposition an der Krakauer Staatsakademie. Aufsehen erregte er, als er 1959 beim Warschauer Wettbewerb junger polnischer Komponisten anonym drei Stücke einreichte und alle drei zu vergebenden Preise gewann.

Krzysztof Penderecki (1933 - 2020) (Foto: Ludwig-van-Beethoven-Verein, Warschau)
Krzysztof Penderecki (1933 - 2020)Bild: Ludwig-van-Beethoven-Verein, Warschau

Seine Komposition für die Opfer der Atombombe von Hiroshima wurde mit dem Preis der Weltkulturorganisation UNESCO ausgezeichnet und gehört bis heute zu seinen meistgespielten Werken. 1960 wurde sein Orchesterwerk "Anaklasis" in Deutschland uraufgeführt und sicherte ihm einen festen Platz in der Neuen Musik. Penderecki widmete seine Werke auch den Opfern des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz und der Terroranschläge des 11. September 2001. Er schrieb für Star-Musiker wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter, den Violinisten Isaac Stern und den Cellisten Mstislaw Rostropowitsch. Auch in Filmen von Regisseuren wie Stanley Kubrick und Andrzej Wajda tauchen seine Kompositionen auf.

Früher Avantgarde, später traditioneller 

Während er mit seinen frühen Arbeiten als Vertreter der Avantgarde galt, wandte sich Penderecki in späteren Jahren wieder mehr traditionellen Musik- und Klangmustern zu. Einen Schwerpunkt legte er auf Kammermusik und sakrale Musik. Penderecki lehrte an der Krakauer Musikhochschule, der Folkwangschule in Essen und der Yale-Universität in den USA. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Selbst Pendereckis Partituren wurden bereits wie Kunstwerke ausgestellt: Der Musiker machte verschiedene Klänge in verschiedenen Farben kenntlich, dadurch waren die Handschriften ganz bunt.

Krzysztof Penderecki applaudiert Anne-Sophie Mutter nach einem Konzert im Mai 2013 in Luslawice in Polen (Foto: Getty Images/AFP/J. SKARZYNSKI)
Krzysztof Penderecki applaudiert Anne-Sophie Mutter nach einem Konzert im Mai 2013 in Luslawice in PolenBild: Getty Images/AFP/J. SKARZYNSKI

Sein Landgut in der Nähe von Krakau mit seinem ausgedehnten Park genoss der umtriebige Komponist und Dirigent nur selten, obwohl Bäume neben der Musik als seine große Leidenschaft galten. Der ausgebuchte Terminkalender und die vielen Reisen ließen keine Rast zu. Nach dieser sehnte er sich selbst im hohen Alter nicht. Dass er sich Ruhe wünsche, sei wohl ein Scherz, sagte Penderecki vor seinem 85. Geburtstag im November 2018, den er mit einem einwöchigen Musikfestival in Warschau feierte. Dort kamen ihm zu Ehren Weggefährten der internationalen Musikszene zusammen - wie die Dirigenten Juri Baschmet und Christoph Eschenbach. Nicht fehlen durfte Anne-Sophie Mutter, mit der Penderecki eine lange und intensive Künstlerfreundschaft verband. Ein Ergebnis der Freundschaft mit der deutschen Violinistin war unter anderem das Album "Hommage à Penderecki".

"Ich liebe alle meine Werke" 

"Ich liebe es, unbekannte Wege zu gehen", sagte er einmal über seine Arbeitsweise. Seine Musik hatte eine große Bandbreite, einen Favoriten herauszupicken, fiel ihm schwer. "Ich muss, nicht besonders bescheiden, zugeben, dass ich alle meine Werke liebe", sagte er. "Es sind Stücke, die ich akzeptiert habe und die mir nahe sind". Unwichtige Musik hingegen - die würde er gar nicht erst zu Ende schreiben.

sti/qu (afp, dpa, kna)