1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Putin kritisiert Nawalny-Film und Proteste

25. Januar 2021

Das Video des Kremlkritikers Alexej Nawalny mit dem Titel "Ein Palast für Putin" ist bereits millionenfach abgerufen worden - jetzt hat Kremlchef Putin alle darin enthaltenen Vorwürfe zurückgewiesen.

https://p.dw.com/p/3oNkM
Russland | Putin Palast am Schwarzen Meer
Der Bau des Palastes am Schwarzen Meer solle umgerechnet 1,1 Milliarden Euro verschlungen haben, behauptet NawalnyBild: Navalny Life/dpa/picture alliance

Er besitze keinen riesigen Privatpalast am Schwarzen Meer, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin. "Nichts von dem, was in dem Video als mein Eigentum gezeigt wird, gehört mir oder meinen engsten Verwandten - und gehörte auch nie. Niemals", sagte Putin bei einem Online-Gespräch mit Studenten. Ein junger Mann hatte dem Präsidenten eine Frage zu dem Youtube-Video mit dem Titel "Ein Palast für Putin" gestellt, das nach wenigen Tagen schon fast 87 Millionen Mal aufgerufen wurde.

Video war Auslöser der Proteste

Zuvor hatte bereits Putins Sprecher den Film als "Unsinn" bezeichnet. Der Kremlchef sagte, dass er sich den fast zweistündigen Streifen aus Zeitmangel nicht angesehen habe. Allerdings hätten ihm Mitarbeiter Auszüge der "Kompilation" vorgelegt.

Russland | Vladimir Putin in einer Videokonferenz
Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte sich in einer Videokonferenz mit russischen StudentenBild: picture alliance/dpa/TASS/M. Klimentyev

Der Film und die Inhaftierung des Kremlkritikers Alexej Nawalny waren am Samstag Auslöser beispielloser Proteste in mehr als 100 Städten mit vielen Verletzten und Tausenden Festnahmen. Putin meinte dazu, dass sich Bürger und Polizei an die Gesetze halten müssten. Die Organisatoren verglich er mit "Terroristen".

Neuer Protestaufruf

In Russland werden schon seit Monaten wegen der Corona-Pandemie keine Demonstrationen mehr erlaubt - Menschenrechtler beklagen deshalb einen Missbrauch der Situation um das Corona-Virus, um den Protest zu unterdrücken. 

Deutschland | Gernot Erler Bürgermeister in Freiburg 2018
Gernot Erler, der ehemalige Russland-Beauftragte der Bundesregierung, äußerte sich im DW-Interview (Archiv)Bild: picture-alliance/ROPI/A. Pisacreta

Nawalnys Team rief für den 31. Januar zu neuen landesweiten Protesten auf - für die Freilassung des Kremlgegners und gegen Putin. "Das ist durchaus risikoreich, wenn sich diese Proteste gegen die Verhaftung von Nawalny mit dem Unmut über die wirtschaftliche Entwicklung, über die Rentenreform, über die Teuerung der Lebensmittel, des täglichen Leben die Menschen in Russland verbindet. Diese Verbindung ist gefährlich für den Kreml", sagt der frühere Bundestagsabgeordnete Gernot Erler (SPD) im Gespräch mit der Deutschen Welle. Erler war von 2014 bis 2018 Russland-Beauftragter der Bundesregierung. 

Wem gehört der Palast?

Der österreichische Politologe Gerhard Mangott geht noch einen Schritt weiter: "Diejenigen, die auf die Straße gegangen sind, sind sicherlich mehr als reine Nawalny-Anhänger", sagt er im Interview mit der Deutschen Welle. Nicht alle Demonstranten würden Nawalny beispielsweise bei einer Präsidentenwahl wählen, präzisierte der Osteuropa-Experte.

Russland | Putin Palast am Schwarzen Meer
Allein das Grundstück des Palastes soll 40 Mal größer sein als MonacoBild: Navalny Life/dpa/picture alliance

Die Politologin Tatjana Stanowaja meinte, dass Putin mit seinem Kommentar zu Nawalnys Film anerkenne, dass der "Volkszorn" gerechtfertigt sei. Allerdings stelle sich die Frage, ob die Menschen Putin glaubten. Ohne Antwort dazu, wem der Palast gehört, sei das "lächerlich".

Das Grundstück mit dem Palast am Schwarzen Meer ist dem Film Nawalnys zufolge fast 40 Mal so groß wie Monaco und soll mehr als 100 Milliarden Rubel (1,1 Milliarden Euro) verschlungen haben. Nawalny hält es für erwiesen, dass das milliardenschwere "Zarenreich" mit eigener Eishockey-Arena, Hubschrauber-Landeplatz, Casino und Aquadisco dem Präsidenten gehört, allerdings seien die Besitzverhältnisse verschleiert worden. Finanziert worden sein soll alles aus Schmiergeldern, die Oligarchen und Putins enge Vertraute in den Staatskonzernen gezahlt hätten. In dem Video werden erstmals Drohnenaufnahmen, Augenzeugen und Dokumente gezeigt.

nob/uh (dpa, afp, DW)