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Politik

RKI: 21 Tage Isolation bei Affenpocken

24. Mai 2022

Auch für Deutschland wird ein Anstieg der Fallzahlen des Affenpocken-Virus erwartet. Gesundheitsminister Lauterbach erwartet aber keine neue Pandemie.

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126. Deutscher Ärztetag | Pressekonferenz zu Affenpocken
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (rechts) und RKI-Chef Lothar Wieler vor der PresseBild: Sina Schuldt/dpa/picture alliance

"Nicht der Beginn einer neuen Pandemie"

Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt bei einer Infektion mit Affenpocken eine Isolation von mindestens drei Wochen. Darüber hinaus gebe es auch eine dringende Empfehlung für Kontaktpersonen, sich für mindestens 21 Tage in Isolation zu begeben, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit RKI-Präsident Lothar Wieler.

Mit dieser Maßnahme wolle man das Ausbruchsgeschehen in Deutschland in den Griff bekommen. "Wir haben gute Chancen, diesen Erreger zu stoppen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa", sagte Lauterbach. Es handele sich nicht um den Beginn einer neuen Pandemie.

Laut Wieler sind Stand Dienstagvormittag in Deutschland fünf Fälle an das RKI übermittelt worden. Dabei handele es sich ausschließlich um Männer. Die Gefährdung für die allgemeine Gesundheit in Deutschland werde als gering eingeschätzt, es seien aber weitere Fälle zu erwarten.

Weitergabe durch Körperkontakt

Auch Fachärzte sehen nach dem Auftreten erster Fälle von Affenpocken in Deutschland keine neue Pandemie heraufziehen. "Die Gefahrensituation ist gering, weil das Virus nur durch engen Körperkontakt, also über Körperflüssigkeiten oder Krusten, weitergegeben wird und nicht durch Tröpfcheninfektion wie Niesen, Husten oder Sprechen", sagte Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Die coronabedingte Wachsamkeit werde dazu führen, Kontaktpersonen von Infizierten rasch zu identifizieren. Es komme "wahrscheinlich keine neue Epidemie auf uns zu".

Affenpocken-Ausschlag auf der Hand
Affenpocken-Ausschlag auf der Hand einer Erkrankten (Archivbild) Bild: CDC/Getty Images

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach. Er erwartet keine große Ausbreitung unter Kindern und Jugendlichen: "Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich in der momentanen Lage in Europa Kinder mit Affenpocken anstecken." Es seien auch keine Fälle bekannt, "in denen sich Affenpocken in Europa innerhalb von Familien ausgebreitet haben".

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mahnte, wachsam zu sein. "Corona hat uns gelehrt, sehr genau die Entwicklung weltweit zu betrachten. Denn in einer globalisierten Welt verbreiten sich nicht nur Güter schnell, sondern auch Krankheiten", sagte Verbandschef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Aber nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse müsse man keine Affenpocken-Pandemie befürchten.

Am Freitag war in Bayern der erste bestätigte Infektionsfall bekannt geworden. Anschließend meldeten die Bundesländer Berlin, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg Infektionen. In Köln in Nordrhein-Westfalen gibt es einen Verdachtsfall.

USA leiten Ausgabe von Impfstoff ein

In den USA bereiten sich die Behörden darauf vor, enge Kontaktpersonen von Infizierten gegen Affenpocken zu impfen. Es seien mehr als 1000 Dosen des Mittels Jynneos auf Lager, teilte die Gesundheitsbehörde CDC mit. Der Vorrat soll in nächster Zeit aufgestockt werden. Laut dem CDC-Epidemiologen John Brooks sind vor allem Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist oder die an bestimmten Hautkrankheiten wie Ekzemen leiden, einem größeren Risiko ausgesetzt. In den USA gibt es bisher eine bestätigte Infektion und weitere Verdachtsfälle.

Neben den USA stockt auch Großbritannien seine Impfvorräte gegen Pocken und Affenpocken auf. Am Montag hatten die Gesundheitsbehörden 36 Neuansteckungen in England und eine in Schottland gemeldet. Insgesamt gibt es damit in Großbritannien 57 bestätigte Infektionen mit dem Virus.

Weltweit sind inzwischen deutlich mehr als 100 akute Fälle nachgewiesen. Wegen der langen Inkubationszeit von bis zu drei Wochen gehen Mediziner und Virologen von vielen weiteren Meldungen in den nächsten Tagen und Wochen aus.

WHO ruft zu Hygiene auf

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht dennoch derzeit keine Notwendigkeit von Massenimpfungen gegen Affenpocken. Eine Impfung mit einem Pocken-Vakzin wirkt nach Expertenangaben bis zu 85 Prozent vorbeugend. Maßnahmen wie Hygiene und präventives Sexualverhalten würden helfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte der Leiter des Teams für Krankheitserreger bei der WHO Europa, Richard Pebody. Die wichtigsten Schritte zur Bekämpfung des Ausbruchs seien die Rückverfolgung von Kontakten und die Isolierung von Infizierten.

Zu den Symptomen von Affenpocken gehören Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und ein Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und dann auf andere Körperteile übergreift. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb weniger Wochen wieder.

Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Folgen einer überstandenen Infektion können Narbenbildung und selten auch Erblindung sein.

se/kle/jj/uh (dpa, afp, rtr, ap)