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Streaming: Disney+ greift an

12. November 2019

Wenn Disney seinen eigenen Streamingdienst startet, können alle anderen Anbieter einpacken? Nicht unbedingt. Selbst Mickey muss sich etwas ins Zeug legen - und setzt dabei auf Exklusivität.

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Ein Telefon und Fernseher mit dem Disney Plus-Streaming-Service
Bild: picture-alliance/Hollandse Hoogte/R. Engelaar

Bislang waren Disney-Filme auf Netflix zuhause. Doch das war nur der Anfang, denn Mickey und Co. haben jetzt eine neue, alte Heimat gefunden. Sie kehren quasi nach Hause zurück. Den Disney hat jetzt einen eigenen Streamingdienst.

An diesem Dienstag (12.11.) ging's los -  "Disney+" bzw. "Disney Plus" ist in den USA, Kanada und den Niederlanden gestartet.

Wie Weihnachten

Das könnte für Disney-Fans vermutlich kaum besser liegen - denn was gibt es Besseres, als sich mit Klassikern wie "The Nightmare Before Christmas", "Winnie Puuh" oder "Toy Story" auf Weihnachten einzustimmen? 

Anderswo braucht es noch etwas Geduld: Der Deutschland-Start ist für den 31. März 2020 angesetzt, zeitgleich mit Spanien, Großbritannien, Italien und Frankreich. Auch nicht schlecht: Zwei Wochen später ist Ostern.  

Obligatorisches Streaming?

So ganz aus dem Nichts kommt der Streamingdienst nicht - schließlich war Disney im Zugzwang. Immer mehr Streaming-Dienste buhlen um die Zuschauer. Netflix zum Beispiel wurde 1997 gegründet und stieg 2007 ins Video-on-Demand-Geschäft ein - machte also Video-Inhalte per Streaming für Abonnenten zugänglich. Heute hat Netflix weltweit knapp 150 Millionen Abonnenten.

Es gesellten sich unter anderem "Amazon Prime Video", "Sky go", "Watchever" oder "Maxdome" dazu. Auch Youtube streamt.

Infografik Streaming will replace linear TV

Vielleicht sollte man lieber fragen: Wer streamt heute eigentlich noch nicht? Ein paar Schwergewichte gab es da tatsächlich, bis jetzt. 

Als eine Art Spätzünder entpuppte sich neben Disney auch Apple, immerhin eine der reichsten Firmen der Welt. Zwar hatte Steve Jobs schon mit dem Gedanken gespielt, in den Streaming-Markt einzusteigen - konnte die Idee vor seinem Tod 2011 aber nicht realisieren. Acht Jahre später stagnieren die Verkaufszahlen von iPhone und Co. und Apple versucht nun, mit digitalen Abos neue Kunden zu gewinnen und alte zurückzuholen. Ob der Plan aufgeht, muss sich noch zeigen. Apple TV Plus ist seit Anfang November verfügbar.

Erfolgreicher Testballon

Fast zeitgleich mit Apple entschied sich auch Disney, in den Streaming-Ring zu steigen. Die Walt-Disney-Studios gehören zu den größten und erfolgreichsten Filmstudios der Welt, gegründet 1923.

Walt Disney posiert mit Mickey Mouse
Disneys Erfolgsgeschichte begann 1923. Hier posiert Gründer Walt Disney mit Mickey Mouse.Bild: Imago/ZUMA Press/Globes Photos

Schon länger stand bei Disney der eigene On-Demand-Dienst im Raum, dieses Vorhaben fruchtete aber vorerst nur in einem umfassendes Lizenzabkommen mit Netflix und mit einer Art heimlichem Testballon in Großbritannien. Dort testete Robert Iger, der CEO von Disney, eine Streaming-App namens "DisneyLife" - offenbar Erfolg versprechend, denn von dem Exklusivvertrag mit Netflix trat Disney innerhalb von nicht einmal einem Jahr zurück. 

Was bietet Disney+?

Disney+ hat das ganze Disney-Universum im Angebot - was mehr ist als man zuerst vermuten mag: Denn dazu gehören klassische Inhalte wie Bambi und Peter Pan, aber auch Animationsfilme der Disney-Trickfilmtochter Pixar, die Superhelden des Marvel-Universums, Star Wars und die Dokumentationen von National Geographic.

Im Umkehrschluss sind all diese Inhalte auf keinen anderen Streamingdiensten mehr zu finden. Disney möchte exklusiv sein. Infolgedessen heißt es auch: Fremde Inhalte müssen draußen bleiben. 

Hier müssen die Nutzer nun abwägen, was sie sehen möchten, und was nicht. Die monatlichen Kosten für Disney+ betragen 6,99 Euro (in den Niederlanden), das Jahresabo gibt es für 69,99 Euro. Netflix ist dagegen etwas teurer, das Basispaket gibt es für 7,99 Euro im Monat. 

Will streaming households in the USA subscribe to Disney+?

(K)ein Selbstläufer?

So beliebt Disney auch ist, so schwierig sind die Erfolgschancen des Streaming-Alleingangs abzuschätzen.

Laut einer Befragung (siehe Infografik) ist die Mehrheit der US-amerikanischen Haushalte, die bereits einen Streaminganbieter abonniert haben - darunter Hulu-, Netflix- und Amazon-Kunden - laut eigener Aussage "wahrscheinlich nicht" dazu bereit, auch noch ein Disney Plus-Abo abzuschließen.

Ähnliches ergab eine Umfrage des Finanzdienstleistungsunternehmen Piper Jaffray im Auftrag von CNBC. Rund 1500 Netflix-Abonnenten wurden hierbei befragt, ob sie einen Wechsel zu Disney oder Apple in Erwägung ziehen. 72 Prozent lehnten Disney+ ab - dennoch wäre es für viele der Befragten jedoch eine Option, mehrere Dienste zu abonnieren. 

Optimistischer ist dagegen schon die Prognose des Analytikunternehmens Jumpshot. Hier basieren die Ergebnisse nicht auf Umfragen, sondern es wurden Verbraucheraktivitäten auf der Webseite als Grundlage herangezogen. Nach Jumpshot haben sich bereits vor dem Start des Disney-Streamingdienstes mehr als eine Million Kunden in den USA registriert, schreibt "TechCrunch", ein Online-Nachrichtenportal für Technologie- und Internet-Unternehmen.

Doch die Daten von Jumpshot geben noch mehr Informationen preis: Nach Angaben des Unternehmens abonnieren 31 Prozent der Disney+-Abonnenten auch mindestens eine weitere Streaming-Plattform. 19,4 Prozent sind demnach außerdem bei Amazon Prime registriert, 18,5 Prozent nutzen Netflix und 9,1 Prozent abonnieren Hulu.

Am Ende gibt es vielleicht doch ein Happy End für alle - fast alle. 

Lesen Sie hier: Streamingdienste könnten traditionelles Fernsehen verdrängen

Hannah Fuchs Multimedia-Reporterin und Redakteurin mit Fokus auf Technik, digitalen Themen und Psychologie.