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Inflation auf höchstem Stand seit zehn Jahren

30. Oktober 2018

Eines fürchten Notenbanker und Wirtschaftslenker wie der Teufel das Weihwasser: Deflation. Sinkende oder stagnierende Preise würgen auch die stärkste Wirtschaft ab. Diese Gefahr besteht aber gerade gar nicht.

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Deutschland Inflation
Bild: Picture-Alliance/dpa/J. Büttner

Die Preise in Deutschland ziehen so stark an wie seit gut zehn Jahren nicht mehr. Im Schnitt lagen sie im Oktober um 2,5 Prozent höher als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Da die Verbraucherpreise im August um 2,0 und im September um 2,3 Prozent nach oben gegangen waren, spricht Commerzbank-Ökonom Marco Wagner von einem "erneuten Inflationssprung". Dieser katapultierte die Teuerungsrate auf den höchsten Wert seit September 2008.

Es liegt wieder einmal am Öl

Deutlich mehr zahlen als im Oktober 2017 mussten Verbraucher für Haushaltsenergie und Kraftstoffe (plus 8,9 Prozent). Der gestiegene Ölpreis als Leitenergie zieht andere Energiepreise mit nach oben. Zugleich schwächelt der Euro tendenziell, was Rohöl für europäische Verbraucher teurer macht. Rohöl wird in Dollar abgerechnet. "Wer seinen Heizöltank für die bevorstehenden Wintermonate füllt, leert auf der anderen Seite mittlerweile ordentlich seine Geldbörse", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. Auch die Fahrt zur Tankstelle sei inzwischen wieder ein teures Unterfangen.

Nach Einschätzung von Volkswirten wurde die Inflation zudem von teureren Pauschalreisen in der Herbstferienzeit beeinflusst. Der Anstieg der Nahrungsmittelpreise verlangsamte sich dagegen, sie zogen unterdurchschnittlich um 1,9 Prozent an. Für Wohnungsmieten, die gut ein Fünftel der Konsumausgaben der privaten Haushalte ausmachen, mussten Verbraucher 1,6 Prozent mehr zahlen als im Vorjahresmonat.

Preise für Heizöl und Benzin erreichen neue Tiefstände
Jetzt mal ganz scharf nachgerechnet: Reicht der Heizölvorrat nicht vielleicht doch über den WInter?Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Die Zinsen sollen erst mal so bleiben

Für den Euroraum insgesamt strebt die Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig eine Teuerungsrate knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhafte niedrige oder in großem Stil sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das bremst die Wirtschaft.

Weil die Verbraucherpreise seit geraumer Zeit nach oben zeigen, strebt die Notenbank an, ihre umstrittenen Wertpapierkäufe zum Ende dieses Jahres zu beenden. Sparer müssen sich allerdings noch gedulden. Die Zinsen im Euroraum sollen bis mindestens "über den Sommer" 2019 auf dem Rekordtief von null Prozent verharren.

Keine guten Zeiten für Sparer

Trotz der in vielen EU-Staaten anziehenden Inflation gilt unter Händlern eine Zinserhöhung der EZB noch in der Amtszeit von Zentralbank-Chef Mario Draghi längst nicht mehr als ausgemachte Sache. Der Italiener führt die EZB noch bis Ende Oktober 2019.

Seit März 2016 hält er den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld bei null Prozent - sehr zum Leidwesen vieler Deutscher: Denn das Sparbuch ist bundesweit die beliebteste Geldanlageform und wird von gut jedem Zweiten genutzt, wie aus Daten des Vermögensverwalters J.P. Morgan Asset Management hervorgeht.

Wenn die Inflation wieder anzieht, verlieren Sparer auf mickrig verzinsten Tages- oder Festgeldkonten erst recht bares Geld. Im Euroraum lagen die Verbraucherpreise im September um 2,1 Prozent über dem Vorjahresniveau. Andererseits profitieren beispielsweise Hausbauer von vergleichsweise günstigen Kreditkonditionen.

dk/uh(dpa, rtr)