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Schlechtere US-Noten für Deutschland

3. November 2022

Die größten US-Unternehmen in Deutschland bewerten die Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA als stabil und fest. Allerdings ist Deutschland für amerikanische Firmen kein Einser-Kandidat mehr.

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Symbolbild I Paketzustellung, Paketanlieferung Amazon Prime
Kein US-Unternehmen macht so viel Umsatz in Deutschland wie AmazonBild: Wolfram Steinberg/picture alliance

Steigende Kosten für Energie und Rohstoffe machen den Standort Deutschland aus Sicht von US-Unternehmen unattraktiver. In einer Umfrage der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) unter den größten US-Unternehmen hierzulande verschlechterte sich die Bewertung von Note 1,9 im vergangenen Jahr auf nun 2,4. Für 2023 erhält der Wirtschaftsstandort Deutschland von den US-Unternehmen die Note 2,7.

"Die Tendenz in der Standort-Bewertung belegt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von der Politik verbessert werden müssen, damit Deutschland auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt", mahnte die Präsidentin der AmCham Germany, Simone Menne, am Donnerstag in Kronberg bei Frankfurt. "Insbesondere die Energiepreise müssen auf ein Niveau gebracht werden, dass es den Unternehmen ermöglicht im internationalen Wettbewerb zu bestehen." Wichtig sei, so Menne, "so viel Regulierung wie nötig, so viel Wettbewerb wie möglich."

Der Gesamtumsatz der 50 größten US-Unternehmen in Deutschland erhöhte sich nach dem Pandemieknick von 2020 auf 2021 wieder um knapp 15 Prozent auf 218,4 Milliarden Euro, wie die AmCham ausgerechnet hat. Die Zahl der Beschäftigten bei diesen Unternehmen hierzulande blieb den Angaben zufolge mit 275.000 zum Vorjahr nahezu unverändert.

Deutschland |  Autoproduktion bei Ford in Köln
Autoproduktion bei Ford in KölnBild: Oliver Berg/dpa/picture alliance

Autobranche im Rückwärtsgang

Das Wachstum verteilte sich 2021 aber unterschiedlich auf die verschiedenen Wirtschaftszweige. Dienstleistungen & Handel (+27,7 Prozent) sowie Rohstoffe, Energie & Chemie (+24,9 Prozent) konnten ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnen, Unternehmen dieser Branchen profitierten von der wirtschaftlichen Erholung nach Corona. Hingegen verzeichnete die Automobilbranche einen Rückgang (-6,1 Prozent) aufgrund der Nachfrageschwäche des deutschen Automobilmarktes und der Lieferprobleme bei Halbleitern und Chips.

Die von der AmCham vorgelegte Rangliste der umsatzstärksten US-Firmen in Deutschland im Jahr 2021 führt wie ein Jahr zuvor der Versandhändler Amazon an (rund 31,6 Milliarden Euro Erlöse). Auf den weiteren Plätzen folgen der Autobauer Ford (14,2 Milliarden Euro) und der Ölkonzern ExxonMobil (9,5 Milliarden Euro). Größter US-Arbeitgeber hierzulande bleibt den Angaben zufolge die Fastfood-Kette McDonald's mit geschätzt 54.900 Beschäftigten, gefolgt von Amazon (28.000), dem Paketdienst UPS (21.000) und dem Autohersteller Ford (20.000).

Deutschland Imbiss McDonald's
Mc Donald's-Filiale am Potsdamer Platz in BerlinBild: picture-alliance/dpa/M. C. Hurek

"Massive Disruptionen" erfordern Wandel

Die Vizepräsidentin von AmCham Germany, Christina Raab, erinnerte daran, dass die gegenseitigen Direktinvestitionen durch Aufholeffekte nach der Pandemie zwar gestiegen seien, dass die deutsche und amerikanische Wirtschaft aber weiter gefordert seien. "Im Angesicht massiver Disruptionen durch Pandemie und Krieg müssen Unternehmen ihre Resilienz erhöhen, indem sie den eigenen Wandel als digital getrieben, kontinuierlich und multidimensional begreifen. Nur so lässt sich den Herausforderungen unserer Zeit begegnen - von Ressourcenknappheit über Verschiebungen in den globalen Lieferketten bis hin zum anhaltenden Fachkräftemangel", unterstreicht Raab.

Das Top-50-Ranking der AmCham Germany listet jedes Jahr die größten US-Unternehmen in Deutschland auf. Dazu zählen die Tochterunternehmen amerikanischer Muttergesellschaften mit mehr als 50 Prozent US-Kapital in Deutschland.

tko/hb (dpa, AmCham Germany)