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Politik

Wer darf in den Armeen dieser Welt dienen?

Ben Knight fab
27. Dezember 2018

Deutschlands Überlegungen, EU-Bürger in der Bundeswehr zu erlauben, sind nicht einzigartig. Viele Länder, darunter Russland, Frankreich und die USA, versprechen den ausländischen Anwärtern sogar die Staatsbürgerschaft.

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Bundeswehr Soldaten Übung Wachbataillon
Bild: Bundeswehr/Sebastian Wilke

Die Meldung, EU-Bürger in der Bundeswehr zuzulassen, hat vor allem Sorgen über den Zustand der deutschen Armee und über die Lage am Fachkräftemarkt ausgelöst - nicht unbedingt zu Unrecht. Als ob der Generalsinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, diese Bedenken zerstreuen wollte, erläuterte er gleich, dass es bei den Überlegungen lediglich um Ärzte und IT-Spezialisten gehe - und nicht um aktive Soldaten.

General Eberhard Zorn Generalinspekteur der Bundeswehr
Keine Ausländer in der aktiven Truppe, sagt der Generalinspekteur Zorn. Bild: Imago/photothek

Als ranghöchster Soldat der Bundeswehr weiß Zorn, dass diese Ideen aber auch nicht neu sind. So hatte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem Weißbuch zur Bundeswehr schon 2017 die Idee festgehalten, dass man den Pool, aus dem neue Soldaten rekrutiert werden, vergrößern könnte.

In anderen Ländern ist es bereits gängige Praxis, dass auch Ausländer in der Armee dienen. Hier einige Beispiele:

Die EU

Einige kleinere EU-Staaten rekrutieren ihre Soldaten aus dem Kontinent. EU-Bürger im Alter von 18 bis 34 Jahren dürfen seit 2004 in die Streitkräfte von Belgien eintreten. Auch die Armee in Dänemark akzeptiert ausländische Rekruten, sofern sie bereits in Dänemark leben und die Sprache sprechen. Luxemburg erlaubt ebenfalls EU-Bürgern den Zugang zu seiner Armee, wenn sie bereits drei Jahre im Land leben und zwischen 18 und 24 Jahre alt sind.

In Irland können Bürger aus dem europäischen Wirtschaftsraum – also EU plus Island, Liechtenstein und Norwegen – Teil der Streitkräfte werden. Auch andere ausländische Bewerber werden genommen, wenn sie bereits drei Jahre in Irland leben.

Großbritannien

Das Königreich hat traditionell seine Soldaten auch aus den früheren Kolonien des Empires rekrutiert. Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Armee zu einer Organisation aus 53 Nationen, die zum Commonwealth gehören. Etwa 2,3 Millarden Menschen gehören derzeit zu dieser Gruppe, darunter sind auch Australien, Indien, Kanada, Kenia und die Fidschi-Inseln.

Angesichts des Personalmangels - ähnlich wie in Deutschland - hat das britische Militär seine Regeln für die Rekrutierung vor Kurzem schon gelockert. Wie das Verteidigungsministerium im November mitteilte, müssen Bürger aus dem Commonwealthgebiet nicht mehr fünf Jahre in Großbritannien leben, bevor sie in die Armee eintreten dürfen. Andere Nationanlitäten werden allerdings nicht berücksichtigt: EU-Bürger dürfen sich nicht bewerben.

Frankreich

Die französische Fremdenlegion ist einzigartig, denn sie ist die älteste noch aktive Armee, die ausschließlich aus Ausländern besteht. Sie wurde 1831 gegründet. Ihre Soldaten werden immer noch von französischen Offizieren geführt. Die Legionäre können nach drei Jahren die französische Staatsangehörigkeit beantragen.

Trauer um Opfer in Nizza
Soldat der Fremdenlegion - seit 1831 steht sie den ausländischen Rekruten offenBild: Reuters/E. Gaillard

Spanien

Spanien rekrutiert seit 2002 Bürger aus seinen Ex-Kolonien, eine Maßnahme, die Kritiker als imperialistisch bezeichnen. Allerdings hat Madrid Marokko explizit ausgeschlossen, obwohl der nördliche Teil des Landes spanische Kolonie war. Anfangs war die Quote der ausländischen Armeemitglieder auf 2 Prozent gedeckelt, später wurde die Zahl auf 9 Prozent erhöht.

Russland

Russland hat seine Regeln für die Rekrutierung von ausländischen Soldaten 2010 gelockert. Dies wurde als Versuch gesehen, ethnische Russen aus den früheren Sowjetstaaten wieder zurück nach Russland zu locken. Moskau hat außerdem die Armee zu einer Überholspur auf dem Weg zur Staatsangehörigkeit gemacht: Nicht-Russen, die die russische Sprache beherrschen, können einen Fünf-Jahres-Vertrag beim Militär unterzeichnen und dürfen dann nach drei Jahren die Staatsangehörigkeit beantragen.

USA

Die USA erlaubt Bürgern mit dauerhafter Aufenthaltserlaubnis, sowie Green-Card-Besitzern den Eintritt in die Armee, allerdings können sie nicht in höhere Ränge aufsteigen. Auch hier wird der Dienst zur Schnellstraße zur US-Staatsbürgerschaft. 2002 hatte Präsident George W. Bush per Dekret angeordnet, das das Verfahren für nicht-amerikansche Soldaten zur Staatsangehörigkeit beschleunigt wird. Inzwischen treten jährlich rund 8000 Ausländer in die US-Armee ein, die meisten aus Mexiko und den Philippinen. Für Bürger aus Mikronesien und Palau gibt es Sonderregelungen.